Maupertuis [2]

Maupertuis [2]

Maupertuis (spr. mopärtǖī), Pierre Louis Moreau de, Mathematiker, geb. 28. Sept. 1698 in St.-Malo, gest. 27. Juli 1759 in Basel, war 1718–23 Soldat und wurde, ohne etwas veröffentlicht zu haben, »adjoint géomètre« (außerordentliches Mitglied) der Pariser Akademie der Wissenschaften und 1725 associé, d. h. Mitglied. 1728 ging M. nach England, dann nach Basel. 1736 leitete M. die Gradmessung in Lappland und fand den Grad um 340 Toisen länger als unter der Breite von Paris. Dadurch und durch den gleichzeitigen Erfolg La Condamines in Peru war die Abplattung der Erde endgültig festgestellt und zugleich der Sieg der Theorie Newtons. M. veröffentlichte das Resultat in »La figure de la terre déterminée par les observations de M., Clairault, Camus, Le Monnier, Outhier, Celsius etc., an cercle polaire« (Par. 1738). 1740 berief Friedrich d. Gr. M. zum Präsidenten der Akademie nach Berlin, und von der ersten Begegnung am Rhein bis zum Tode blieb M. im Vertrauen des Königs. M. begleitete den König ins Feld, geriet bei Mollwitz in österreichische Gefangenschaft, wurde aber von Maria Theresia freigelassen und ging über Berlin nach Paris. 1744 übernahm M. abermals das Präsidium der Berliner Akademie. 1746 versuchte er die Mechanik auf das von ihm etwa seit 1740 formulierte Prinzip der kleinsten Aktion zu gründen (unter Aktion verstand er mit Leibniz das Produkt aus Masse, Weg und Zeit), und 1750 veröffentlichte er den »Essai de Cosmologie«, in dem er unter Widerlegung aller andern Beweise das Dasein Gottes durch sein Prinzip mathematisch beweisen wollte. M. geriet hierüber zunächst in Streit mit König, dann aber gab Voltaire mit der ebenso witzigen wie boshaften »Histoire du Docteur Akakia« M. dem allgemeinen Gespött preis. Trotz der Parteinahme Friedrichs, der selbst eine Verteidigung schrieb und den »Akakia« vom Henker in Gegenwart Voltaires verbrennen ließ (24. Dez. 1752), war M. seit jener Zeit an Geist und Körper gebrochen. Er reiste 1756 nach dem Süden, und als er auf die Nachricht vom Ausbruch des Krieges nach Berlin zurückkehren wollte, gelangte er nur bis Basel. Ein großer Teil seiner philosophischen und mathematischen Schriften erschien 1752 in 4 Bänden zu Paris und 1768 zu Lyon (beste Ausgabe). Ein vollständiges Verzeichnis seiner Schriften findet sich bei dela Baumelle, Vie de M. (Par. 1856). Das Werk ist 83 Jahre nach dem Tode la Baumelles von dessen Nachkommen Angliviel herausgegeben, es enthielt den lange gesuchten Briefwechsel zwischen M. und Friedrich d. Gr., darunter 87 Briefe und z. T. sehr wichtige des Königs. Aber schon ein Jahr darauf erklärte Angliviel selbst die Briefe nach Vergleich mit den Originalen bei Feuillet de Conches für gröblich gefälscht; den Briefwechsel Friedrichs d. Gr. mit Grumbkow und M. (1731–59) gab Koser (Leipz. 1898) heraus. Vgl. E. du Bois-Reymond, M., Rede (Leipz. 1893); R. Wolf, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz, Bd. 2 (Zürich 1859); Le Sueur, M. et ses correspondants (Par. 1897).


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