Anstrich

Anstrich

Anstrich, eine dünne Schicht einer auf einen festen Körper aufgetragenen flüssigen und dann getrockneten Substanz, die zur Konservierung oder zum Schmuck des angestrichenen Gegenstandes dient. Auf Mauer-, Holz- und Lehmwänden gibt Kalkmilch einen weißen A. (das Weißen), der meist durch billige Farbstoffe (Kalkfarben) abgetönt wird. Haltbarer wird er bei Zusatz von Seifensiederlauge, Alaun-, Salz-, Sodalösung. Auch Käse- oder Milchfarben sind auf Mauer- und Holzwerk anwendbar und haltbar. Sie werden im wesentlichen aus Quark mit ungelöschtem Kalk und Leinöl hergestellt. Zum Anstreichen innerer Räume dienen Leimfarben aus Farbstoff und Leim wasser (1 kg auf 8–9 Lit. Wasser), vor deren Auf tragen die mit Mörtel geputzten Wände erst mit einer Lösung von schwarzer Seife und etwas Leim oder mit Milch grundiert werden.

Schöner sind Ölfarbenanstriche, die der Witterung besser widerstehen, fester haften und abgewaschen werden können. Man grundiert Stein, Putz und Holz mit Leinölfirnis, dem man etwas Farbe zusetzen kann. und wiederholt dann den A. mit Ölfarbe zwei-, auch dreimal, jedoch erst nach völligem Trocknen des vorhergegangenen Anstrichs. Der A. ist um so dauerhafter, je mehr Firnis er enthält; der Farbstoff ist auf die Haltbarkeit ohne Einfluß. Die Farbe streicht sich leichter mit Terpentinöl oder Teeröl verdünnt und trocknet schneller bei Zusatz von Sikkativ. Holz muß vor dem Anstreichen mit Ölfarbe gut ausgetrocknet sein, weil der A. das Entweichen der Feuchtigkeit hindert, so daß das Holz leicht stockt. Holz, das der Sonne ausgesetzt ist, muß möglichst hell gestrichen werden, weil sich das Holz unter dunkler Farbe zu stark erhitzt, Risse und Sprünge bekommt und schnell zu Grunde geht. Glanz und größere Dauerhaftigkeit erhalten Ölfarbenanstriche durch Überziehen mit Lackfirnis. Eisen wird vor dem Streichen mit Leinölfirnis und Mennige grundiert. Als Deckfarbe für die sogen. technischen Anstriche benutzt man Bleiweiß oder Zinkweiß (welches nicht, wie Bleiweiß, durch Schwefelwasserstoff geschwärzt wird) mit etwas Schwarz, ferner Zinkgrau oder Zinkstaub, Königsrot, Eisenmennige, Chromgrün (Berliner Blau mit Chromgelb), Bremer Grün, Graphit, Ruß. Weniger dauerhaft als Ölfarben- sind die Wachsfarbenanstriche, die jedoch nicht nach dunkeln und einen schönen matten Glanz besitzen. Man grundiert mit Leinölfirnis, streicht nach dem Trocknen zwei- bis dreimal und reibt nach abermaligem Trocknen mit einer scharfen Bürste. Die Anstriche verhalten sich sehr verschieden gegen Bakterien. Auf Leimfarbenanstrichen leben Bakterien am längsten, weniger lange auf Kalkfarbenanstrich, während sie auf Ölfarbenanstrich und namentlich auf den unter verschiedenen Namen in den Handel kommenden Emailfarben sehr bald absterben. Die desinfizierende Kraft erhält sich unter allmählicher Abnahme kaum länger als 10 Wochen. Die Emailfarben widerstehen der Karbol- und Sublimatlösung und werden auch durch Formaldehyd nicht angegriffen.

Einen sehr billigen A. gibt Holz- oder Steinkohlenteer, der Mauerwerk vor Feuchtigkeit schützt und sich auch für Holzteile eignet, die vermauert werden sollen. Man trägt den Teer zwei- bis dreimal heiß auf und erzielt durch Überstreichen der geteerten Flächen mit Kalkmilch oder durch Pudern derselben mit seinem Sand, Ziegelmehl etc. noch größere Dauerhaftigkeit. Sehr anwendbar ist das Bestreichen mit heißem Teer ferner bei Eisen. Kleinere eiserne Gegenstände taucht man heiß in Teer. Statt des rohen Teers benutzt man vorteilhafter eine Lösung von Steinkohlenpech in schwerem Steinkohlenteeröl. Sandstein. der zu chemischen Apparaten benutzt werden und der Einwirkung der Säuren widerstehen soll, kocht man in Teer, damit dieser möglichst tief eindringe und fest hafte.

Tran muß ebenfalls heiß aufgetragen, auch mit etwas Mennige versetzt werden, wodurch er mehr Festigkeit bekommt und schneller trocknet. Taue und Seile werden vor Nässe geschützt durch einen A. mit einer Mischung aus Teer, Kolophonium und Schwefel. Asphalt wird behufs des Anstreichens geschmolzen oder in Lein- oder Steinöl aufgelöst und leistet auf Holz-wie auf Eisenwerk gute Dienste. Vgl. Flammenschützmittel. Anstriche werden meist mit dem Pinsel aufgetragen, man hat aber auch mit gutem Erfolg die Farbe durch Druckluft zerstäubt und gegen die anzustreichende Fläche getrieben. Bei einer derartigen Ausführung bedeckten zwei Arbeiter an einem Tag eine 465 qm große Fläche mit 155 Lit. einer Farbe aus Leinöl und Eisenoxyd. Vgl. Hüttmann, Der Gipfer etc. (3. Aufl. von Tormin, Weimar 1886); Hagdorn, Anstreicher (6. Aufl. von Ruck, Leipz. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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