Faraday

Faraday

Faraday (spr. -dä), Michael, Chemiker und Physiker, geb. 22. Sept. 1791 in Newington Butts bei London, gest. 25. Aug. 1867 in Hamptoncourt, beschäftigte sich bis in sein 22. Jahr mit Buchbinderei, studierte aber daneben physikalische u. chemische Werke, hörte später Vorlesungen Davys, ward 1813 dessen Gehilfe, dann sein Sekretär und 1827 Professor der Chemie an der Royal Institution in London. 1829 bis 1842 lehrte er auch an der Militärakademie in Woolwich. F. war einer der bedeutendsten Naturforscher aller Zeiten; kaum jemals hat ein einziger Mensch eine so große Reihe wissenschaftlicher Entdeckungen von folgenschwerster Bedeutung gemacht wie er. Fast alle seine Entdeckungen waren überdies derart, daß sie auf die Vorstellungen von dem Wesen der Kräfte den tiefgreifendsten Einfluß ausübten. Er arbeitete über Legierungen des Eisens, 1820 u. 1822, Verflüssigung von Kohlensäure und Chlor, 1823 u. 1845, Darstellung isomerer Kohlenwasserstoffe, 1825 bis 1826, Darstellung optischen Glases, 1825–29, Thaumatropie und schwingende Platten, 1831 etc.; seit dem Ende der 1820er Jahre wandte er sich mehr der Physik zu, und 1830 begannen seine elektrischen Untersuchungen, die unsre Kenntnis der Elektrizität in ungeahnter Weise bereicherten. 1821 hatte er bereits die elektromagnetische Rotation entdeckt, es folgten 1832 die Entdeckung der elektrischen und magnetelektrischen Induktion und des Extrastromes, der für die damalige Zeit wichtige Nachweis, daß die Elektrizität. aus welcher Quelle sie auch stammt, immer dieselben Eigenschaften hat, und seit 1833 die Untersuchungen über die chemischen Zersetzungen durch den elektrischen Strom, aus denen das Faradaysche Gesetz der festen elektrolytischen Aktion abgeleitet wurde. Seine Untersuchungen über die statische Elektrizität führten ihn zu einer ganz neuen Auffassung über die Ausbreitung der elektrischen Wirkungen: er verließ die frühere Auffassung, daß Elektrizität direkt anziehend und abstoßend in die Ferne wirke, und nahm an, daß sie sich in der Luft, von Teilchen zu Teilchen wirkend, durch die sogen. diëlektrische Polarisation fortpflanze. Seine magnetischen Untersuchungen führten ihn zu der Entdeckung, daß das Licht durch Magnetismus beeinflußt werde, und daß alle Körper, nicht nur Eisen, Kobalt und Nickel, magnetische Eigenschaften haben, daß aber die Körper teils magnetisch, teils diamagnetisch sind (1845–48). Neben diesen großen Entdeckungen enthalten die Untersuchungen noch eine große Menge der wichtigsten Einzelbeobachtungen. F. entdeckte auch die Regelation, und in seinen Vorlesungen vor der Royal Society erläuterte er früh den Gedanken, daß Licht, Wärme und Elektrizität sämtlich Manifestationen ein und derselben Naturkraft seien. Seine letzte Arbeit scheint die Leuchtkraft des elektrischen Lichtes betroffen zu haben. Er schrieb: »Experimental researches in electricity« (1832–55; separat in 2 Bänden, Lond. 1844–55; neuer Abdruck 1884, 3 Bde.; deutsch von Kalischer, Berl. 1889–91, 3 Bde.); »Chemical manipulations« (1843); »Lectures on light and ventilation« (1843); »Experimental researches in chemistry« (1859; neue Ausg. 1882, 3 Bde.); »Lectures on the chemical history of a candle« (1862; 3. Aufl. 1874; deutsch, 2. Aufl., Berl. 1883); »Lectures on non-metallic elements« (1853); »Six lectures on various forces of matter« (4. Aufl. 1874; deutsch, Berl. 1873). Seinen Briefwechsel mit Schönbein gaben (in englischer Sprache) Kahlbaum und Darbishire heraus (Basel u. Lond. 1899). Sein Bildnis s. Tafel »Physiker I«. Vgl. Tyndall, F. as a discoverer (5. Aufl., Lond. 1894; deutsch von Helmholtz, Braunschweig 1870); Jones, The life and letters of F. (2. Aufl., Lond. 1870, 2 Bde.); Dumas, Éloge historique de M. F. (Par. 1868); Gladstone, Michael F. (2. Aufl., Lond. 1873; deutsch, Glogau 1882); Jerrold, Michael F. (Lond. 1891); Thompson, Michael F., his life and work (das. 1898; deutsch von Schütte und Danneel, Halle 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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