Römer [2]

Römer [2]

Römer, 1) Ole oder Olaf, Astronom, geb. 25. Sept. 1644 in Aarhus, gest. 19. Sept. 1710 in Kopenhagen, ging 1671 nach Paris, wurde Lehrer des Dauphin und Mitglied der Akademie; 1681 Professor der Mathematik und Direktor der Sternwarte in Kopenhagen, später Bürgermeister von Kopenhagen und dänischer Staatsrat. Aus den Verfinsterungen des ersten Jupitermondes leitete er 1676 die Lichtgeschwindigkeit ab, auch erfand und gebrauchte er zuerst das Passageninstrument. Seine astronomischen Beobachtungen gingen bis auf die von Horrebow veröffentlichten Beobachtungen dreier Tage (21.–23. Sept. 1706, sogen. Triduum) bei dem Brande von Kopenhagen 1728 zugrunde.

2) Friedrich von, württemberg. Staatsmann, geb. 4. Juni 1794 in Erkenbrechtsweiler auf der Alb, gest. 11. März 1864 in Stuttgart, besuchte das theologische Stift in Tübingen, trat 1813 in das württembergische Militär, studierte seit 1814 die Rechte, ward 1819 Auditeur in Stuttgart und 1830 Kriegsrat. In die Kammer gewählt, ward er ein Wortführer der liberalen Opposition. Da ihm die Regierung für seine parlamentarische Tätigkeit den Urlaub verweigerte, vertauschte er den Staatsdienst mit der Advokatur, nahm 1848 in dem Ministerium vom 9. Mai das Justizministerium an und bemühte sich um die Aufrechthaltung der Autorität der Regierung gegenüber den Ausschreitungen der Demokratie. Auch der deutschen Nationalversammlung gehörte er an, verweigerte aber nach der Übersiedelung des Rumpfparlaments nach Stuttgart im Juni 1849 die Anerkennung seiner Beschlüsse und ließ es endlich 18. Juni durch Militär sprengen, wodurch er die Ausbreitung der badischen Revolution nach Württemberg verhinderte. Weil er sich mit seinen Kollegen über den Beitritt zum Dreikönigsbündnis nicht verständigen konnte, nahm er im Oktober 1849 seine Entlassung. Er wandte sich darauf wieder der Advokatur zu. 1851 ward er in der nach der frühern Wahlordnung berufenen Zweiten Kammer zum Präsidenten gewählt.

3) Friedrich Adolf, Geolog, geb. 14. April 1809 in Hildesheim, gest. 25. Nov. 1869 in Klausthal, studierte 1828–31 in Göttingen und Berlin die Rechte, wurde 1831 Bergamtsjustizbeamter in Hildesheim, 1840 nach Bevenden bei Göttingen und 1843 nach Klausthal versetzt, wo ihm 1845 das Lehramt für Mineralogie und Geologie und 1862 die Direktion der Bergschule übertragen wurde. Er trat 1867 in den Ruhestand. R. ist Begründer des Städtischen (Römer-) Museums in Hildesheim. Er behandelte zum erstenmal das Auftreten der Übergangsformationen, Jura und Kreide in Deutschland in einer Weise, die eine Parallelisierung mit außerdeutschen Entwickelungen zuließ. Er schrieb: »Die Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges« (Hannov. 1835, nebst Nachtrag 1839); »Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges« (das. 1840–41); »Die Versteinerungen des Harzgebirges« (das. 1843); »Beiträge zur geologischen Kenntnis des nordwestlichen Harzgebirges« (Kassel 1850–66, 5 Tle.). Für Leunis' »Synopsis« schrieb er den dritten Teil: »Synopsis der Mineralogie und Geognosie« (Hannov. 1853). 1882 wurde ihm in Klausthal ein Denkmal errichtet.

4) Hermann, Bruder des vorigen, geb. 4. Jan. 1816 in Hildesheim, gest. daselbst 24. Febr. 1894, studierte seit 1836 in Göttingen und Heidelberg die Rechte, ward Assessor beim Stadtgericht und 1852–1883 Senator in Hildesheim, wo er mit seinem Bruder (s. oben) das Städtische Museum begründete. 1867–1890 war er nationalliberales Mitglied des Reichstags. Er veröffentlichte: »Geognostische Karte von Hannover und den angrenzenden Ländern« (1858), Erläuterungen dazu (Berl. 1851) und »Geologische Verhältnisse der Stadt Hildesheim« (das. 1883).

5) Ferdinand, Bruder des vorigen, Geolog, geb. 5. Jan. 1818 in Hildesheim, gest. 14. Dez. 1891 in Breslau, studierte 1836–42 in Göttingen, Heidelberg und Berlin, bereiste 1845–48 Nordamerika, namentlich Texas, habilitierte sich 1848 in Bonn für Mineralogie und Geologie und wurde 1855 Professor in Breslau. Er schrieb: »Das rheinische Übergangsgebirge« (Hannov. 1844); »Texas, mit besonderer Rücksicht auf deutsche Auswanderung und die physikalischen Verhältnisse des Landes« (Bonn 1849); »Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse« (das. 1852); »Die silurische Fauna des westlichen Tennessee« (Bresl. 1860); »Die fossile Fauna der silurischen Diluvialgeschiebe von Sadewitz bei Öls« (das. 1861); »Geologie von Oberschlesien« (das. 1870, 2 Bde.); »Lethaea palaeozoica« (Stuttg. 1876–83, 2 Bde., mit Atlas); »Lethaea erratica« (Berl. 1885). Mit Bronn gab er die »Lethaea geognostica« (3. Aufl., Stuttg. 1852–56, mit Atlas) heraus.

6) Robert, Jurist und Politiker, Sohn von R. 2), geb. 1. Mai 1823 in Stuttgart, gest. daselbst 29. Okt. 1879, ließ sich 1846 in Stuttgart als Advokat nieder, habilitierte sich 1852 in Tübingen und ward 1856 außerordentlicher, 1857 ordentlicher Professor der Rechte daselbst. 1864 an Stelle seines Vaters in die Zweite Kammer gewählt, gehörte er von Anfang an zu den Anhängern einer Einigung Deutschlands unter Preußens Führung und war einer der Begründer der nationalliberalen Partei in Württemberg. 1871 wurde er zum Mitglied des Reichsoberhandelsgerichts in Leipzig ernannt, 1871–76 und 1878 war er Mitglied des deutschen Reichstags. Seine Schriften sind: »Die Beweislast hinsichtlich des Irrtums nach gemeinem Zivilrecht und Prozeß« (Stuttg. 1852); »Das Erlöschen des klägerischen Rechts nach der Einleitung des Prozesses« (das. 1852); »Die bedingte Novation nach dem römischen und heutigen gemeinen Recht« (Tübing. 1863); »Die Leistung an Zahlungsstatt« (das. 1866); »Die Verfassung des Norddeutschen Bundes und die süddeutsche Freiheit« (1.–3. Aufl., das. 1867); »Grundzüge des württembergischen Erbrechts« (das. 1872); »Das württembergische Unterpfandrecht« (Leipz. 1876); »Abhandlungen aus dem römischen Rechte, dem Handels- und Wechselrecht« (Stuttg. 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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