Tschernyschew

Tschernyschew

Tschernyschew (Tschernischew), russ. Grafen- und Fürstengeschlecht, das in einer ältern und jüngern Linie blüht. Zur letztern gehörte Grigorij T., einer der tüchtigsten Generale Peters d. Gr., geb. 1672, gest. 10. Aug. 1745, der 1742 durch die Kaiserin Elisabeth in den Grafenstand erhoben wurde. Sein ältester Sohn, Graf Sachar T., geb. 1705, gest. 1775, Kriegsminister unter Katharina II. und Feldherr im Siebenjährigen Kriege. Peter III. befahl ihm im Mai 1762, sein Korps den Preußen zuzuführen, worauf er sich bei Burkersdorf mit Friedrich d. Gr. vereinigte. Nach Peters Ermordung befahl Katharina II., daß T. sich sofort vom König trennen solle. Auf Friedrichs Bitten blieb T. aber bei den Preußen, bis sie die Österreicher zurückgeworfen hatten. Später ward T. Präsident des Kriegskollegiums und Reichsfeldmarschall. Sein Bruder, Graf Iwan, war russischer Marineminister unter Katharina II. und Paul I.; ein dritter Bruder, Graf Peter, russischer bevollmächtigter Minister am preußischen Hof und bei Ludwig XV. Graf Sachar, Enkel des Grafen Iwan, beteiligte sich an der Verschwörung vom 14. Dez. 1825 und wurde nach Sibirien verbannt. – Aus dem ältern Zweige stammte Fürst Alexander Iwanowitsch T., geb. 1786, gest. 20. Juni 1857 in Castellammare. Er kämpfte bei Austerlitz und bei Friedland und war wiederholt als Diplomat des Zaren in Paris. In den Schlachten bei Wagram und Aspern befand sich T. an der Seite Napoleons. Er wußte, 1809–11 als Militärattaché in Paris, den französischen Operationsplan gegen Rußland in Erfahrung zu bringen. 1812 führte er den kühnen Zug im Rücken der französischen Armee aus und befreite den General Wintzingerode aus der Gefangenschaft. 1813 bedrohte er im März Augereau in Berlin, fiel im September 1813 rasch ins Königreich Westfalen ein, zu dessen Sturz er wesentlich beitrug, und erstürmte 1814 Soissons. Er begleitete den Kaiser Alexander I. auf die Kongresse zu Wien, Aachen und Verona. Bei der Krönung des Kaisers Nikolaus in den Grafenstand erhoben, war er von 1827 an 25 Jahre lang Kriegsminister. 1831 wurde er Fürst und 1848 Präsident des Reichsrates. Mit ihm erlosch seine Linie. Vgl. de Saint-Aubin, Trente-neuf portraits 1808–1815 (Petersb. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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