Kantāte

Kantāte

Kantāte (ital. Cantata), ursprünglich soviel wie Singstück überhaupt im Gegensatz zu Sonata und Toccata; jetzt insbes. ein aus Sologesängen, Duetten etc. und Chorsätzen bestehendes größeres Vokalwerk mit Instrumentalbegleitung. Die K. unterscheidet sich vom Oratorium und der Oper durch möglichsten Ausschluß des epischen und dramatischen Elements. Auf dem Gebiete der Kirchenkantate hat Sebastian Bach Typen von höchster Kunstschönheit in großer Anzahl geschaffen, von denen eine Definition nicht schwer zu geben ist. Danach ist die K. die Ausprägung einer Empfindung, einer Stimmung durch verschiedenartige Formen, die in dieser Einheit der Stimmung ihren höhern Zusammenhalt finden. Der Sologesang einzelner Stimmen in der Kirchenkantate führt nicht verschiedene Personen für sich redend ein, sondern auch sie reden im Namen der Gemeinde; den eigentlichen Kern aber bilden die Ensemblesätze und Chorsätze, besonders die Choräle. – Historisch war Cantata zuerst kurz nach Erfindung der begleiteten Monodie (1600) der Name mehrgliederiger ausgedehnterer Sologesänge, in denen arioser Gesang mit rezitativischem abwechselte. Die ersten Kantaten (von Caccini u. a.) sind noch nicht als solche bezeichnet, doch wird seit 1620 (Al. Grandis »Cantade«) der Name häufiger und man unterschied nun die Kammerkantate (Cantata di camera) von der Kirchenkantate (Cantata di chiesa); doch blieben beide noch längere Zeit überwiegend in engerm Rahmen, führten statt einer zwei oder drei Singstimmen mit Continuo und einer oder zwei obligaten Begleitstimmen ein, entbehrten aber durchaus noch der charakteristischen Merkmale der erst nach 1700 in Hamburg in Nachahmung der größern Formen der Oper durch die Dichter Hunold und Brockes und die Komponisten Keiser und Telemann geschaffenen kirchlichen großen K., des Chors und des Orchesters. Die weltliche große K. entwickelte sich zuerst als Festkantate zu Hochzeitsfeiern, Huldigungen etc., die kirchliche erscheint vielfach unter dem Namen des Kirchenkonzerts. Bach hat die Mehrzahl seiner Kantaten als Konzerte bezeichnet, damit auf die wesentliche Rolle hindeutend, die darin die Instrumente spielen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Kantate — Sf (ein Gesangstück) per. Wortschatz fach. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus it. cantata, einer Ableitung von it. cantare singen , aus l. cantāre, einem Intensivum zu l. canere singen .    Ebenso nndl. cantate, ne. Cantata, nfrz. cantate, nschw …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Kantate — Kantāte (ital. cantata, »Singstück«), ursprünglich im Gegensatz zur Sonate ein Stück, weiches von Singstimmen mit Instrumentalbegleitung ausgeführt wurde; jetzt Bezeichnung für gewöhnlich aus mehrern miteinander verbundenen Sätzen bestehende… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kantate [2] — Kantāte (lat. Cantate, »singet«), der 4. Sonntag nach Ostern, an dem die Messe mit Ps. 98,1 beginnt. – Kantatemesse, die Buchhändlermesse (s.d.) in Leipzig …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kantate — »lyrisches Chorwerk mit Sologesängen und Instrumentalbegleitung«: Der musikalische Fachausdruck wurde um 1700 aus gleichbed. it. cantata entlehnt, dem 2. Part. von it. cantare »singen«. Es bedeutet also eigentlich »Gesungenes«. Das it. Verb geht… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Kantate — Die Kantate (lat. cantare ‚singen‘) bezeichnet in der Musik eine Formenfamilie von mehrsätzigen Werken für Gesangsstimmen und Instrumentalbegleitung. Rezitative, Arien, Ariosi, Chorsätze, Choräle und instrumentale Vor und Zwischenspiele können… …   Deutsch Wikipedia

  • Kantate — Lied * * * Kan|ta|te [kan ta:tə], die; , n: Gesangstück für Einzelstimmen, Chor und begleitendes Orchester: eine Kantate von Bach singen. Syn.: ↑ Gesang, ↑ Lied. Zus.: Chorkantate, Kirchenkantate. * * * Kan|ta|te1 〈f. 19; Mus.〉 mehrsätziges… …   Universal-Lexikon

  • Kantate — 1Kan|ta|te <aus lat. cantate »singet!«, Imp. Plur. von cantare; <nach dem Eingangsvers des Gottesdienstes, Psalm 98,1> in der ev. Kirche Name des vierten Sonntags nach Ostern. Kantate 2 2Kan|ta|te das; , n <zu 1↑Kantate> am Sonntag …   Das große Fremdwörterbuch

  • Kantate — Kan·ta̲·te die; , n; ein meist religiöses Lied für mehrere Sänger, das ein Chor und ein Orchester begleiten <eine Kantate aufführen>: die Kantaten von Bach …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Kantate (Sonntag) — Der Sonntag Cantate (auch Kantate) (lat. cantate, „singet“) ist im Kirchenjahr der vierte Sonntag nach Ostern (drei Wochen vor Pfingsten). Bedeutung Im Kirchenjahr haben die Sonntage eigene Namen, die sich in der Regel nach den Anfangsworten des… …   Deutsch Wikipedia

  • Kantate — Kan|ta|te1 〈f.; Gen.: , Pl.: n; Musik〉 mehrsätziges Gesangsstück für Solo u. (od.) Chor mit Instrumentalbegleitung; oV ) [Etym.: <ital. u. mlat. cantata »Gesangsstück«; zu cantare »singen«]   Kan|ta|te2 〈ohne Artikel; Rel.〉 der 4. Sonntag nach …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

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