Chlorsaures Kali

Chlorsaures Kali

Chlorsaures Kali KClO3 entsteht beim Einleiten von Chlor in Kalilauge; zur Darstellung leitete man Chlor in einen heißen Brei von gelöschtem Kalk oder gebrannter Magnesia und zersetzte die erhaltene Lösung von chlorsaurem Kalk und Chlorcalcium (bez. chlorsaurer Magnesia und Chlormagnesium) mit Chlorkalium. Die filtrierte Lösung, die nun ch. K. und Chlorcalcium enthält, wurde zur Kristallisation gebracht. Gegenwärtig wird ch. K. aus Chlorkaliumlösung elektrolytisch dargestellt, wobei das an der Anode auftretende Chlor auf das an der Kathode auftretende Kaliumhydroxyd wirkt. Ch. K. bildet wasserfreie, farblose, luftbeständige, perlmutterartig glänzende Kristallblättchen vom spez. Gew. 2,33–2,35, schmeckt herb kühlend, 100 Teile Wasser lösen bei

Tabelle

in Alkohol ist es unlöslich, es schmilzt bei 334°, zersetzt sich bei 352° in überchlorsaures Kali und Sauerstoff und hinterläßt bei höherer Temperatur nur Chlorkalium. Mischt man es mit Mangansuperoxyd (Braunstein), Kupferoxyd, Eisenoxyd, so erfolgt die Zersetzung sehr stürmisch schon bei 240°; 100 Teile Salz geben 39,15 Teile Sauerstoff. Auf dem schmelzenden Salz verbrennen Schwefel, Kohle, Antimon, Eisen mit lebhaftem Glanz; Mischungen dieser Körper mit dem Salz explodieren durch Schlag, Stoß, Reibung und Erwärmung. Deshalb ist bei Herstellung solcher Mischungen größte Vorsicht geboten. Die Lösung des chlorsauren Kalis wirkt besonders nach Zusatz von Salzsäure oder Salpetersäure, die Chlor oder Chlorsäuren frei machen, stark oxydierend. Man benutzt das Salz als oxydierendes und chlorierendes Mittel, zur Darstellung von Sauerstoff, übermangansaurem Kali, Anilinschwarz, Alizarin, zu Streichhölzchen, Buntfeuern, Sprengpulvern und Zündspiegeln der Zündnadelgewehre. Als Arzneimittel dient es bei diphtheritischen Prozessen, Skorbut, Mundfäule, Schwämmchen, Speichelfluß, Krupp, bei schlecht eiternden Wunden, als Mundwasser etc.; es dürfte auf infizierten geschwürigen Partien einen Teil seines Sauerstoffs in aktiver Form abgeben und dadurch gelinde anregend, ätzend, fäulniswidrig wirken. Ch. K. ist mit großer Vorsicht anzuwenden, weil größere Dosen das Hämoglobin des Blutes in eine zum Gasaustausch ungeeignete Verbindung überführen und Erscheinungen urämischer Vergiftung hervorbringen. Ch. K. wurde 1786 von Berthollet entdeckt, fabrikmäßig wurde es seit 1846 von Parnell in England dargestellt, elektrolytisch seit 1889 zu Villers-sur-Hermes. Vgl. Jurisch, Die Fabrikation von chlorsaurem Kali und andern Chloraten (Berl. 1888); Mering, Das chlorsaure Kali, seine physiologischen, toxischen und therapeutischen Wirkungen (Berl. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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