Palatīnischer Berg

Palatīnischer Berg

Palatīnischer Berg (Mons Palatinus), einer der sieben Hügel des alten Rom (s. d.), von unregelmäßig viereckiger Gestalt, in der Mitte der übrigen sechs gelegen, 51 m ü. M. Hier befand sich das älteste Rom (Roma quadrata), von dessen Ummauerung sich Reste bis heute erhalten haben. Der Palatinische Berg trug die ältesten Heiligtümer Roms, wie das Luperkal, jene Höhle, in der die Wölfin Romulus und Remus säugte, die Casa Romuli, die noch zu Konstantins Zeiten vorhanden war, die Tempel der Viktoria, des Jupiter Stator etc. Sonst ist aus älterer Zeit in topographischer Hinsicht nur bekannt, daß die Straßen am nördlichen Rande des Palatinischen Berges die von den Reichen bevorzugte und mit Prachtbauten geschmückte Stadtgegend bildeten. Alles mußte mit Ausnahme jener Heiligtümer dem seit Augustus beständig erweiterten und bis in das 3. Jahrh. mit immer steigendem Luxus aufgeführten Palaste der Kaiser (Palatium) weichen. Die am vollständigsten erhaltenen und in ihren Unterbauten in neuerer Zeit frei gelegten Reste dieser Residenz gehören dem 1. und der ersten Hälfte des 2. Jahrh. im N., der Zeit des Domitianus und des Septimius Severus im S. des Hügels an. Der letzte Kaiser, der auf dem Palatinischen Berg selbständige Bauten ausführte, war Alexander Severus. In der Völkerwanderung wurde der ohnehin schon vernachlässigte Palast geplündert und teilweise zerstört, die Architekturstücke anderweitig verwendet und verschleppt; die Fehden der mittelalterlichen Großen vollendeten die Verwüstung, und schließlich war der ganze Hügel nur noch mit Vignen bedeckt. Die Ausgrabungen begannen schon unter Paul III. (1534–1550); 1721–30 wurde der mittlere Teil freigelegt. 1861 kaufte Napoleon III. die Farnesischen Gärten und ließ durch Pietro Rosa nachgraben. Die italienische Regierung hat dann seit 1870 die ganze Oberfläche des Hügels, mit Ausnahme einiger kirchlicher Grundstücke im O., freigelegt. Vgl. Jordan, Die Kaiserpaläste in Rom (Berl. 1868); Lanciani und Visconti, Guida del Palatino (Rom 1873); E. Graf Haugwitz, Der Palatin (das. 1901) und die Pläne beim Artikel »Rom«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Palatinischer Berg — Palatīnischer Berg (Mons Palatīnus), einer der sieben Hügel Roms [Karte: Die Alte Welt II, 3], in ältester Zeit Palatium genannt, Ort der ersten Niederlassung der Römer (Roma quadrāta); neue prachtvolle Anlagen schufen auf ihm die Flavier,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Palatīnus [1] — Palatīnus (Palatinischer Berg), Berg in Mittelitalien, welchen Euander besetzte u. worauf Romulus seine Stadt baute, s. Rom (a. Geogr.); jetzt Palatino. Auf ihm stand u.a. ein Tempel des Apollo (daher Palatinus A.), hatten die von Numa… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Palatĭum — (lat.), soviel wie Palatinischer Berg (s. d.); dann Prachtgebäude für Kaiser und Hof, Palast; in den mittelalterlichen Klöstern auch soviel wie Speisesaal. Vgl. Palast und Pfalz …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Palást — (vom lat. palatĭum), Schloß; Prachtgebäude. (S. auch Palatinischer Berg.) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Palatin — Palatīn, s.v.w. Palatinischer Berg und Palatinus …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Palatinus — Palatīnus (lat.), ursprünglich jeder, der zum Palatĭum (s. Palatinischer Berg) gehört; im Mittelalter ein Vornehmer des Reichs in der nächsten Umgebung des Königs, namentlich der Pfalzgraf; in Ungarn bis 1853 der oberste Würdenträger des Reichs,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Palatinus Mons — Palatinus Mons, palatinischer Berg, Hügel in Rom, 160 über dem Meere, wo Romulus die älteste Stadt gründete, von Augustus bis Septimius Severus Wohnplatz der Kaiser, daher palatium = Palast, P salz …   Herders Conversations-Lexikon

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