Stātik des Landbaues

Stātik des Landbaues

Stātik des Landbaues, die Lehre vom Gleichgewicht der Entnahme und Zufuhr der Bodennährstoffe. Schon Thaer stellte für jede Pflanze einen Erschöpfungsgrad auf, der späterhin von Pabst u. a. durch den Stalldüngerbedarf der einzelnen Pflanzen ausgedrückt wurde. Liebig hat dann, um eine Erschöpfung der Felder hintanzuhalten, die Forderung aufgestellt, daß alle durch die Ernten dem Boden entzogenen Nährstoffe durch die Zufuhr von Nährstoffen im Dünger ersetzt werden müssen. In den seltensten Fällen wird jedoch der Ersatz im Gleichgewicht mit der Erschöpfung stehen; die Statik der Neuzeit legt daher das Schwergewicht nicht auf die Herstellung des Gleichgewichts, sondern auf die rationelle Verteilung des Düngers, damit der Boden für die nachkommende Pflanze in den entsprechendsten Zustand versetzt werde. Ob die durch die Pflanzenernten dem Boden entnommenen Aschenbestandteile vollständig ersetzt oder darüber hinaus vermehrt werden sollen, ist lediglich Sache der Rentabilität. Neben der Erhaltung des Bodennährstossvorrates auf einer entsprechenden Höhe ist auch ein günstiger physikalischer Zustand des Bodens zu erhalten. Der Ersatz erfolgt durch die Düngung, aber auch durch die Brachehaltung, welche die unzersetzten Gesteinstrümmer in Bodennährstoffe umwandelt, durch Herausholen von Bodennährstoffen aus tiefern Bodenschichten, durch Anbau tiefwurzelnder Pflanzen und durch Tiefkultur, durch Vermehrung des Viehstandes, durch Verwendung des Heues von Wiesen, durch Zukauf von Futter und Stroh von außen her und endlich durch Verwendung von Stallmist, Fäkalien und Kunstdünger, die außerhalb der Wirtschaft erworben wurden. Die statischen Berechnungen oder die Bilanz zwischen Erschöpfung und Ersatz leiden insgesamt an dem Fehler, daß die Erschöpfung durch die Ernten und der Ersatz durch die Düngung etc. nur nach Durchschnittsanalysen ermittelt werden können und die physikalischen Verhältnisse sich nicht ziffernmäßig festhalten lassen. Die Durchschnittsanalysen werden aber nur selten den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Die Ausstellung der Nährstoffbilanz kann sich auf alle Bodennährstoffe oder nur auf die am ehesten der Erschöpfung unterliegenden oder nur auf den in geringster Menge im Boden enthaltenen beziehen. In jedem Falle dienen derartige statische Berechnungen nur als Anhaltspunkte zur Überprüfung der Nährstoffbilanz von Wirtschaftsplänen, Ertragsanschlägen u. dgl. und zwar für die Zeit nach Ablauf der Wirtschaftsperiode. Die Statik der Neuzeitsucht die Verteilung des Düngers auf Grund des Düngerbedürfnisses der Pflanzen, die künftig angebaut werden sollen, zu ermitteln, und zwar mit Rücksichtnahme auf den im Boden vorhandenen Nährstoffvorrat und den im Minimum im Boden vorhandenen Nährstoff, dem Düngerbedürfnis des Bodens, somit nicht für einen abgelaufenen, sondern für einen kommenden Wirtschaftszeitraum. Die Behelfe zur Ausführung derartiger Berechnungen, bei denen der Zufuhr von notwendigen Stoffen im Stall- und Kunstdünger und sonstiger von außen kommender Zuflüsse als Gegenleistung gegenübergestellt werden, die Nährstoffmengen der ausgeführten Ernteprodukte, sind aber zurzeit kaum ausreichend, um mehr als nur ungefähre Winke zu bieten, ganz abgesehen davon, daß auch hier die Verwendung von Mittelzahlen für den Nährstoffgehalt von Dünger, Futter und Ernteprodukten selten zu vermeiden ist. Vgl. Krafft, Die Betriebslehre (7. Aufl., Berl. 1904); Drechsler, Die Statik des Landbaues (Götting. 1869); Heiden, Leitfaden der gesamten Düngerlehre und S. (3. Aufl. von Gräfe, Hannov. 1892). – In gleichem Sinne wie bei. der Landwirtschaft spricht man auch von forstlicher Statik (vgl. Forstrentabilitätslehre).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Statik — (v. gr.), 1) die Wissenschaft von dem Gleichgewicht der Körper u. deren Kräften im Gegensatz zur Dynamik, od. der Lehre von den Gesetzen der Bewegung der Körper; beide zusammengenommen heißen Mechanik. Die S. theilt man in Geostatik od. S. fester …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Carl von Wulffen — (* 1. Dezember 1785 auf dem Gut Wuticke bei Kyritz (Brandenburg); † 23. April 1853 in Pietzpuhl bei Magdeburg) war ein deutscher Landwirt, Gutsbesitzer und Agrarwissenschaftler. Er prägte 1818 den Begriff von der Statik des Landbaus und… …   Deutsch Wikipedia

  • Landwirtschaft [2] — Landwirtschaft, dasjenige Gewerbe, das Pflanzenbau, Tierzucht und landwirtschaftliche Nebengewerbe zu dem Zweck verbindet, möglichst hohen Reinertrag von Grund und Boden sowie dem aufgewendeten Betriebskapital nachhaltig zu erlangen. Außer dieser …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Eduard Heiden — (* 8. Februar 1835 in Greifswald; † 20. Dezember 1888 in Pommritz) war ein deutscher Agrikulturchemiker. Sein Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der Düngerlehre. Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweg 2 Forschungstätigkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Heiden [3] — Heiden, 1) Feodor, Graf, russ. Militär und Staatsmann, geb. 27. Sept. 1821 in Sveaborg (Finnland), gest. 31. Aug. 1900 in Zarskoje Selo, diente 1844–47 als Offizier im Kaukasus mit Auszeichnung, wurde 1849 Oberst und Flügeladjutant, 1855… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Вульфен — (Карл von Wullfen, 1785 1853) ученик знаменитого сельского хозяина Тэера и один из основателей учения о статике земледелия , которое, по его определению, есть учение об истощении почвы жатвой и о восстановлении утраченного плодородия посредством… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Franz Xaver Hlubek — Franz Xaver von Hlubek, Lithographie von August Prinzhofer, 1846 Franz Xaver Wilhelm Ritter von Hlubek (* 11. September 1802 in Chabitschau, heute Chabičov, Tschechien; † 10. Februar 1880 in Graz) war ein österreichischer Agronom und… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Xaver von Hlubek — Franz Xaver von Hlubek, Lithographie von August Prinzhofer, 1846 Franz Xaver Wilhelm Ritter von Hlubek (* 11. September 1802 in Chabitschau, Mähren; † 10. Februar 1880 in Graz) war ein österreichischer Agronom und landwirtschaftlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Hlubek — Franz Xaver von Hlubek, Lithographie von August Prinzhofer, 1846 Franz Xaver Wilhelm Ritter von Hlubek (* 11. September 1802 in Chabitschau, heute Chabičov, Tschechien; † 10. Februar 1880 in Graz) war ein österreichischer Agronom und… …   Deutsch Wikipedia

  • Drechsler — Drechsler, 1) Karl August Eduard, Jurist, geb. 14. März 1821 zu Stavenhagen in Mecklenburg, gest. 10. August 1897 in Harzburg, wurde 1844 Advokat in Rostock, 1850 Mitglied des Magistratskollegiums in Parchim, später Bürgermeister und Dirigent des …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”