Futter [1]

Futter [1]

Futter und Fütterung (hierzu Tafel »Zusammensetzung der Futtermittel«, mit Textbeilage). Das Futter der Haustiere besteht aus dem Tränkwasser, den Genußmitteln und den Futtermitteln (Futterstoffen), die nach der Verabreichung, der Fütterung, an die Tiere deren Organismus in einen gewünschten Zustand bringen oder in solchem erhalten. Das Tränkwasser deckt den Wasserbedarf der Tiere, soweit der Wassergehalt der Futtermittel hierzu nicht ausreicht. Die Genußmittel (Beifutter, Reizstoffe: Viehsalz, aromatische Stoffe, Futterknochenmehl, Kreide etc.) sind meist nicht selbst Nährstoffe, sondern wirken als Nervenreizmittel auf die verschiedensten organischen Funktionen. Die Futtermittel bestehen aus organischen und anorganischen Nährstoffen, die der Verdauung unterliegen, und Nichtnährstoffen, die ausgeschieden werden. Nährstoffe sind solche Stoffe, die einen wesentlichen Bestandteil des Tierkörpers zu bilden vermögen. Der Wert der Futtermittel ist keine konstante Größe, sondern abhängig von dem Gehalt an Rohnährstoffen, deren Verdaulichkeit, der Zubereitung, der Art, Individualität und Nutzungsrichtung des Tieres etc. Je nachdem ein Futter den Zweck hat, nur den Körper- u. Energieabgang zu decken, den die gewöhnliche Lebenstätigkeit, das Atmen, die innere Arbeit der einzelnen Organe, hervorruft, oder gewisse Leistungen des Körpers: Muskeltätigkeit, Milch-, Fleisch-, Woll-, Fettproduktion, hervorzubringen, hat man, besonders früher, Gleichgewichts- (Beharrungs-, Erhaltungs-) vom Produktionsfutter unterschieden. Nach ihrem physiologischen Wert für die Fütterung der Tiere unterscheidet man Hauptfutterstoffe, Stoffe, die, der naturgemäßen Nahrung der betreffenden Tiere besonders entsprechend, deren Hauptbedarf an Nährstoffen enthalten, z. B. Rauh- und Grünfutterstoffe; Kraftfutterstoffe (konzentrierte Beifutterstoffe), die, einzelne Nährstoffe in hervorragender Menge enthaltend, einen etwaigen Mangel einer Futterration auszugleichen vermögen, z. B. die Körner der Getreide- und Hülsenfrüchte; Nebenfutterstoffe, Futtermittel von geringerm Nährwert, die jedoch erforderlich sind, um das zur Magenfüllung notwendige Futtervolumen zu liefern, z. B. das Stroh der Getreidearten. Beifutterstoffe erhöhen den Gehalt der Ration an einem bestimmten Nährstoff oder sollen irgend eine diätetische Wirkung ausüben, z. B. Baumlaub bei Schafen. – Die chemische (Futter-) Analyse unterscheidet in den Futtermitteln Wasser und Trockensubstanz, die wieder aus stickstoffhaltigen (Nh) und stickstofffreien (Nfr) organischen Stoffen und Mineralstoffen, dem beim Einäschern bleibenden Rückstand nach Abzug von Sand, Kohlensäure und Kohle (Reinasche) besteht. Stickstoffhaltige Nährstoffe sind: 1) die Protein- oder Eiweißstoffe (Rohprotein); der Gehalt an Rohproteïn wird durch Multiplikation des gefundenen Stickstoffgehalts mit dem Faktor 6,25 gefunden, wobei der Prozentgehalt der verschiedenen Eiweißkörper an Stickstoff zu 16 angenommen wird. Von den Eiweißstoffen ist nur ein Teil (verdauliche Eiweißstoffe, inklusive Nichtproteïn) verdaulich, ein andrer (Nukleïn) unverdaulich. Ein bedeutender Prozentgehalt des bei der Analyse gefundenen Stickstoffes entfällt auf verdauliche »nichteiweißartige« Stoffe oder »Nichtproteïn«, Amidosubstanzen. Zu den stickstofffreien Futterbestandteilen gehören: 2) das Rohfett (Ätherextrakt) oder alle durch wasserfreien Äther ausziehbaren Bestandteile: Pflanzenfett, Wachs, Harze, Chlorophyll etc.; 3) die Rohfaser, die als hauptsächlichsten Bestandteil die Pflanzenfaser (Zellulose), daneben alle übrigen in Wasser, verdünnten Säuren, Alkohol und Äther unlöslichen Stoffe der Futtermittel (kutikular inkrustierende Substanzen, Korkstoff etc.) umfaßt, und 4) die stickstofffreien Extraktstoffe, die alle übrigen Stoffe in sich einschließen und hauptsächlich aus den Kohlehydraten: Stärkemehl und Zucker, Pektinstoffen, Pflanzenschleim, Gummi, organischen Säuren etc. bestehen. Von den aufgenommenen Futtermitteln wird nur ein Teil der Nährstoffe verdaut und zur Blutbildung verwendet. Je größer der prozentische Anteil der verdaulichen Nährstoffe in einem Futtermittel ist, um so-größer ist der Nährwert des betreffenden Futters. Über die Verdaulichkeit der Futtermittel und ihrer nähern Bestandteile geben die Ausnutzungsversuche Aufschluß. Da die unverdauten Futterreste sämtlich im tierischen Darmkot wieder erscheinen und dessen bei weitem überwiegen den Teil bilden, so gibt die Menge der festen Exkremente im Vergleich zu der verzehrten Futtermasse zugleich ein Maß für die zur Resorption gelangten Futterbestandteile. Die Differenz: Stoffe im Futter weniger, Stoffe im Kot ist dann gleich der verdauten Stoffmenge. Letztere, in Prozenten des Futters ausgedrückt, ist der Verdaulichkeitskoeffizient des betreffenden Futters.

Das Verdauungsvermögen ein und desselben Tieres zu verschiedenen Zeiten unterliegt gewissen Schwankungen innerhalb enger Grenzen. Individualität, Geschlecht und Rasse sind unter normalen Verhältnissen, gleichmäßige Entwickelung der Tiere vorausgesetzt, ohne Einfluß auf das Verdauungsvermögen. Heranwachsende Tiere, sobald sie von der Milchnahrung entwöhnt sind, verdauen dieselben Futterstoffe ebenso wie erwachsene. Die verschiedenen Arten der Wiederkäuer scheinen gleiches Verdauungsvermögen zu besitzen. Die Omnivoren besitzen für die voluminösen, den Wiederkäuern dienlichen Futterstoffe ein nur beschränktes Verdauungsvermögen. Das Pferd verdaut ganze Körner der Zerealien und Hülsenfrüchte leicht, während sie durch die Magenabteilungen des Wiederkäuers zum großen Teil unverdaut hindurchgehen. Das Schwein hat größeres Verdauungsvermögen für Nfr. Extraktstoffe, dagegen geringeres für Rohfaser als Pflanzenfresser, u. s. s. Das Rohproteïn wird je nach der Beschaffenheit des Futtermittels zu 23–96 Proz. ausgenutzt. Am leichtesten verdaulich ist es in den Körnern des Getreides, der Hülsenfrüchte, Ölpflanzen und Wurzelfrüchte sowie in den technischen Abfällen (Ölkuchen, Schlempe etc.) und in der Milch. Am schlechtesten verdaut wird das Rohproteïn der sehr rohfaserreichen Futterstoffe, z. B. der Stroharten, des Heues aus spätern Vegetationsperioden. Vom Rohfett wird am leichtesten verdaut das Fett der Körner, am schwersten das des Wiesenheues und Getreidestrohes. Die Rohfaser wird um so leichter verdaut, je mehr wirkliche Holzfaser, Zellulose, je weniger inkrustierende Substanzen sie enthält. mit andern Worten, je jünger und zarter die Pflanzen sind. Da der von der Rohfaser verdaute Teil die Elementarzusammensetzung der Zellulose hat, so ist es wahrscheinlich nur diese, die überhaupt zur Verdauung gelangt. Je nach der Beschaffenheit des Futtermittels kommen etwa 25–72 Proz. der Rohfaser zur Verdauung, am meisten von jungem saftigen Grünfutter und Wurzelfrüchten, am wenigsten von Stroh und Körnern. Unter den Stroharten besitzt das Hülsenfruchtstroh die am schwersten verdauliche Rohfaser. Die Ausnutzung der stickstofffreien Extraktstoffe schwankt zwischen 100 und 40 Proz., je nachdem dieselben von den Körnern und Wurzelfrüchten oder von den Grün- und Rauhfutterstoffen herkommen. Die stickstofffreien Extraktstoffe der erstern Gruppe können als fast ganz verdaulich angesehen werden, während von denen der letztern nur 39–70 Proz., am wenigsten vom Stroh, am meisten vom Heu, verdaut werden. Die Zusammensetzung des zur Verdauung gelangenden Teiles der Nfr. Extraktstoffe ist ungefähr die des Stärkemehls. Die Menge desselben ist annähernd gleich der Menge der durch Wasser aus den Futterstoffen ausziehbaren Stoffe, ohne daß letztere mit den Nfr. Extraktstoffen identisch sind. Kühn bringt für die in den Futterrationen enthaltene ausnutzbare, stickstofffreie Nährsubstanz den verdaulichen Teil der stickstofffreien Extraktstoffe und 80 Proz. des löslichen Teiles der Holzfaser in Ansatz.

Durch die Zubereitung (vgl. Futterbereitung) wird die Verdaulichkeit der Futtermittel nur wenig erhöht. Hingegen wirkt die Zeit der Ernte auf die Verdaulichkeit der Futterpflanzen insofern bestimmend, als die jüngsten Pflanzen auch am leichtesten verdaulich zu sein pflegen. Enthält ein Futter neben Rauh- und Grünfutter leichtverdauliche Futtermittel, z. B. Körner, Wurzelfrüchte etc., so äußert das Nährstoffverhältnis einen Einfluß auf die Ausnutzung der Rauhfutterstoffe. Werden nämlich die Nfr. Stoffe des Futters im Verhältnis zum Proteïngehalt über eine gewisse Grenze hinaus gesteigert, so tritt für die schwerer verdaulichen Futterstoffe eine Verdauungsdepression ein. Eine solche wird z. B. beobachtet bei Zufütterung großer Mengen von Stärke oder Zucker in Substanz oder in Form von Kartoffeln, Rüben etc. zu Wiesenheu, Kleeheu u. a. Dieselbe hört auf, sobald das Nährstoffverhältnis durch Abbrechen an Nfr. Nährstoffen oder Erhöhung des Futterproteïns ein engeres wird. Die Eiweißsteigerung im Futter, sei es durch Zugabe von Kleber, Albumin oder durch starke Beifütterung von stickstoffreichen Körnern etc., beeinflußt dagegen die Verdaulichkeit des Futters ebenso wenig wie die Zugabe von Fett als solchem oder in fettreichen Futterstoffen innerhalb gewisser Grenzen. Allzu fettreiches Futter ruft Verdauungsstörungen, Durchfall etc. hervor. Auch die Zufütterung von Kochsalz etc. übt auf die Verdaulichkeit der Futterbestandteile keinerlei Einfluß aus.

Für die Fütterung wichtig ist auch das Nährstoffverhältnis im Futter und in den Futtermitteln, d. h. das Verhältnis zwischen den stickstoffhaltigen und stickstofffreien Rohnährstoffen. Man drückt es aus durch das Verhältnis der Menge des Rohproteïns (P) zu der Summe des mit 2,5 auf den Wert der Nfr. Extraktstoffe (E) zurückgeführten Fettes (F) und der stickstofffreien Extraktstoffe (E) d. i. 1 (P): 2,5 F+E. Das Nährwertverhältnis wird nach dem Gehalt an verdaulichen stickstoffhaltigen (v. Nh.) und stickstofffreien (v. Nfr.) Nährstoffen berechnet, wobei die Kohlehydrate (verdauliche Nfr. Extraktstoffe [E] und 1 oder 0,5 Rohfaser [C]), denen das auf Wärmewert oder Stärkemehläquivalent (X mit 2,4) reduzierte verdauliche Fett zugerechnet wird, dividiert werden durch die verdaulichen Nh. Nährstoffe (verdautes Protem einschließlich Amide), d. i. 1 (v. Nh.): 2,4 F+v. Nfr. (v. E+0,5 oder +1 C). Da im Hinblick auf Zufuhr und Verbrauch der Energiemengen im Kraftwechsel bis zu einer gewissen Grenze der Tierkörper sein Nahrungsbedürfnis mit jedem der drei Nährstoffgruppen (stickstoffhaltige Nährstoffe Nh, Fett F und stickstofffreie Nährstoffe Nfr) zu decken vermag. so wird zur raschen Orientierung über die Nährkraft eines Futtermittels (d. h. die Summe der im Tierkörper entwickelten Spannkräfte: dynamisches Äquivalent) die »Summe der verdaulichen Nährstoffe« statt auf Wärmeeinheiten auf das als Krafteinheit angenommene Prozent Stärke bezogen und wie folgt berechnet: v. Nh.+2,4 v. F+v. E+0,5 C oder: v. Nh.+2,4 v. F+v. Nfr. (v. E+C) -0,5 C. Ebenso wird bei den neuen Futternormen dem Kraftwechsel entsprechend Rechnung getragen. Durch Multiplikation des Gehalts der Futtermittel von Rohnährstoffen, bez. verdaulichen Nährstoffen von Nh. Nährstoffen, Fett, Nfr. Extraktstoffen und Rohfaser mit 3: 2,5: 1: 0,5 (nach Kühn 6 Reinproteïn: 2,4 F: 1 E) wird die Summe der Futterwerteinheiten (F.-W.-E.), bez. die Summe der Nährwerteinheiten (N.-W.-E.) erhalten.

Verschiedene Arten der Futtermittel.

A. Grünfuttermittel. Hierher gehört das Wiesen- und Weidegras, bei welchen neben der botanischen Zusammensetzung die natürliche Beschaffenheit und der Düngungszustand des Bodens, die Witterung, die Zeit und Methode der Ernte von größtem Einfluß auf den Nährstoffgehalt sind. Reicher Boden und nicht zu trockne Witterung bringen gewöhnlich reicheres Futter hervor. Je jünger die geernteten Pflanzen, um so reicher an Nährstoffen, besonders an Nh. sind sie, während der Rohfasergehalt mit dem Alter und der steigenden Verholzung wesentlich zunimmt. Regen während der Heuernte kann dem zum Trocknen ausgebreiteten Gras einen bedeutenden Teil seiner Nährstoffe entziehen; naß eingebrachtes Heu aber verdirbt sehr leicht und wirkt nachteilig auf die Gesundheit des Viehs. Die verschiedenen Kleearten zeichnen sich vor dem Weidegras durch höhern Proteïngehalt aus und können für Wiederkäuer als Kraftfutter gelten. Sehr hohen Proteïngehalt besitzen die Grünwicken, Grünmais, wässerig und arm an Proteïn, reich an Nfr. Extraktstoffen, eignet sich hauptsächlich als Nebenfutterstoff für Milchkühe. Ebenso die Ackerdistel, die Blätter der Futterrunkel- und Zuckerrübe, die ihres großen Oxalsäuregehalts wegen am besten als Sauerfutter (s. Futterbereitung) verabreicht werden. Weniger bedenklich ist die Fütterung mit Möhren- und Kohlrübenblättern, mit Viehkohl und Weißkraut. Die Blätter und zartern Teile der Topinamburstengel werden von den Schafen gern gefressen; das Laub der Pappeln, Linden, Eschen, Weiden und Erlen (in Schlesien »Luftwiese« genannt), weniger das der Birken und Buchen, bildet in getrocknetem Zustand ein hauptsächlich seiner diätetischen Wirkungen wegen geschätztes Futtermittel für Schafe.

B. Rauhfuttermittel: Heu, Stroh und Streu sind neben ihrem Nährwert als Magenfüllmaterial für die Ernährung von Bedeutung. Das beste Rauhfutter ist gut eingebrachtes Wiesenheu, von dessen Wert dasselbe wie vom Wiesengras gilt. Noch größern Wert, aber wegen des höhern Proteïngehaltes vorsichtiger zu verwenden, besitzen das Klee- und Hülsenfruchtheu. Durch ihren Rohfasergehalt ragen die Stroharten, besonders die der Winterhalmfrüchte, hervor. Sommerstroh (Gerste, Hafer, besonders Hirse) ist wegen seines höhern Proteïnstoffgehalts und infolge seiner weichern Beschaffenheit als Viehfutter geschätzter als das Stroh der Winterhalmfrüchte (Weizen, Roggen). Die Stroharten eignen sich als Futterstoffe am besten für Schafe zum Ausfressen der zurückgebliebenen Körner und sonstigen nahrhaften Teilen, auch bevor das Stroh zur Einstreu verwendet wird (Durchfressen), aber auch als Haupt- und Nebenfutterstoffe für die übrigen Wiederkäuer und sind am zweckmäßigsten als Zugabe zu sehr wasserreichen Futterstoffen (Wurzelfrüchte, Grünfuttermittel) zu verwenden. Infolge seines größern Reichtums an Proteïnstoffen bildet das Stroh der Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen etc.) ein noch wertvolleres Futtermittel als das Getreidestroh. Die Spreu des Getreides sowie Schoten und Spreu der Hülsenfrüchte pflegen ihrer größern Weichheit wegen den Tieren besser zu munden als die betreffenden Stroharten, sind auch durchschnittlich an Rohfaser ärmer, an Proteïnstoffen reicher als diese.

C. Knollen- und Wurzelgewächse sind besonders durch hohen Wassergehalt, Reichtum an Nfr Extraktstoffen und Mangel an Rohfaser gekennzeichnet. Ihr Nährstoffgehalt richtet sich nach Boden- und Witterungsverhältnissen und den Kulturmethoden. Am wichtigsten ist die Kartoffel für die Fütterung, ähnlich verhalten sich die Topinamburknollen. Während in den Knollengewächsen die Nfr. Extraktstoffe zum größten Teil aus Stärkemehl bestehen, bildet der Zucker den Hauptbestandteil der Rübenarten (Futterrunkelrübe, Zuckerrübe, Futtermöhre, Kohlrübe, Turnips). Kürbis hat ähnlichen Wert wie die Futterrübe.

D. Konzentrierte Futtermittel: die Körner der Getreidearten und Hülsenfrüchte; besonders die letztern sind reich an stickstoffhaltigen Nährstoffen und von hervorragenderer Bedeutung als Kraftfutter bei der Aufzucht und für die intensive Ernährung von Mast- und Arbeitstieren. Hauptsächlich zur Verwendung kommen: Hafer für Pferde, Kälber und Zuchtrindvieh, Schafe und Schweine, letztern am besten als Suppe, den Wiederkäuern in geschrotenem Zustand zu verabreichen; Gerste für Rinder, Schafe und Schweine, weniger für Pferde. Roggen und Weizen finden als Futtermittel weniger Verwendung. Mais eignet sich hauptsächlich als Mastfutterstoff für Rinder, Schafe, Schweine und Geflügel und ist auch für Arbeitspferde tauglich. Buchweizen empfiehlt sich besonders für Schweine, aber auch zur Mast der Rinder und Schafe und für Zugpferde. Erbsen und Bohnen bilden einen Kraftfutterstoff für Arbeits- und Masttiere. Wicken können ihres bittern Geschmackes wegen nur in beschränkter Menge verfüttert werden, ebenso Lupinen, denen man den Bitterstoff entziehen muß. Vom Leinsamen kommen nur die geringern Körner zur Verfütterung als Mehl oder in aufgequollenem Zustand für Milch-, Mast- und Aufzuchtvieh. Baumfrüchte von Eichen, Roßkastanien, Akazien werden an Schafen und Schweinen verwertet.

E. Abfälle aus technischen Gewerben. Ölkuchen (s.d.) bilden ihres hohen Proteïnstoffgehalts wegen einen sehr geeigneten Zusatz zu proteïnarmen u. wasserreichen Futtermitteln. Die proteïnstoffreichsten (40–50 Proz.) Ölkuchen sind: Erdnuß-, Baumwollsamen-, dann die seltenern Kandelnuß-, Kürbiskern-, Mandel- u. Sojakuchen. 30–36 Proz. besitzen die gebräuchlichsten: Lein-, Rap s-, ferner Rübsen-, Dotter-, Madia-, Sesam-, Mohn-, Hanf-, Sonnenblumen-, Niger-, Walnußkuchen. Den geringsten (15–20 Proz.) Proteinstoffgehalt haben: Palmkern-, Kokos-, Palmkernkokos-, Buchel-, Maiskeim- und Olivenkuchen. Geschälte Ölkuchen haben höhern Futterwert als ungeschälte. Küchenmehle sind minder beliebt, weil sie eher verfälscht werden können Kleie von Weizen, Roggen und Buchweizen ist als Milch- und Mastfutterstoff an Rinder und Schafe, mit Vorsicht an Pferde zu verfüttern. Weizenkleber eignet sich seines hohen Proteïnstoffgehalts wegen besonders als Zugabe zu stickstoffarmen Futtermitteln. Kartoffelschlempe, der Rückstand von der Spiritusfabrikation, ist ihres großen Wassergehalts halber als alleiniges Futter nicht zu verwerten, mit Stroh, Heu etc. zusammen gereicht, wegen ihres hohen Proteïnstoffgehalts, ein vorzügliches Milch-, Mast- und Arbeitsfuttermittel. Von den Getreide-, Rüben- und Melasseschlempen kommt nur der erstern größere Bedeutung als Futter zu. Neuestens wird vielfach in Trockenvorrichtungen hergestellte Trockenschlempe verwendet. Die Diffusionsrückstande (Rübenschnitte, Schnitzeln) der Zuckerfabriken sind im frischen, eingesäuerten oder getrockneten Zustand von hohem Wert für die Mästung von Rindern, Schafen und Schweinen. Zehnfach verdünnte Melasse wird an Milchkühe, Mastochsen, Schafe verfüttert. Um bei größern verfütterten Mengen grüner Melasse Durchfall zu verhüten, wird die Melasse getrocknet (Trockenmelasse), oder es werden Mischungen mit trocknen Pulvern, d. h. Torfmehlmelasse mit 80 Proz., Palmkernmehlmelasse, Maiskeimkuchenmelasse mit 60 Proz. Melasse, hergestellt, oder die abgepreßten Rübenschnitten mit feinst verteilter erwärmter Melasse gemischt und zusammen getrocknet, Melasseschnitte. Biertreber frisch und als Trockentreber sind für Schweine und Rinder, weniger für Pferde geeignet. Malzkeime besitzen hohen Proteïngehalt und sind für Milchvieh sehr verwendbar. Allen Tieren läßt man in der ersten Lebenszeit die Muttermilch zukommen, besonders wertvollen, zur Aufzucht verwendeten Tieren reicht man auch nach dem Absetzen eine Zeitlang Kuhmilch. Molken und abgerahmte saure (Schlicker-) Milch eignen sich hauptsächlich für Schweine. Fleischmehl ist für die Mast der Schweine brauchbar; bei Pferden und Wiederkäuern haben die Versuche mit Fleischmehl den Erwartungen nicht entsprochen. Um manche Futtermittel schmackhafter und gedeihlicher zu machen, um ferner den störenden Einflüssen, die sich bei der Heubereitung geltend machen, möglichst aus dem Wege zu gehen, werden sie einer besondern Zubereitung unterworfen (s. Futterbereitung). Eine graphische Darstellung der mittlern chemischen Zusammensetzung der wichtigsten Futtermittel gibt die Tafel.

Fütterungsmethoden.

Die Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere erfolgt durch Weidegang und Stallfütterung mit Grün- oder Trockenfütterung. »Die Fütterung ad libitum«, wie sie im Sommer auf der Weide stattfindet, ist bei Stallfütterung im Sommer oder Winter nur bei gewissen weniger wertvollen Futterstoffen angebracht, die den Tieren zum Ausfressen gereicht werden (geringes Heu, Stroh u. a.). Ob man bei Sommerstallfütterung die Pflanzen im frischen oder getrockneten Zustand reichen soll, ist eine noch offene Streitfrage. Gegen die Grünfütterung wird hauptsächlich geltend gemacht, daß diese wegen des sehr wechselnden Wassergehalts und der mit fortschreitendem Alter sich ändernden Zusammensetzung der Pflanzen die wünschenswerte Regelmäßigkeit im Verzehr unmöglich mache, daß der Übergang vom trocknen Winterfutter zur Grünfütterung stets von Verdauungsstörungen begleitet sei, und daß der Transport des Vegetationswassers in den frischen Pflanzen vom Felde nach dem Hof erhebliche Kosten verursache. Anderseits sprechen für die Grünfütterung vor allem das Risiko, das die Unzuverlässigkeit der Witterung für die Heugewinnung einschließt, der günstige Einfluß jener auf die Beschaffenheit der Milch und Butter u. a. Die Entscheidung, ob Grün-, ob Trockenfütterung, wird sich in den meisten Fällen nach den sonstigen wirtschaftlichen Verhältnissen richten. Weiteres über die Durchführung der Winter- und Sommerfütterung ist bei der Fütterung der einzelnen Haustierarten nachzusehen.

Bei der Feststellung der täglich zu verabreichenden Futtermenge, Futterration, Futterpassierung, Futterzusammenstellung wird die Menge und der Nährstoffgehalt der zur Verfügung stehenden Futtermittel annähernd in Übereinstimmung gebracht mit der Futternorm, die je nach Tierart und Nutzung auf Grund der Ergebnisse von wissenschaftlichen Fütterungsversuchen von E. Wolff, Julius Kühn u. a. aufgestellt wurden. Die Fütterungsnorm nach E. Wolff gibt außer dem Nährstoffverhältnis an, wieviel Kilogramm von den einzelnen verdaulichen Nährstoffen für je 1000 kg Lebendgewicht des Tieres in der täglichen Ration zu verabreichen sind, und zwar von: Trockensubstanz, Nh. Nährstoffen (verdautem Rohproteïn und Amide), Fett und Nfr. Nährstoffen. Die in der Norm weiter angegebene Summe der Nährstoffe (Rohfaser = 1 oder 1/2) ist nach der Formel: v. Nb.+2,4 v. F+v. E+C, bez.+0,5 C, berechnet. Die Futternorm in verdaulichen Nährstoffen nach Julius Kühn berücksichtigt: Trockensubstanz, wirkliche Proteïnstoffe, Fett und Nfr. Substanz (mit Einschluß des Nichtproteïns). Entsprechend dem lebenden Gewicht der Tiere und den Bestimmungen der Futternorm erfolgt dann die Ermittelung der erforderlichen Menge an einzelnen Futtermitteln je nach dem mittlern Gehalt derselben an verdaulichen Nährbestandteilen. Den Qualitätsmittelzahlen ist jedoch kein absoluter Wert beizumessen, es kann durch dieselben nur eine ungefähre Richtschnur geboten werden, die nach dem Verlauf der Fütterung entsprechend abzuändern ist. Im gegebenen Falle bleibt es daher der Erwägung des Landwirtes anheimgestellt, je nach der Beschaffenheit des Futtermittels von der Qualitätsmittelzahl gegen die Maximal- oder Minimalzahl hin abzuweichen. Bei beiden vorerwähnten Futterberechnungsmethoden wird auf die mineralische Substanz der Einfachheit wegen keine besondere Rücksicht genommen, da anzunehmen ist, daß bei sonst richtiger Futterzusammensetzung deren Bedarf gedeckt ist. Bei der Verabreichung der gewählten Futtermittel sind die Futterzeiten, bei Wiederkäuern und Pferden meist 3, bei Masttieren und Schweinen 4, sowie die Futterordnung, Aufeinanderfolge der vorzulegenden Futtermittel, streng einzuhalten. Nach der Fütterung erfolgt gewöhnlich das Tränken, seltener vor ihr, wenn den Tieren nicht durch Selbsttränkevorrichtungen die beliebige Wasseraufnahme freisteht.

Vgl. Henneberg und Stohmann, Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer (Braunschw. 1860–64,2 Hefte); Henneberg, Neue Beiträge etc. (Götting. 1870–72); Settegast, Fütterungslehre (5. Aufl. von Weiske, Bresl. 1888); Wolff, Rationelle Fütterung (7. Aufl., Berl. 1899) und Die Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere (das. 1876); v. Gohren, Naturgesetze der Fütterung (Leipz. 1872); Kühn, Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs (11. Aufl., Dresd. 1897); Pott, Die landwirtschaftlichen Futtermittel (Berl. 1889) und Anleitung zur Berechnung von Futterrationen (Münch. 1881); Dietrich und König, Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Futtermittel (2. Aufl., Berl. 1891, 2 Bde.); Krafft, Tierzuchtlehre (7. Aufl., das. 1900); Heinrich, Futter und Füttern (das. 1896); Schulze, Ratgeber bei der Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere (2. Aufl., Bresl. 1891); Strauch, Anleitung zur Ausstellung von Futterrationen und zur Berechnung der Futtermischungen etc. (16. Aufl., Leipz. 1904); Clausen, Futterersatzzahlen (2. Aufl., Berl. 1903); Märcker, Fütterungslehre (das. 1902); Böhmer, Kraftfuttermittel (das. 1903); Stutzer, Fütterungslehre (4. Aufl., das. 1904) und Praktische Anleitung zur Berechung der Futterrationen (das. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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