Schwefelsaures Natron

Schwefelsaures Natron

Schwefelsaures Natron (Natriumsulfat) Na2SO4 findet sich als Thenardit und Mirabilit, gelöst in Steppenseen Amerikas und Asiens, in den meisten Solen, namentlich auch in den Bitterwässern (Friedrichshall) und im Meerwasser, als Ausscheidung in vielen Binnenseen der aralo-kaspischen Senke, 2 m mächtig in der Adschidarjabucht an der Ostküste des Kaspischen Meeres; mit Gips, Kochsalz und Bittersalz bildet es Gebirgsmassen im Ebrotal; mit schwefelsaurem Kalk findet es sich als Glauberit und Brogniartin und mit schwefelsaurer Magnesia als Löweït. Es wird in großen Mengen für die Sodafabrikation nach dem Leblancschen Prozeß als Sulfat dargestellt, indem man Kochsalz (Chlornatrium) mit Schwefelsäure oder mit Schwefliger Säure, Wasserdampf und Luft behandelt. Als Nebenprodukt erhält man es bei Darstellung von Salpetersäure aus salpetersaurem Natron und Schwefelsäure, von Salzsäure aus Kochsalz und Schwefelsäure, bei Sublimation von schwefelsaurem Ammoniak mit Kochsalz, bei der Ultramarinfabrikation etc.; bei Verarbeitung des Teers auf Paraffin und Leuchtöle werden große Mengen Natronlauge und Schwefelsäure als Reinigungsmittel verbraucht, die man schließlich auf s. N. verarbeiten kann. Aus einer Lösung von schwefelsaurer Magnesia und Kochsalz kristallisiert bei sehr niedriger Temperatur (im Winter oder unter Anwendung einer Eismaschine) s. N., und in dieser Weise stellt man das Salz aus Mutterlaugen der Salinen und der Staßfurter Abraumsalze dar. Man läßt das Salz entweder kristallisieren oder verdampft die Losung, fischt das ausgeschiedene Salz aus und kalziniert es (kalziniertes Glaubersalz). Beim Rösten kupfer-, blei- und silberhaltiger Schwefelkiese mit Kochsalz entweicht Chlor und entsteht s. N., das durch Wasser ausgezogen werden kann. S. N. kristallisiert wasserfrei, mit 1, 7 oder 10 Molekülen Kristallwasser, die letztern Kristalle, welche 55,9 Proz. Wasser enthalten, bilden das Glaubersalz des Handels. Diese haben das spez. Gew. 1,46, schmecken kühlend salzig-bitter und lösen sich leicht und unter starker Temperaturerniedrigung in Wasser, nicht in Alkohol. 100 Teile Wasser lösen:

Tabelle

Glaubersalz verwittert an der Luft und schmilzt bei 33° im Kristallwasser. Bei höherer Temperatur wird es wasserfrei, schmilzt dann bei 843° und verdampft bei Weißglut. Man benutzt es zu Kältemischungen, zur Darstellung von Soda, Ultramarin, Glas, Wasserglas, Natriumaluminat, Antimon, zur Umsetzung von essigsaurem, unterchlorigsaurem und unterschwefligsaurem Kalk in Natronsalz, in der Färberei und als Abführmittel. Wasserfreies s. N. mit Kaliumsulfat zusammengeschmolzen gibt eine glasige amorphe Masse, aus deren Lösung in heißem Wasser beim Erkalten ein Doppelsalz unter lebhafter Lichtentwickelung kristallisiert. Saures schwefelsaures Natron (Natriumbisulfat) HNaSO4 wird als Nebenprodukt bei Darstellung von Salpetersäure erhalten. Es bildet über 50° farblose wasserfreie, bei niederer Temperatur Kristalle mit 1 Molekül Kristallwasser und verwandelt sich im Vakuum bei 300° in pyroschwefelsaures Natron (Natriumpyrosulfat) Na2S2O7, das bei stärkerm Erhitzen in s. N. und Schwefelsäureanhydrid zerfällt. Es dient als Ersatz des Weinsteins z. B. in der Färberei, mit chlormagnesiumhaltigem Abraumsalz gemischt, zur Entzinkung des Bleies nach dessen Entsilberung durch Zink und zur Darstellung rauchender Schwefelsäure. Glaubersalz wurde zuerst 1658 durch Glauber aus dem Rückstand von der Bereitung der Salzsäure gewonnen und als Sal mirabile Glauberi bekannt. 1767 wurde es aus Friedrichshaller Bitterwasser im großen dargestellt. Scheele zeigte 1785, daß Chlornatrium und Magnesiumsulfat sich bei Winterkälte umsetzen, und seit 1864 wird dies Verhalten in Staßfurt technisch verwertet. Große technische Bedeutung gewann s. N. seit der Entwickelung der Sodafabrikation und der Benutzung zur Darstellung von Glas.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schwefelsaures Natron — Strukturformel Allgemeines Name Natriumsulfat Andere Namen Dinatriumsulfat E 514 …   Deutsch Wikipedia

  • Schwefelsaures Ammoniak — (Ammoniumsulfat, Glaubers geheimer Salmiak) (NH4)2SO4 findet sich in vulkanischen Gegenden als Mascagnin und in den Borsäurefumarolen, so daß es bei der Borsäurefabrikation als Nebenprodukt erhalten wird; hauptsächlich aber wird es aus den… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kohlensaures Natron — (Natriumkarbonat, Soda) Na2CO3 findet sich ausblühend auf vielen Gesteinen (Gneis, Traß, Tonlager vieler Steppen, z. B. das Szekso oder die Zickerde Ungarns, die Colpa Südamerikas), im Auswurf der Salsen und Schlammvulkane und gelöst in vielen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Salpetersaures Natron — (Natronsalpeter, Würfel oder kubischer Salpeter, Chili oder Perusalpeter) NaNO3 findet sich, meist mit andern Salzen gemengt, in Spanien und in mehreren Teilen Indiens, in großer Menge aber nur in dem regenlosen Küstenstrich des westlichen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwefligsaures Natron — (Natriumsulfit) Na2SO3 entsteht bei Einwirkung Schwefliger Säure auf Ätznatron oder Soda. Man leitet Schweflige Säure in einen Turm, der feuchte Sodakristalle enthält, neutralisiert die entstandene Lösung von saurem schwefligsaurem Natron mit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwefelsaure Salze — (Sulfate), Verbindungen der Schwefelsäure mit Basen. In den neutralen Sn S n verhält sich der Sauerstoff der Basis zu dem Sauerstoff der Säure wie 1 : 3, sie sind meist löslich in Wasser, vollkommen unlöslich ist der schwefelsaure Baryt, fast… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Soda — Zur Darstellung von Soda nach dem Leblancschen Prozeß wird zunächst Kochsalz oder Steinsalz (Chlornatrium) durch Schwefelsäure in schwefelsaures Natron (Sulfat) verwandelt. Hierbei entweicht Chlorwasserstoffgas, das in geeigneten Apparaten von… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Soda [2] — Soda, 1) Art der Pflanzengattung Salsola; 2) ist kohlensaures Natron in mehr od. weniger reinem Zustande; sie kommt theils fertig gebildet in der Natur vor, theils wird sie künstlich dargestellt. A) Natürliche S. Kohlensaures Natron ist neben… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Salze — Salze, chemische Verbindungen, von denen viele eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit dem vornehmlich Salz genannten Körper, dem Chlornatrium, besitzen, nämlich in Wasser löslich sind, kristallisieren und einen eigentümlichen salzigen Geschmack… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Glas — Glas, eine durch Schmelzen erzeugte, bei hoher Temperatur dickflüssige, beim Erkalten allmählich aus dem zähflüssigen in den starren Zustand übergehende, vollständig amorphe Masse, die gewöhnlich aus Verbindungen der Kieselsäure mit mindestens… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”