Annunzĭo

Annunzĭo

Annunzĭo, Gabriele d' (eigentlich Rapagnetta), ital. Dichter, geb. 1864 auf dem Adriatischen Meere, verlebte seine Kindheit in Francavilla bei Pescara, wurde in Prato 1873–80 erzogen und studierte in Rom, wo er ein sehr lockeres Leben führte. 1898 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt und schloß sich den Sozialisten an. Schon die ersten Gedichte Annunzios verrieten großes Talent: »Primo vere« (Chieti 1879,2. verbesserte Aufl. 1880), »In Memoriam« (Pistoja 1880), und die von wilder, überspannter Sinnlichkeit durchwehten, formvollendeten, vielfach ausgelegten Gedichte »Canto novo« (Rom 1882) und »Intermezzo di rime« (das. 1883). Diese Sinnlichkeit weicht allmählich einer trüben Grundstimmung in »Isaotta Guttadàuro ed altre poesie« (Rom 1886); »L'Isotteo e la Chimera« (Mail. 1890); »Elegie romane« (Bologna 1892); »Poema paradisiaco«, »Odi navali« (Mail. 1893). Der »Canto novo« und das »Intermezzo« erhielten unter dem Titel: »Poesie« (Mail. 1896) ihre abschließende Gestalt. Schon 1882 erschienen die noch wenig selbständigen Novellen »Terra vergine«, gefolgt von »Il libro delle vergini« (Rom 1884) und »San Pantaleone. Racconti« (Flor. 1886), beide voll von grauenhaftem Realismus. Inhaltlich abstoßend, aber durchwebt mit meisterhaften Landschaftsbildern sind Annunzios (alle auch in deutschen Übersetzungen erschienene) Romane: »Il Piacere« (Mail. 1889); »L'Innocente« (das. 1891); »Giovanni Episcopo« (Neapel 1892); »Il trionfo della morte« (Mail. 1894); »Le vergini delle rocce« (das. 1895) und die schamlose Selbstverherrlichung »Il fuoco« (das. 1900). Verfehlt sind Annunzios allegorisch-symbolische Bühnenwerke: »Il sogno d'un mattino di primavera« (1897, gedruckt Mail. 1899; deutsch, Berl. 1900); »La cittá morta« (Mail. 1898; deutsch, Berl. 1901); »Il sogno d'un tramonto d'autunno« (Mail. 1898); »Gioconda« (Mail. 1898; deutsch, 5. Aufl., Berl. 1900) und »La gloria« (Mail. 1899; deutsch, Berl. 1900). A. lehnt sich oft an die modernen Franzosen und Russen an und huldigt dem hohlsten Symbolismus. Er hat sich eine eigne, sehr preziöse Sprache geschaffen; die musikalische Wirkung des Ausdrucks läßt ihn oft die Gedanken vernachlässigen. Vgl. Lady Blennerhassett, Gabriele d' A. (Berl. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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