Nebennieren

Nebennieren

Nebennieren (Glandulae suprarenales, Renes succenturiati) bestehen aus einem Kerne nervöser, dem Sympathicus angehörender, und aus einem Mantel drüsiger Substanz. Bei den niedern Wirbeltieren liegen sie als eine Reihe weißlicher oder gelblicher Gebilde beiderseits von der Wirbelsäule in der Bauchhöhle, bei den höhern Wirbeltieren dagegen stellen sie ein einheitlicheres, meist gelb gefärbtes Organ von länglicher, auch wohl gelappter Form dar, das über den Nieren an der hintern Bauchwand (s. Tafel »Blutgefäße des Menschen«, Fig. 5, und »Eingeweide I«, Fig. 2) liegt. Beim Menschen sind sie platt, halbmondförmig oder dreieckig, weich, schwammig und rötlichbraun. Sie bestehen aus einer dünnen, aber festen Bindegewebshülle und aus einer Rinden- und Marksubstanz. Die Rinde wird aus fächerartig angeordneten Bindegewebsbalken gebildet, in deren Maschen seine Arterien sowie Kapillaren verlaufen; in der Marksubstanz, deren bindegewebiges Gerüst netzförmig ist, verzweigen sich zahlreiche Venen. Die sehr zahlreichen sympathischen Nerven dringen, ohne an die Rinde Zweige abzugeben, bis ins Mark vor und enthalten dort Haufen von Ganglienzellen. Was sonst noch an Raum in der Drüse vorhanden ist, wird von rundlichen Zellen ausgefüllt. Einen Ausführungsgang besitzen die in ihrer Bedeutung noch sehr dunkeln N. nicht. Sie entwickeln sich beim Embryo sehr zeitig, und zwar in Verbindung mit den als Vor- und Urniere bezeichne len embryonalen Exkretionsorganen; sie sind anfänglich umfangreicher als die Nieren selbst. Beim Erwachsenen beträgt ihr Gewicht 5–7 g. Krankheiten der N. sind ziemlich selten; am häufigsten handelt es sich um Blutung, Tuberkulose, kropfartige Geschwülste (Adenome, Strumen) und Krebs der N. Addison beobachtete 1855 zuerst, daß Kranke, die an Tuberkulose der N. leiden. eine bronzefarbige, rotbraune oder braungrüne Haut besitzen (Addisonsche oder Bronzekrankheit; vgl. Addison, On the constitutional and local effects of disease of the suprarenal capsules, Lond. 1855). Man hat indes auch hochgradige Entartung der N., ohne Bronze farbe der Haut, konstatiert. Neben der Hautverfärbung ist die Krankheit durch schwere Störungen von seiten des Magens und Darmes, große allgemeine Schwäche und Absinken des Blutdrucks gekennzeichnet, sie verläuft meist chronisch, manchmal ziemlich akut und ist meistens tödlich. Bei der Entwickelung der N. können kleine Gewebsstückchen in andre Nach barorgane versprengt werden, namentlich in das Gewebe der Nieren, in die breiten Mutterbänder, in das Bindegewebe längs der Beckenarterien. Aus Keimen dieser Art entwickeln sich alsdann im spätern Leben selten gutartige, meist aber krebsartige Geschwülste (Nierenstrumen), die dem Sitze nach den Nieren, bez. dem Bindegewebe angehören, tatsächlich aber aus dem Gewebe der N. stammen. Der von den N. gebildete blutdrucksteigernde Stoff, eine kristallisierbare Base C9H13NO3, auf deren Fehlen wohl das bei Addisonscher Krankheit so auffallende Absinken des Blutdrucks zu beziehen ist (Ausfallerscheinung), wird neuerdings vielfach unter den Namen Suprarenin, Adrenalin und ähnlichen als Blutstillungsmittel angewendet. In dünner Lösung auf Schleimhäute, z. B. der Nase, des Kehlkopfes, aufgetragen, bewirkt er hier starke Zusammenziehung der Blutgefäße und große Blässe, so daß Operationen fast blutlos ausgeführt, Blutungen gestillt werden können. Man benutzt die Präparate auch als hypodermatische Injektion und in Verbindung mit Kokain zur Erzeugung lokaler Anästhesie.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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