Messel

Messel

Messel, Alfred, Architekt, geb. 22. Juli 1853 in Darmstadt, bildete sich von 1873–74 auf der Kunstakademie in Kassel und studierte dann bis 1878 auf der Bauakademie in Berlin, wo er sich besonders an Strack anschloß. Von 1878–88 war er als Regierungsbaumeister im Staatsdienst tätig, und 1883 unternahm er seine erste Studienreise nach Italien, der später noch mehrere nach Italien, England, Frankreich und Spanien folgten. 1885 trat er als Assistent in den Lehrkörper der Technischen Hochschule in Charlottenburg, dem er bis 1893 angehörte, von 1893–96 war er Lehrer am Kunstgewerbemuseum in Berlin. Sein baukünstlerisches Schaffen begann er 1886–1887 mit einem großen Kaufhaus am Werderschen Markt in Berlin, dem 1890 die Volkskasseehallen, 1892–93 mehrere Wohnhäuser im Tiergartenviertel, in der Tauentzienstraße und am Kurfürstendamm, 1897 das Kaufhaus Wertheim (Erweiterungsbau 1904), 1898 das Bankgebäude der Berliner Handelsgesellschaft und das Museum in Darmstadt (1906 vollendet) folgten, für das er in Anlehnung an das Residenzschloß den Barockstil wählte. Als gründlicher Kenner der historischen Stilarten bewegt er sich meist in den Ausdrucksformen der deutschen Frührenaissance, der italienischen Hochrenaissance und des italienischen Barockstils, denen er jedoch stets, besonders in der sorgsam durchgebildeten und von modernem Geist erfüllten Ornamentik, ein persönliches Gepräge zu geben weiß. In dem Kaufhaus Wertheim suchte er einen baulichen Organismus ausschließlich aus dem Bedürfnis heraus zu gestalten und damit den Typus eines modernen, nur einem Betriebe dienenden Warenhauses zu schaffen (s. Tafel »Kaufhäuser I«, Fig. 6, II, Fig. 8, und III, Fig. 1). Auch auf dem Gebiete der Innendekoration hat er einen seinen künstlerischen Geschmack bewiesen, besonders in der Gestaltung des Ministerberatungszimmers für das neue Landtagsgebäude in Berlin und des Thronsaals im Palazzo Caffarelli, dem Sitz der deutschen Botschaft in Rom. Von Bedeutung ist auch seine Tätigkeit auf dem Gebiete des Arbeiterwohnhausbaues. Für den Berliner Spar- u. Bauverein hat er von 1887–96 drei große Häusergruppen an der Proskauer Straße (s. Tafel »Arbeiterwohnhäuser II«, Fig. 4, und III, Fig. 2), an der Sickingenstraße und in dem Vorort Westend erbaut. M. ist königlicher Professor. Eine Sammlung seiner in Berlin ausgeführten Bauten (36 Tafeln in Lichtdruck) gab Rückwardt heraus (Berl. 1896). Vgl. auch H. Albrecht, Das Arbeiterwohnhaus (mit Entwürfen von A. M., Berl. 1896) und »Alfred M.« (5. Sonderheft der »Berliner Architekturwelt«, 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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