Maremmen

Maremmen

Maremmen (ital., v. lat. maritima. »am Meer gelegen«), sumpfiger, ungesunder Landstrich an der Küste des Tyrrhenischen Meeres in Italien von der Mündung der Magra bis zu der des Volturno, in diesem weitern Sinn also die Campagna von Rom und die Pontinischen Sümpfe (s. d.) mit umfassend. Die M. im engern Sinn oder toskanischen M. erstrecken sich zwischen der Cecina und Fiora in den Provinzen Pisa und Grosseto und umfassen insbesondere die Landstriche an den Küstenflüssen Cornia, Pecora, Bruna, Ombrone und Albenga, zusammen ca. 2600 qkm. Sie bestehen etwa zu zwei Dritteln aus Hügelland, zu einem Viertel aus Talgrund, im übrigen aus Sumpf- und Wasserflächen. Zur Zeit der Etrusker und Volsker war diese Küste mit zahlreichen Städten besetzt, in der Römerzeit schon wegen der Fieber im Sommer gemieden. Im Mittelalter erhoben sich noch Burgen und Flecken auf den Höhen, dann verödete die Gegend immer mehr und ward infolge des Rückgangs der Bodenkultur und der zunehmenden Entwaldung zu einer von der Malaria (s. d.) heimgesuchten, menschenleeren Wildnis. Seit 1828 hat man dem Übel ernstlich und mit Erfolg entgegengewirkt teils durch künstliche Ausfüllung der Sümpfe mit den Sinkstoffen der hineingeleiteten Flüsse, teils durch Drainage. Von 18,000 Hektar sumpfigen Bodens waren bis 1897 schon 13,500 Hektar trockengelegt, wodurch auch die Malaria eingeschränkt worden ist, und zwar sowohl am Meer (bei Orbetello, Piombino, Santo Stefano), wo überhaupt die bewegte Seeluft die Malaria in Schranken hielt, als auch im Innern. Früher vom Verkehr abgeschnitten, sind jetzt die M. von der Eisenbahn Livorno-Civitavecchia (der sogen. Maremmenbahn) mit zwei Seitenlinien durchzogen und somit von Pisa, Rom, Florenz, Chiusi aus zugänglich (s. Karte »Italien, nördliche Hälfte«). Vgl. Noël de Vergers, L'Etrurie et les Étrusques (Par. 1862–64, 3 Bde.); Grottanelli, La Maremma toscana (Siena 1873 bis 1876, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Maremmen — Maremmen, die sumpfigen und ungesunden Küstenstriche Italiens im südl. Toskana, am Mittelländ. Meer, vom Ausfluß des Cecina bis Orbetello, 150 km lg., 11 30 km br.; seit 1828 erfolgreiche Austrocknungsversuche …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Maremmen — Maremmen, in Toscana und dem Kirchenstaate ein Küstenstrich vom Ausfluß der Cecina bis Orbitello. 20 Ml. lang, 1–4 breit, vor Zeiten stark bewohnt, jetzt durch die Ausdünstung durch Schwefelquellen gebildeter Sümpfe sehr ungesund. Im Sommer… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Maremmen — Marẹmmen,   italienisch Marẹmma, die Küstenebenen und höfe an der Westküste Italiens zwischen La Spezia im Norden und Salerno im Süden, durch vorspringende Gebirge und Steilküsten voneinander getrennt; sie sind in einen küstennahen Strandwall… …   Universal-Lexikon

  • Maremmen — In den Maremmen wird man reich in einem Jahr und stirbt in einem halben. Unter Maremmen im engern Sinne versteht man den sumpfigen Küstenstich im südlichen Toscana am Mittelländischen Meere, der sich vom Ausflusse des Cecina südlich von Livorno… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Maremmen-Abruzzen-Schäferhund — FCI Standard Nr. 201 Gruppe 1: Hütehunde und …   Deutsch Wikipedia

  • Maremmen — Ma|rem|men die (Plur.) <zu it. maremma »Maremme«, dies aus lat. maritima »Küstengegenden«, substantiviertes Neutr. Plur. von maritimus »zur Küste, zum Meer gehörend«> sumpfige, heute z. T. in Kulturland umgewandelte Küstengegend in… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Maremmen — Ma|rẹm|men Plural <italienisch> (sumpfige Küstengegend in Mittelitalien) …   Die deutsche Rechtschreibung

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