Maßstab

Maßstab

Maßstab, ein gerader, linealähnlicher Stab von Holz, Metall, Glas, Zelluloid, der zur Längenmessung dient. Man unterscheidet Endmaßstab, dessen Länge zwischen seinen beiden Endflächen (-Schneiden, -Kugeln, -Spitzen) den Maßwert bestimmt, und Strichmaßstab, auf dem diese Länge durch Striche nahe den Enden angegeben ist. Auf dem M. sind die Maßeinheiten mit dem Zweck des Maßstabes entsprechender weiterer Einteilung in Untereinheiten nebeneinander aufgetragen. Die Länge und Form solcher Linearmaßstäbe (Fig. 1) richtet sich nach praktischen Bedürfnissen. Man legt den Nullpunkt häufig nicht an das Ende des Maßstabes, sondern läßt am linken Ende ein Stück (den Kopf) frei und führt auf diesem die Unterteilung aus. Über den Urmaßstab s. Eichen. Der verjüngte M., d. h. der in einem gewissen Verhältnis zu dem wirklichen verkleinerte, soll vorzugsweise dem Zeichner dazu dienen, die mittels größerer Maße aufgefundenen Längen durch Zeichnung auf Papier im kleinen oder verjüngt vor das Auge zu bringen. Er heißt Transversalmaßstab (Fig. 2), wenn er durch horizontale, senkrechte und diagonale Linien dergestalt abgeteilt ist, daß man mit möglichster Genauigkeit Längeneinheiten und Unterabteilungen derselben danach bestimmen kann.

Fig. 1. Linearmaßstab.
Fig. 1. Linearmaßstab.

Teilt man z. B. den 1 cm breiten Kopf des Maßstabes in 10 Teile zu je 1 mm, zieht 10 Parallelen zur Grundlinie, teilt die oberste dieser Parallelen ebenso wie die Grundlinie des Kopfes in 10 Teile und verbindet nun den Nullpunkt der Grundlinie mit dem ersten Teilstrich der obersten Parallele u. s. f., so schneiden diese Transversalen auf den verschiedenen Parallelen der Reihe nach von unten 1, 2, 3... Zehntel Millimeter vom Nullstrich des Kopfes aus ab. M. einer Zeichnung oder einer Karte nennt man das Verjüngungsverhältnis derselben, zum Beispiel 1:25,000 (s. Landkarten). –

Fig. 2. Transversalmaßstab.
Fig. 2. Transversalmaßstab.

Ein sehr brauchbarer Universalmaßstab von Schubert in Berlin ist dem gewöhnlichen Gliedermaßstab ähnlich, hat aber keine hervortretenden Gliederenden, die beim Messen oft hinderlich sind, und ist dadurch nach dem Zusammenlegen um ca. 25 mm kürzer als andre Systeme. Er ist als Winkelmesser, Schmiege, Zirkel, Innen- und Außentaster verwendbar, ohne daß die gewöhnliche Form verändert ist. Der M. erlaubt, beliebige Winkel von 10–170° ohne weitere Rechnung als Schmiege einzustellen, um Polygone auszureißen, Kreisausschnitte als Bruchteile des ganzen Kreises aufzutragen, Schrägen an Balken auszuschneiden etc. Das Prinzip des Maßstabes entspricht dem des sogen. Sinussatzes der Trigonometrie, nach dem sich die Sinus der Dreieckswinkel wie die den Winkeln gegenüberliegenden Seiten verhalten. Dementsprechend ist auf den beiden letzten Gliedern eine Skala aufgetragen, die, nach diesem Satz berechnet, in ihren Zahlen den jeweilig zu bestimmenden Winkeln entspricht. Um z. B. die Schmiege der Kante eines Achtecks zu bestimmen, wird man, da zu jeder Seite des Achtecks ein Zentriwinkel von 360:8 = 45° gehört, mithin der Kantenwinkel 180:45 = 135° beträgt, den Teilstrich 135 den auf dem untern horizontalen Glied markierten Pfeilspitzen gegenüber einzustellen haben. Bei der Aufnahme von Gegenständen, Reparaturen etc. kann man jeden Winkel durch die Schmiege einstellen, an der Skala absehen, notieren und in der Werkstatt wieder einstellen. An den beiden letzten Gliedern des Maßstabes sind drehbare Spitzen angebracht, die denselben als Zirkel verwenden lassen. Dreht man diese Spitzen nach den Seiten, so kann man den M. als Innen- und Außentaster verwenden; das Maß der Spitzen läßt sich mit Hilfe des Maßstabes ablesen, indem man das erste Glied nach den Spitzen hin dreht. Beim Messen laufender Meter dreht man die Endspitze nach der Außenseite des Maßstabes und reißt das gemessene Meter mit der Spitze an.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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