Laurentische Formation

Laurentische Formation

Laurentische Formation (von Logan um 1862 nach dem Lorenzstrom genannt; Urgneisformation), die untere Abteilung der archäischen Formationsgruppe, das älteste auf der Erde nachweisbare Gesteinssystem, das vorwaltend aus Gneisen in verschiedenen Varietäten (s. Gneis), oft in Granite übergehend und mit diesen wechsellagernd, besteht, während untergeordnet, den Gneisschichten eingelagert, Hornblendegesteine, Eklogite, Olivinfelse, Granulite, Marmore, Dolomite, Serpentine und Quarzite vorkommen. Wo Quarzit ausgerichteten Gneisschichten eingelagert ist, kann er, wetterbeständiger als seine Umgebung, die Veranlassung zu mauerartig hervorspringenden grotesken Felsbildungen werden; das bekannteste Beispiel hierfür ist der im böhmisch-bayrischen Grenzgebirge meilenweit sich hinziehende, mauerartige Pfahl, von dem wir untenstehend (nach Gümbel) eine Ansicht und ein Profil geben. Eine gesetzmäßige Gliederung der laurentischen Formation, deren Mächtigkeit in den Alpen auf 10–20,000 m und im ostbayrischen Grenzgebirge auf 30,000 m angegeben wird, hat sich überall bei genauerm Studium derselben ergeben. So unterscheidet beispielsweise Gümbel für den Bayrischen Wald eine untere (bojische) Etage mit vorwaltend rot gefärbten Gneisvarietäten und eine Kalk (Marmor) und Graphit führende obere (hercynische) mit vorwiegend grauen Gneisen und zahlreichen Einlagerungen von Hornblendegneis, Eklogit, Cordieritgneis etc.

Fig. 1. Ansicht des Pfahls im böhmisch-bayrischen Grenzgebirge.
Fig. 1. Ansicht des Pfahls im böhmisch-bayrischen Grenzgebirge.
Fig. 2. Profil des Pfahls. gn Gneis in verschiedenen Varietäten, Q Quarzit (Pfahl), c hälleflintartiges Gestein.
Fig. 2. Profil des Pfahls. gn Gneis in verschiedenen Varietäten, Q Quarzit (Pfahl), c hälleflintartiges Gestein.

Die Verbreitung der laurentischen Formation ist sehr groß. Die gewöhnlich stark ausgerichteten und oft vielfach gebogenen Gesteine der laurentischen Formation setzen die Kerne der größern Gebirge (Pyrenäen, Alpen, Böhmerwald, Fichtelgebirge, Schwarzwald, Odenwald, Erzgebirge, Riesengebirge etc.) zusammen, sind im Norden von Europa (Skandinavien, Finnland, Schottland, Hebriden) und in Nordamerika (nördlich und südlich vom Lorenzstrom sowie in Grönland) über weite Strecken verbreitet und ebenso in Afrika und Asien (Japan, Bengalen) entwickelt. Versteinerungen sind, nachdem sich die Annahme, daß das Eozoon (s. d.) ein Fossil sei, als Irrtum herausgestellt hat, in den Schichten der laurentischen Formation nicht nachgewiesen. Das durch gleichzeitige eruptive Tätigkeit gelieferte Material zeichnet sich (und es ist dies ein Gegensatz zu jüngern Formationen) dadurch aus, daß es mineralogisch identisch oder doch nahe verwandt mit dem Gneismaterial ist; namentlich gilt dies für Granit, Syenit, Diorit und Gabbro. Technisch wichtige Mineralien bergen die betreffenden Gesteine häufig (s. auch Gneis). Magneteisenerz und andre Erze sind ihnen teils als Lager, teils in Form der sogen. Fahlbänder (s. d.) eingelagert, während zahlreiche Gänge, namentlich auch von Erzen der Edelmetalle, sie durchsetzen. Für den Glimmer der Gneise tritt oft Graphit ein, der sich lagen- und nesterweise aufhäuft und dann der Gewinnung unterliegt; Kryolith, früher zur Darstellung des Aluminiums, auch in der Sodafabrikation verwendet, findet sich als Einlagerung im Gneis in Grönland, Apatit in Kanada, Serpentin und fast chemisch reine Kalksteine (Marmore) bilden an vielen Orten technisch wichtige Einlagerungen. Über die Theorien, die hinsichtlich der Entstehung dieses ältesten Schichtensystems aufgestellt worden sind, vgl. unter Gneis.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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