Kwangtung

Kwangtung

Kwangtung, Provinz des südlichen China (s. Karte »China«), begrenzt im W. von Kwangsi, im N. von Hunan, Kiangsi und Fokiën, im S. vom Südchinesischen Meer, von dem durch die weitvorgestreckte Halbinsel von Leitschou und durch die ihr vorgelagerte, der Provinz zugehörige Insel Hainan (s. d.) nach W. hin der Golf von Tungking abgegliedert wird. Die Provinz, mit 243,000 qkm und 22,200,000 Einwohnern (91 auf 1 qkm), ist fast ausschließlich bergig als ein Bestandteil des südchinesischen Hügellandes, dessen geologischer Bau durch zahllose parallele Bodenfalten in sinischer Richtung (WSW. nach ONO.) bestimmt wird; dieser ursprüngliche Bau des Bodens ist durch die Gewässer größtenteils verwischt, durch deren Arbeit die Gebirgsfalten in ein scheinbar regelloses Hügelland aufgelöst sind. Die Berge erreichen nirgends bedeutende Höhen (Maximum etwa 1000 m), doch ist die Provinz sehr unwegsam; die seit alter Zeit berühmten Pässe Meiling und Tscheling (beide nur 300 m ü. M.) bieten, jener nach Kiangsi, dieser nach Hunan, fast die einzigen Übergänge nach N. Hydrographisch wird K. beherrscht durch den Stromdrilling, der in der Tiefebene von Kanton, der einzigen des Gebiets, zusammenfließt und deltaartig ins Meer mündet. Er wird gebildet durch den Sikiang, Pekiang und Tungkiang, oder, wie die Namen besagen, Westfluß, Nordfluß und Südfluß. In der äußerst fruchtbaren Mündungsebene von Kanton zersplittern sich diese Gewässer in unzählige Kanäle. Der fast ausschließlich granitischen Meeresküste sind namentlich östlich der Halbinsel von Leitschou viele Inseln vorgelagert, von denen außer der großen Insel Hainan, die einen besondern Bezirk bildet, die in britischem Besitz befindliche Insel Hongkong (s. d.) und die Insel Nan-ngau (Namoa) bei Swatau zu nennen sind. Besonders im Stromdelta, aber auch in vielen andern Teilen der Provinz gedeiht trefflicher Reis, eine berühmte Seidenraupenzucht wird vornehmlich in der Ebene zwischen Kanton und Macao betrieben; Zuckerpflanzungen begleiten die Flußläufe, besonders den Tungkiang, und finden sich auf der flachen Halbinsel Leitschou und in den ebenen Teilen von Hainan. Andre wertvolle Erzeugnisse sind Tee, Tabak, Kassiarinde, Südfrüchte (süße Apfelsinen, Bananen etc.), seine Fächer aus den Blättern der Fächerpalme (Chamaerops excelsa), Matten etc. Nutzbare Mineralien sind jedenfalls reichlich vorhanden, werden aber bis auf Kupfer, Eisen (besonders in Fatschan verarbeitet) und Salpeter kaum verwertet. Erwähnenswert ist noch die Gewinnung geschätzter wohlriechender Hölzer und der bedeutende Fischfang. Die Bevölkerung zerfällt in mehrere Gruppen mit eignen Dialekten: die Punti (»ursprünglich Angesessene« oder Kantonesen), die Hakka (»Fremde«, vom Norden eingewandert), die Hoklo an der Grenze von Fokiën, mehrere Stämme der Miautse im unwegsamen Nordwesten und die Li, ein Rest der Urbevölkerung im Innern von Hainan. Hauptstadt ist Kwangtschousu oder Kanton (s. d.). Vertragshäfen in K. sind außer Kanton: Swatau (s. d.), Kaulun (s. d.), Lappa (s. d.), Pakhoi (s. d.) an der Meeresküste und die Binnenhäfen Sanschui (s. d.), Kongmun und Kumtschuk am Sikiang sowie Kiungtschou auf Hainan. Bedeutende Städte sind außerdem: Liëntschou (Hafen: Pakhoi), Fatschan und Tschauking im Delta, Schautschou am Nordfluß, Hweitschou am Ostfluß und Tschautschou (Hafen: Swatau). An der östlichen Ansatzbucht der Halbinsel von Leitschou befindet sich das 1898 an Frankreich verpachtete kleine Küstengebiet von Kwangtschouwan (s. d.), westlich vom Kantonfluß das portugiesische Macao (s. d.). Der Plan einer Eisenbahn von Kanton nordwärts durch Hunan nach Hankau ist bisher über allgemeine Vorbereitungen nicht hinausgekommen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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