Knebel

Knebel

Knebel, Karl Ludwig von, ein Genosse des Weimarer Musenhofs, geb. 30. Nov. 1744 auf dem Schloß zu Wallerstein in Franken, gest. 23. Febr. 1834 in Jena, studierte auf der Universität in Halle einige Zeit die Rechte, trat dann in Potsdam in das Regiment des Prinzen von Preußen und rückte bereits nach wenigen Monaten zum Offizier auf. Während seines zehnjährigen Militärdienstes machte er die nähere Bekanntschaft Ramlers, Nicolais, Gleims, Moses Mendelssohns u. a. Da sich ihm jedoch keine Aussicht auf weitere Beförderung eröffnete, nahm er seinen Abschied. Auf der Reise in die Heimat ließ er sich in Weimar fesseln, wo er 1774 die Stelle eines Hofmeisters beim Prinzen Konstantin übernahm. Auf einer Reise nach Frankreich, die er mit diesem und dem ältern Bruder noch in demselben Jahr unternahm, besuchte er Goethe in Frankfurt a. M. und vermittelte dessen erste Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Karl August. 1779 schied K. aus seiner Stelle aus; er erhielt eine lebenslängliche Pension mit dem Majorscharakter und lebte nun in enger Verbindung mit jenem Kreis, dem die größten Geister Deutschlands, Goethe, Herder, Schiller, Wieland, Herzog Karl August etc., angehörten. Besonders eng schloß er sich an Goethe und Herder an. Nachdem er sich 1798 mit Luise v. Rudorf, der Kammersängerin der Herzogin Amalie, vermählt, zog er sich in das Bergstädtchen Ilmenau zurück, wo er schon früher aus Interesse an Mineralogie öfters verweilt hatte. Als seine Kinder heranwuchsen, vertauschte er (1805) diesen Aufenthalt mit Jena. Knebels bedeutendste Arbeiten sind seine Übersetzungen, z. B. die des Alfierischen Trauerspiels »Saul« (Ilmenau 1829), von der jedoch nur wenige Exemplare ins Publikum kamen, die der »Elegien des Properz« (zuerst in Schillers »Horen«, dann Leipz. 1798) und vor allem die Übertragung von Lucretius' Lehrgedicht »Von der Natur der Dinge« (das. 1821, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831). Seine eignen PoesienHymnen«, »Elegien«, »Lebensblüten in Distichen« etc.) stehen gesammelt im 1. Band seines von Varnhagen v. Ense und Th. Mundt unvollständig herausgegebenen »Literarischen Nachlasses und Briefwechsels« (mit Biographie Knebels von Mundt, Leipz. 1835, 3 Bde.). Seinen sehr anziehenden »Briefwechsel mit Goethe« (Leipz. 1851, 5 Bde.) gab Guhrauer heraus. Düntzer veröffentlichte die Briefe von Schillers Gattin an K. (»Briefe von Schillers Gattin an einen vertrauten Freund«, Leipz. 1856) sowie »Briefe des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an K. und Herder« (das. 1883) und eine Auswahl »Aus Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette« (Jena 1858). Vgl. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalie, Karl August und der Minister v. Fritsch (Weim. 1874); v. Knebel-Doberitz, Karl Ludwig v. K. (das. 1890).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Knebel — steht für: Knebel (Mund), einen Gegenstand, der jemandem in den Mund gesteckt wird, um ihn am Schreien zu hindern Knebel (Werkzeug), ein Werkzeug, das zum Festziehen und Lösen von Schrauben und Muttern verwendet wird Sitzknebel – ein an einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Knebel — Sm std. (11. Jh.), mhd. knebel, ahd. knebil, as. knevil, mndd. knevel Stammwort. Für verschiedene Ausprägungen von kurzen, schmalen Hölzern; entsprechend anord. knefill Querstange , so daß g. * knabila m. Knebel erschlossen werden kann. Im… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Knebel — »Holz oder Metallstab zum Spannen von Stricken, zum Absperren oder dgl.; zusammengedrehtes Tuch, das jemandem in den Mund gesteckt wird, um ihn am Schreien zu hindern«: Mhd. knebel, ahd. knebil »Holzstück, Querholz (zum Fesseln oder dgl.),… …   Das Herkunftswörterbuch

  • knebel — {{/stl 13}}{{stl 8}}rz. mnż III, D. knebelbla; lm D. knebelbli {{/stl 8}}{{stl 20}} {{/stl 20}}{{stl 12}}1. {{/stl 12}}{{stl 7}} szmata lub zwitek szmat wepchnięty przemocą do ust zaatakowanemu człowiekowi, aby uniemożliwić mu mówienie, wołanie o …   Langenscheidt Polski wyjaśnień

  • Knebel [1] — Knebel, 1. hölzerner Griff oder Querholz an Zugseilen (bei Rammen u. dergl.), um das Anziehen zu erleichtern; 2. desgleichen zum festeren Anspannen von Seilen, wobei das Holz durch besonderen Knoten (Knebel oder Bremsknoten) festgemacht ist; 3.… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Knebel — Knebel, Karl Ludw. von, Schriftsteller, geb. 30. Nov. 1744 zu Wallerstein (Franken), 1763 74 im preuß. Militärdienst, dann Hofmeister des Prinzen Konstantin von Weimar, Freund Goethes, lebte später in Ilmenau und Jena, gest. 23. Febr. 1834,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Knebel [1] — Knebel, 1) kurzes Stück Holz zu verschiedenem Gebrauch, womit man bes. etwas knebelt, d.h. unter Zuhülfenahme eines solchen Holzes fest bindet, zusammenzieht, verstopft etc., so z.B. an Sägen in die Schnur zwischen den Armen des Gestelles… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Knebel [2] — Knebel, Karl Ludw. von K., geb. 30. Novbr. 1744 zu Wallerstein in Franken, wo sein Vater Kanzler war, zog mit diesem nach Ansbach, wo der Dichter Uz bedeutenden Einfluß auf seine erste Bildung hatte, studirte Jurisprudenz in Halle, wurde aber… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Knebel [2] — Knebel (Knecht), im Bergbau ein kurzes, schwaches Rundholz, das durch das aufgedrehte Ende des Schachtfeiles gefleckt ist und einem Manne beim Hinablassen in den Schacht als Sitz dient. Vgl. a. Sägen. Treptow …   Lexikon der gesamten Technik

  • Knebel — Knebel, Karl Ludw. von, geb. 1744 zu Wallerstein, diente zuerst im preuß. Militär, wurde dann in Weimar Hofmeister des Prinzen Constantin, war mit Göthe, Schiller, Wieland, Herder etc. befreundet, st. 1834 zu Jena. Er übersetzte den Lucrez u.… …   Herders Conversations-Lexikon

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