Kaschau

Kaschau

Kaschau (magyar. Kassa, spr. káschscha), königliche Freistadt mit Munizipium im ungar. Komitat Abauj-Torna, Knotenpunkt der K.-Oderberger Bahn und der Staatsbahnlinien nach Miskolcz, Torna, Eperjes (Orló), Bartfeld und Sátoralja-Ujhely, liegt am Ausgang des Hernádtals am Fluß Hernád, 211 m ü. M., und gehört zu den ältesten und schönsten Städten des Landes. Sie besteht aus der innern Stadt und vier Vorstädten, hat viele Kirchen, darunter die aus dem 13. und 14. Jahrh. stammende prachtvolle altgotische Kathedrale (von der Königin Elisabeth gegründet, 1856–96 restauriert) und die gotische Michaelskirche (aus dem 13. Jahrh.). An hervorragenden Gebäuden sind erwähnenswert: das Komitatshaus, Stadthaus, der Kammerhof, das Theater (1899), die Kasernen, mehrere neue Schulgebäude (Gymnasium, 1905) und das bischöfliche Palais mit Park. Der schöne Széchenyi-Park befindet sich beim Bahnhof. Von Denkmälern ist das des Generals Kökényesdi (1901, von Gönczy) zu erwähnen. K. hat (1901) 40,102 magyarische, slowakische und deutsche (meist römisch-kath.) Einwohner (darunter 5276 Israeliten), eine ärarische Tabakfabrik, Fabriken für Kognak, Stärke, Dextrin, Steingut, Papier, Eisenwaren, Pulver, Fleischwaren (besonders Schinken), Möbel aus gebogenem Holz, Parkette, Ziegel, Tonwaren etc., Dampfmühlen, Sägewerke, 2 Bierbrauereien, lebhaften Handel, ein Lagerhaus, ein Schlachthaus und eine Dampfstraßenbahn. K. ist der Sitz des Komitats, eines römisch-katholischen Bischofs (seit 1802), eines Armeekorpskommandos, einer königlichen Tafel, eines Gerichtshofs, einer Finanz- und einer Post- und Telegraphendirektion, eines Hauptzollamts und einer Handels- und Gewerbekammer, hat eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, mehrere Geldinstitute, viele Lehranstalten (Rechtsakademie, Prämonstratenser-Obergymnasium, eine Oberreal- und eine Militärunterrealschule, ein bischöfliches Seminar, 2 Lehrerpräparandien, eine landwirtschaftliche Fachschule mit Versuchsanstalt, Musik-, Zeichen-, Wirkereifach-, Maschinenindustrieschule etc.) und das Oberungarische Museum (35,000 Bände, Münzen etc.). Außerhalb der Stadt befindet sich ein großes Barackenlager (für 6000 Mann). 4 km nordwestlich liegt der klimatische Kurort Bankó und gegen NO. (20 km) der Badeort Ránkherlein (s. d.) mit einem intermittierenden Springquell. – K. war ursprünglich eine deutsche Ansiedelung, neben dem ältern Ort Ober-K. entstanden. 1290 mit Mauern und nach und nach mit Festungswerken umgeben, die Ferdinand II. erweitern und Leopold I. mit einer Zitadelle verstärken ließ. König Karl Robert trat K. an den Palatin Amadeus Aba ab; derselbe ward jedoch schon 1310 von den über seine Gewaltpläne mißvergnügten Bürgern getötet, und seine Familie entsagte hierauf ihren Rechten. König Ludwig gab 1346 der Stadt das Recht der Halsgerichtsbarkeit, erhob sie 1347 zur königlichen Freistadt und verlieh ihr das Ofener Stadtrecht, bestimmte sie 1361 zum Stapelplatz für polnische und russische W. iren und erteilte ihr Marktgerechtsame. König Siegmund erneuerte 1425 ihre Gerechtsame. Sie stand an der Spitze des Fünf-Städtebundes Ostungarns in der bewegten Zeit seit 1437 und hatte namentlich mit Krakau enge Handelsverbindung. Aus den Händen des Hussitenführers Giskra wurde sie erst durch Matthias I. befreit. Seit der Schlacht bei Mohács immer entschiedener protestantisch geworden, anderseits durch die Eroberung Zápolyas, durch die Verdrängung deutscher Altbürgerfamilien und die wachsende Einbürgerung der Magyaren in seinem Volkstum zersetzt, erscheint K. im 16. und 17. Jahrh., gleichwie auch später, als politischer Vorort des ostungarischen Berglandes, als wichtiger Waffenplatz und Kommandoort des kaiserlichen Ungarn, aber auch als Stützpunkt und Besitz der Gegner der Habsburger, eines Bocskai (gest. 1606), Gabriel Bethlen (gest. 1629), Georg Rákóczi I. (gest. 1648), Thököli (1682–83), und auch Franz Rákóczi II. öffnete K. willig die Tore. Unter König Leopold I. wurde hier eine Hochschule oder Universität unter der Leitung der Jesuiten gegründet, an deren Stelle dann ein Gymnasium und eine Rechtsakademie verblieb. Karl III. ließ die Mauern der Stadt schleifen. In den Bewegungen des Jahres 1848 ward K. 11. Dez. von den Österreichern erobert; am 4. Jan. 1849 fand hier eine Schlacht zwischen den Ungarn unter Mészáros und den Österreichern unter Schlick statt, und 9. Febr. ward K. von Görgei, 24. Juni von den Russen besetzt. Vgl. Krones, Zur ältesten Geschichte der Freistadt K. (Wien 1864) und Beiträge zur Städte- und Rechtsgeschichte Oberungarns (das. 1894); Myskovszki, Die mittelalterliche und Renaissance Baudenkmäler der Stadt K. (Budap. 1895).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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