Köchlin

Köchlin

Köchlin, Fabrikantenfamilie im Elsaß, der dieses zum großen Teil seinen industriellen Aufschwung verdankt. Samuel K., geb. 1719 in Mülhausen, gest. 1776, errichtete daselbst 1746 mit Jakob Schmaltzer und Heinrich Dollfus die erste Fabrik für bunte Baumwollenzeuge, trat aber aus der Handelsgesellschaft aus und gründete 1758 eine andre Fabrik unter der Firma K., Dollfus u. Komp. Sein Sohn Johann (1746–1836) begründete mit zwei Brüdern, Josua (1756–1830) und Hartmann (1755–1813), und mit Isaak Schlumberger die Firma Frères Köchlin, doch trat Johann K. aus der Fabrik aus und errichtete in Mülhausen eine höhere Lehranstalt für Kaufleute und war seit 1802 Teilnehmer und Kommanditär seines Sohnes Nikolaus (1781–1852), dessen in Mülhausen unter der Firma Köchlin Frères errichtetes Geschäft sich bald zu einem der großartigsten Etablissements für Baumwollindustrie erweiterte. Nikolaus K. wurde 1830 zum Deputierten gewählt, schloß sich der äußersten Linken an, legte aber 1841 sein Mandat nieder und widmete sich dem Bau der Eisenbahnen Mülhausen-Thann und Straßburg-Basel und des neuen Viertels in Mülhausen. Sein Bruder Jakob K., geb. 1776 in Mülhausen, wurde 1813 Maire seiner Vaterstadt, 1815 durch die eindringenden Feinde dieser Stelle entsetzt. Während der Verwaltung des Herzogs von Decazes erhielt er sie wieder, verlor sie aber 1819, als das neue Wahlgesetz in Paris durchging, von neuem. Dafür wählten ihn 1820 seine Mitbürger zum Deputierten in die französische Kammer. 1826 zog er sich ins Privatleben zurück und starb 16. Nov. 1834 in Mülhausen. In dem von ihm 1819 daselbst gegründeten Waisenhaus ist ihm ein Denkmal errichtet Ein zweiter Bruder, Daniel K. (1785–1871), trat 1802 als Chemiker in das väterliche Geschäft, leitete es seit 1836 und erwarb sich um sein Aufblühen große Verdienste. Ein Sohn Samuel Köchlins, J. J. K. (1754–1814), war Arzt und unterhandelte 1798 den Vertrag über die Einverleibung der Republik Mülhausen in die französische Republik. Sein Sohn, Andreas K. (1789–1875), war 1814–21 Leiter des Etablissements Dollfus, Mieg u. Komp. und begründete 1826 eine großartige Maschinenfabrik in Mülhausen, mit der er 1872 die Maschinenfabrik von Grafenstaden bei Straßburg verband. Er war 1831 bis 1843 Maire von Mülhausen und erwarb sich als solcher Verdienste um den öffentlichen Unterricht. Von 1832–34 saß er als Abgeordneter des Arrond. Altkirch in der Kammer, wo er lebhaft das Ministerium Périer unterstützte; 1841 trat er als Deputierter von Mülhausen an die Stelle seines Vetters Nikolaus, zog sich aber nach der Februarrevolution 1848 ins Privatleben zurück. Ein Sohn Josua Köchlins, Joseph K.-Schlumberger (1796–1863), war seit 1830 Teilnehmer der Fabrik Schlumberger, K. u. Komp. (Spinnerei und Druckerei), Mitbegründer der Société industrielle und machte sich auch als Geolog einen Namen. Er war unter dem zweiten Kaiserreich Maire von Mülhausen. Vgl. Moßmann, Les grands industriels de Mulhouse (Par. 1879).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Köchlin — Köchlin, 1) Samuel, geb. 1719 zu MW. Hansen im Elsaß, gründete daselbst 1746 die erste Kattunfabrik. 2) Jakob, Enkel des Vor., Deputirter des Departements Haut Rhin, erbte die von seinem Großvater begründete Fabrik, wurde 1813 Maire von… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Köchlin — Köchlin, Fabrikantenfamilie aus Mühlhausen im Elsaß, eine der bedeutendsten in Frankreich. K., Nikolaus, der von 1826–41 Deputirter war u. nach 1830 vergeblich für die Reform der Zollgesetze sprach, st. 1852; Jakob K. beschuldigte 1822 in der… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Kochlin — Recorded in many forms including Coch, Coche, Cocher, Koch, Koche, Kochs and Kocher, with diminutives and patronymics Kochel, Kochl, and Kochlin, this is an early German surname. It is occupational for one in charge of a kitchen. Whilst the… …   Surnames reference

  • SB alt 29 — SB 29 (alt) / RM 4001–4020 Nummerierung: SB 29 902–903 LVCI 205–206 LVCI 501–502 SFAI 1001–1002 SFAI 1201–1202 RM 4001–4020 Anzahl: 2 Hersteller …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Lokomotiven und Triebwagen der Südbahngesellschaft — Diese Liste enthält eine Übersicht über Lokomotiven und Triebwagen der Südbahngesellschaft. Inhaltsverzeichnis 1 Dampflokomotiven 1.1 Reihenschema 1861–1864 1.2 Lokomotiven ohne Reihenbezeichnung 1861–1864 …   Deutsch Wikipedia

  • Zell im Wiesental — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Ventilation — Die natürliche Ventilation, die sehr häufig dem Bedürfnis nicht genügt, wird am häufigsten unterstützt durch das Öffnen von Fenstern oder Luftscheiben. Hierbei bildet sich im obern Teil des geöffneten Fensters eine ausgehende, im untern Teil eine …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • EMBG — Die Elsässischen Maschinenbau Gesellschaft Grafenstaden (EMBG) war ein Unternehmen der Schwerindustrie im elsässischen Grafenstaden bei Straßburg. 1898 mit der Fabriknummer 4843 gefertigte Preußische T 9.2 (spätere 91 134) 1826 gründete André… …   Deutsch Wikipedia

  • Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden — Die Elsässischen Maschinenbau Gesellschaft Grafenstaden (EMBG) war ein Unternehmen der Schwerindustrie im elsässischen Grafenstaden bei Straßburg. 1898 mit der Fabriknummer 4843 gefertigte Preußische T 9.2 (spätere 91 134) …   Deutsch Wikipedia

  • FS 118 — LVCI 79–90 / SB 5 /FS 118 Nummerierung: LVCI – Paesiello bis Cavalli LVCI 79–90 SB 5 61–70 SB 161–170 SFAI 381–382 RM 2019–2020 FS 1181–1182 Anzahl: LVCI: 12 SB: 10 (von LVCI) SFAI: 2 (von LVCI) RM: 2 (von SFAI) FS: 2 (von RM) Hersteller: Köchlin …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”