Jonson

Jonson

Jonson (spr. dschonnß'n), Ben (eigentlich Benjamin), engl. Dramatiker, geb. um 1573 in Westminster in London als posthumer Sohn eines schottischen Geistlichen, gest. 6. Aug. 1637, wurde zwar in eine gelehrte Schule gebracht und errang den Ruhm eines gelehrten Mannes, konnte aber wegen Armut keinen akademischen Grad erlangen. Eine Zeitlang half er seinem Stiefvater, der Bauführer war, wurde Soldat und zu den englischen Hilfstruppen nach Flandern geschickt, kehrte 1592 zurück und erscheint 1597 als Schauspieler und Dramenschreiber bei der Admiralstruppe. Im Gefängnis wegen Tötung eines Gegners im Duell trat er 1598 zum Katholizismus über, den er aber nach 12 Jahren wieder aufgab. Sein erstes Stück: »Every man in his humour« (1598), soll durch Shakespeares Einfluß zur Ausführung gekommen sein; sicher spielte Shakespeare darin eine Rolle. Hier ist bereits die Ben J. eigentümliche Gattung des bürgerlichen Lustspiels, im Gegensatz zu der romantischen Art Shakespeares, voll ausgeprägt. Die Charaktere sind Typen und die Schilderung ihrer Sitten ist die Hauptsache; von einer Fabel ist kaum zu sprechen. In der ersten Fassung (neugedruckt im Shakespeare-Jahrbuch 1902) spielte das Stück noch in Venedig, in der zweiten wurde es konsequenterweise nach London versetzt, wo die »Originale«, wie man »humours« am ehesten übersetzen kann, alle zu Hause sind: der prahlerische Hauptmann Bobadill, der eifersüchtige Wucherer Kitely, der witzige Wasserträger Bob etc. Ähnlich sind seine weitern Lustspiele: »Every man out of his humour« (1599), »Cynthia's revels« (1600), wobei Elisabeth als die Mondgöttin Cynthia verherrlicht, ihre Umgebung aber desto freier satirisiert wird; »The poetaster« (1601), wo sich die Sittenschilderung zur literarischen Satire umgestaltet; »Volpone, or the fox« (1605), wo J. zu einer klaren Fabel zurückkehrt und einen Geizhalz darstellt, der seine vermeintlichen Erben ausplündert mit Hilfe eines schlauen Dieners, bis die ganze Gesellschaft vor Gericht kommt, u. a. Eine Wendung zum historischen Trauerspiel machte J. 1605 in »Sejanus«, besser der »Triumph des Tiberius« zu nennen, und in »Catilina«, gespielt 1611; seine Kraft und auch seine Grobkörnigkeit wird hier, wo er mit Shakespeares »Julius Cäsar« wetteiferte, besonders fühlbar. Mit besonderm Geschick pflegte J. die aus Italien ge borgte Gattung der Masken, d. h. des höfischen Festspiels mit glänzenden Aufzügen, lyrischen Einlagen und Musik; so in »The masque of blackness«, aufgeführt 1605 von der Königin und den Hofdamen. Von seinen spätern Stücken sind hervorzuheben: »The alchemist« (1610; große Neuausgabe von Ch. Hathaway, New York 1903), worin J. an Kaiser Rudolf II. dachte und seine Parasiten geißelte; »Bartholomew fair« (1614), ein Volksstück mit behaglicher Schilderung der Lustbarkeiten beim Jahrmarkt von Smithfield, denen der fanatische Puritaner »Rabbi Landes-Eifer« den Untergang geschworen hat, endlich d. is Fragment »The sad shepherd« (geschrieben gegen 1637), ein Pastoraldrama nach italienischem Muster, zugleich mit Liebesszene aus den »Robin Hood-Balladen« und mit resignierter Vorahnung des Ruins, der bald durch die Puritaner über das englische Theater hereinbrach. Seine Verdienste und auch seine maßlosen Schmeicheleien gegen den Hof wurden belohnt, indem ihn Jakob I. zum Hofdichter erhob und Karl I. ihm den Gehalt auf 100 Pfd. Sterl. erhöhte. Dennoch starb er in dürftigen Verhältnissen. Sein Grabstein in Westminster Abbey trägt die Inschrift: »O rare Ben J.« Über sein Wesen und Denken unterrichten uns am besten seine Gespräche mit dem schottischen Dichter Drummond von Hawthornden, den er 1618–19 besuchte, und seine Prosaschrift »Timber« (1641; Neudruck von F. E. Schelling, Boston 1892). Eine Sammelausgabe seiner Werke unternahm er selbst 1616 (1630–41, 2 Bde.; 2. Ausg. 1692). Vollständiger ist die von W. Gifford (Lond. 1816, 9 Bde., mit Anmerkungen und Biographie; neueste Ausg. 1875, 9 Bde.), auf der die Ausgaben von Cornwall (das. 1838, neue Aufl. 1853) und Cunningham (1875, 3 Bde.) fußen. Vgl. Graf Baudissin, Ben J. und seine Schule (Leipz. 1836, 2 Bde., mit der Übersetzung einiger Stücke); Mézières, Contemporains et successeurs de Shakespeare (2. Ausg., Par. 1864), worin besonders die kulturhistorische Zeit berücksichtigt ist; Symonds, Ben J. (Lond. 1886); Swinburne, A study of Ben J (das. 1889); E. Köppel, Quellenstudien zu den Dramen Ben Jonsons etc. (Erlang. 1895).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • JONSON (B.) — JONSON BENJAMIN dit BEN (1572 1637) À côté de Shakespeare, son émule et son rival, Ben Jonson est le plus important dramaturge de la Renaissance anglaise. Il naquit à Westminster School, sous la férule de l’humaniste Camden (1551 1623). Sa mère… …   Encyclopédie Universelle

  • Jonson —   [ dʒɔnsn], Ben (Benjamin), englischer Dichter, * Westminster (heute zu London) 11. 6. 1572 (?), ✝ ebenda 6. 8. 1637. Der Stiefsohn eines Maurers, zunächst als Schauspieler und Stückeschreiber einer Londoner Truppe tätig, war 1587 und 1605 wegen …   Universal-Lexikon

  • Jonson — ist der Familienname folgender Personen: Ben Jonson (1572–1637), englischer Bühnenautor und Dichter Guy Jonson (1913–2009), englischer Pianist und Musikpädagoge Mathew Jonson (* ?), kanadischer Musikproduzent Mattias Jonson (* 1974),… …   Deutsch Wikipedia

  • Jonson — is a surname, and may refer to:* Ben Jonson (circa 1572 1637), English Renaissance dramatist, poet and actor * Gail Jonson (born 1965), former medley and butterfly swimmer * Mattias Jonson (born 1974), Swedish professional football playeree also* …   Wikipedia

  • Jonson — (spr. dschonns n), Benj., gewöhnlich Ben J., engl. dramat. Dichter, geb. 11. Juni 1573 zu Westminster, Freund Shakespeares, gest. 6. Aug. 1637 zu London; schrieb Lustspiele (»Every man in his humor«, »Volpone« etc.), allegorische… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Jonson — Jonson, Ben …   Enciclopedia Universal

  • Jonson — (Benjamin, dit Ben) (1572 1637) auteur dramatique anglais. Ami puis adversaire de Shakespeare, il créa un style comique: Volpone ou le Renard (1605), l Alchimiste (1610) …   Encyclopédie Universelle

  • Jonson — (izg. džònsn), Benjamin (1572 1637) DEFINICIJA engleski književnik, istaknuti predstavnik drame elizabetanskog razdoblja, prijatelj i suparnik Shakespeareov (Volpone, Alkemičar) …   Hrvatski jezični portal

  • Jonson — [jän′sən] Ben 1572? 1637; Eng. dramatist & poet Jonsonian [jän sō′nē ən] adj …   English World dictionary

  • Jonson — noun English dramatist and poet who was the first real poet laureate of England (1572 1637) • Syn: ↑Ben Jonson, ↑Benjamin Jonson • Instance Hypernyms: ↑dramatist, ↑playwright, ↑poet …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”