Jörg

Jörg

Jörg, 1) Johann Christian Gottfried, Mediziner, geb. 24. Dez. 1779 in Predel bei Zeitz, gest. 20. Sept. 1856 in Leipzig, studierte in Leipzig, habilitierte sich 1805 daselbst als Privatdozent und wurde 1810 Professor der Geburtshilfe und Direktor der Entbindungsanstalt. Einer der namhaftesten Geburtshelfer des 19. Jahrh., suchte er die unnützen Eingriffe bei gesundheitsgemäßen Geburten zu beseitigen und der Naturtätigkeit im Geburtsakt ihr Recht zu wahren. Von ihm ging die von Ritgen weiter ausgebildete Idee einer neuen Methode des Kaiserschnittes, der sogen. Bauchscheidenschnitt, aus (1806). In der Orthopädie führte er mildere Methoden ein. Er schrieb: »Über die Klumpfüße« (Marb. 1806); »Über die Verkrümmungen des menschlichen Körpers« (Leipz. 1816); »Lehrbuch der Hebammenkunst« (das. 1814, 5. Aufl. 1855); »Handbuch der Geburtshilfe« (das. 1807, 3. Aufl. 1833); »Handbuch der Krankheiten des Weibes« (das. 1809, 3. Aufl. 1831); »Handbuch zum Erkennen and Heilen der Kinderkrankheiten« (das. 1826, 2. Aufl. 1836); »Die Zurechnungsfähigkeit der Schwangern und Gebärenden« (das. 1837); »Die Geburt als gesundheitsgemäßer Entwickelungsakt« (das. 1854).

2) Joseph Edmund, ultramontaner Politiker, geb. 23. Dez. 1819 in Immenstadt, gest. 18. Nov. 1901 in Landshut, studierte Theologie und Geschichte, trat 1852 in den Archivdienst, ward 1866 Vorstand des königlichen Archivs auf Schloß Trausnitz bei Landshut und schrieb: »Deutschland in der Revolutionsperiode von 1522–1526« (Freiburg 1851), eine quellenmäßige Geschichte des großen Bauernkriegs. Seit 1852 nach Görres' Tode Redakteur der ultramontanen »Historisch-politischen Blätter« und dadurch mehr der Zeitgeschichte zugewandt, schrieb er eine »Geschichte des Protestantismus in seiner neuesten Entwickelung« (Freib. i. Br. 1857, 2 Bde.), »Die neue Ära in Preußen« (das. 1860) und eine »Geschichte der sozialpolitischen Parteien in Deutschland« (das. 1867). Seit 1865 Mitglied des bayrischen Landtags, 1867 des Zollparlaments, trat er als Führer der »Patriotenpartei« (bis 1881) im Januar 1870 als Referent der ultramontanen Majorität des Landtags in der Debatte über die von ihm verfaßte, Hohenlohes Sturz bezweckende Adresse hervor. Im Juli 1870 verlangte er als Referent bewaffnete Neutralität Bayerns, im Januar 1871 Ablehnung der Verträge mit dem Norddeutschen Bund und des Anschlusses an das Deutsche Reich. Als Reichstagsabgeordneter (1871 bis 1878) machte er sich 4. Dez. 187ck durch seine bissige Rede gegen Bismarcks auswärtige Politik bemerklich. Eine von J. verfaßte Adresse der Kammer an den König, die Entlassung des Ministeriums, besonders des verhaßten Lutz, forderte, wies der König schroff zurück. J. nahm nun eine versöhnliche Haltung ein, ward deswegen von den Extremen seiner eignen Partei heftig angegriffen und zog sich unter entschiedener Verurteilung der Politik seiner Parteigenossen im Landtag 1880 ganz vom politischen Leben zurück.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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