Interpunktion

Interpunktion

Interpunktion (lat.), die geregelte Anwendung gewisser Schriftzeichen, wodurch die Verbindung und Trennung der Wörter und Sätze sowie die Modulation der Stimme, beides unerläßliche Bedingungen eines logisch richtigen und schönen (euphonischen) mündlichen Ausdrucks, bezeichnet wird. Der Name I. stammt zwar von den Römern, doch verbanden diese einen andern Begriff damit, insofern sie nämlich, wie auch die Griechen, nur nach Maßgabe oratorischer, also den Vortrag und die Deklamation betreffender Prinzipien und zwar lediglich mittels bloßer Punkte am Ende der Sätze oder durch Absätze (versus, griech. stichoi) interpungierten. Die neuere, mehr an die Regeln der Grammatik sich anschließende I. ist von dem alexandrinischen Grammatiker Aristophanes erfunden und von spätern Grammatikern weiter ausgebildet worden. Zu Karls d. Gr. Zeiten war sie aber wieder so sehr in Vergessenheit geraten, daß Warnefried und Alkuin sie so gut wie ganz von neuem einführen mußten. Anfangs bediente man sich dabei nur eines auf dreifache Art angebrachten Punktes oder Stigmas und bisweilen noch eines Striches; da man aber dabei keine bestimmten Regeln befolgte, so blieb die I. lange Zeit sehr schwankend, bis zu Ende des 15. Jahrh. die gelehrten venezianischen Buchdrucker Manutius die Interpunktionszeichen vermehrten und über ihren Gebrauch festere Regeln aufstellten. Sie sind daher als die eigentlichen Urheber der gegenwärtigen Interpunktionsmethode zu betrachten, und es ist außer einzelnen genauern Bestimmungen nichts Wesentliches mehr hinzugekommen. Doch weichen im einzelnen die verschiedenen europäischen Völker betreffs ihrer Methode der I. vielfach voneinander ab, wie z. B. im Englischen vor and (und) sehr häufig ein Komma oder Semikolon gesetzt, dagegen bei Relativsätzen meist kein Interpunktionszeichen angewendet wird, u. dgl. m. Auch in der Handhabung der deutschen I. bestehen manche Differenzen und Schwankungen. Vgl. Bieling, Das Prinzip der deutschen I. (Berl. 1880); Wustmann, Allerhand Sprachdummheiten (3. Ausg., Leipz. 1903). Die jetzt allgemein gebräuchlichen Interpunktionszeichen sind: Komma, Semikolon, Kolon, Punkt und Fragezeichen, ferner das Ausrufungszeichen, das Teilungszeichen, die Parenthese, der Gedankenstrich, das Anführungszeichen (s. diese Artikel).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Interpunktion — (lat.), die zur logische Deutlichkeit dienende, die Hebung und Senkung der Stimme andeutende, nach der Grammatik geregelte Anwendung gewisser Schriftzeichen, welche die Verbindung und Trennung von Satzgliedern bezwecken, in der jetzigen Weise vom …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Interpunktion — Sf erw. fach. (17. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. interpunctio zu l. punctum Punkt , also Punkte dazwischen setzen nach dem üblichen antiken Trennungszeichen. Das Verb interpungere, eigentlich dazwischenstechen muß eine Rückbildung sein.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Interpunktion — »Zeichensetzung«: Das Fremdwort wurde im 18. Jh. aus lat. interpunctio »Scheidung (der Wörter im Satz) durch Punkte« entlehnt. Dies gehört zu ↑ inter..., ↑ Inter... und lat. pungere »stechen« (vgl. ↑ Punkt) …   Das Herkunftswörterbuch

  • Interpunktion — (Interpunktion) § 391. Die Satzzeichen erfüllen in der Schriftsprache eine wichtige Funktion: sie gliedern das Geschriebene und geben somit die Möglichkeit, den grammatischen Aufbau eines Satzganzen zu erkennen; außerdem geben sie dem Leser… …   Deutsche Grammatik

  • Interpunktion — [Network (Rating 5600 9600)] Auch: • Zeichensetzung …   Deutsch Wörterbuch

  • Interpunktion — Unter Interpunktion (auch Zeichensetzung) versteht man das Setzen von Satzzeichen in Sätzen zur Verdeutlichung von syntaktischen Strukturen und das Setzen von Wortzeichen in Wörtern zur Verdeutlichung von morphologischen Strukturen. Sie folgt in… …   Deutsch Wikipedia

  • Interpunktion — die Interpunktion (Oberstufe) das Setzen von Satzzeichen in Sätzen zur Verdeutlichung von syntaktischen Strukturen Synonym: Zeichensetzung Beispiel: Die Setzung von Kommata unterliegt den strengen Regeln der Interpunktion. Kollokation:… …   Extremes Deutsch

  • Interpunktion — Satzzeichensetzung; Zeichensetzung * * * In|ter|punk|ti|on 〈f. 20; Gramm.〉 Anwendung von Satzzeichen nach bestimmten Regeln; Sy Zeichensetzung; → Lexikon der Sprachlehre [<lat. interpunctio „Unterscheidung, Abteilung (der Wörter) durch… …   Universal-Lexikon

  • Interpunktion — In·ter·punk·ti·on [ tsi̯oːn] die; ; nur Sg, Ling; das Setzen von Kommas, Punkten usw in einem geschriebenen Text ≈ Zeichensetzung <eine fehlerhafte, schlechte Interpunktion; die Regeln der Interpunktion> || K : Interpunktionsfehler,… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Interpunktion (Kommunikation) — Unter Interpunktion werden in der Kommunikationsforschung subjektiv empfundene Startpunkte innerhalb eines ununterbrochenen Austausches von Mitteilungen während einer zwischenmenschlichen Kommunikation verstanden. Die Verwendung dieses Begriffes… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”