Hummel [1]

Hummel [1]

Hummel (Bombus Latr.), Insektengattung der Hautflügler aus der Familie der Bienen (Apidae), plump gebaute, beim Flug stark brummende Tiere mit dichter Behaarung, zwei Enddornen an den beiden Hinterschienen, zweigestaltigen Lippentastern und auf dem Scheitel in gerader Linie stehenden Nebenaugen. Die Hummeln, von denen man 40 europäische (18 deutsche) Arten kennt, leben in Familien. Das in einem Schlupfwinkel überwinternde Weibchen baut im Frühjahr in einem Maus- oder Maulwurfsloch etc. aus Moos, Gras, Laub, Tierhaaren od. dgl. ein Nest mit nur einem Flugloch, macht eine Wachszelle, füllt diese mit honigdurchtränktem Pollen und legt ein paar Eier hinein, aus denen sich bald Larven entwickeln, die schnell wachsen und viel Nahrung brauchen. Etwa Anfang Mai erscheinen die ersten Arbeiter, d. h. verkümmerte Weibchen, die kleiner sind als die Mutter, die Königin, und beständig Honig und Pollensammeln. Wie sich die Zahl der Arbeiter vermehrt, bleibt die Königin mehr zu Hause, eierlegend und brütend, und zuletzt fliegt sie, flügellahm geworden, gar nicht mehr aus. Die Arbeiter bebrüten auch die jüngern Geschwister, füttern sie, reinigen das Nest und sind sehr wachsam; manche Arten stechen, wenn sie gestört werden. Im Hochsommer schlüpfen größere Hummeln aus, die sogen. kleinen Weibchen, die in der Regel nur Männchen- oder Drohneneier legen, unter gewissen Umständen aber auch Eier für Weibchen und Arbeiter. Die Drohnen erscheinen in ziemlich bedeutender Zahl und sind meist untereinander sehr unähnlich. Gegen Ende des Sommers entwickeln sich neue Königinnen, die der Stammutter vollkommen entsprechen. Die Gesellschaft zählt dann 40–50, in manchen Fällen 200–400 und mehr Mitglieder. Die Arbeiter und die kleinen Weibchen sind ungemein tätig für die Gesellschaft, die Drohnen aber befassen sich nur mit der Bedeckung des Nestes. Letzteres bildet einen ziemlich unregelmäßigen Klumpen mit größern und kleinern, haselnußähnlichen Puppentönnchen, dunklern Haufen von Larvenzellen und kleinern, linsen- bis erbsen-, mit unter sogar bohnengroßen Eierklümpchen; einige der singerhutartigen Puppentönnchen, aus denen die Hummeln schon ausgeschlüpft sind, werden durch Ausstreichen mit Wachs in Honigbehälter und Pollenbecher umgewandelt; daneben finden sich noch zahlreiche aus Wachs hergestellte Honigtöpfchen. An sonnigen Tagen verlassen mitunter die jungen Weibchen das Nest und werden von Männchen desselben oder auch andrer Nester im Flug befruchtet, gewöhnlich aber findet dieser Akt im Neste statt. Die Gründerin des Staates stirbt an Altersschwäche, sobald hinreichend junge Weibchen und Männchen vorhanden sind, die Familie zerstreut sich dann und alle gehen zugrunde (die Männchen zuerst) bis auf die befruchteten Weibchen, die Winterquartiere beziehen. Die Steinhummel (B. lapidarius L., s. Tafel »Hautflügler II«, Fig. 1), 18–20 mm lang. schwarz, am Hinterleibsende braunrot. beim Männchen Kopf und Mittel leib gelb behaart, in Europa, nistet unter der Erde, oft in Stein hausen, Schutt und Mauerlöchern. Die Erdhummel (B. terrestris L.), bis 2,6 cm lang, schwarz, auf den drei letzten Hinterleibsgliedern weiß, auf dem zweiten und dem Prothorax goldgelb, ist in ganz Europa und Nordafrika gemein, erscheint am frühesten, nistet unter der Erde. Die Mooshummel (B. muscorum Ill), 1,8–2 cm lang, gelb, am Thorax und an der Wurzel des Hinterleibes rötlich, bedeckt ihr Nest locker mit Moos und Genist und kleidet es innen mit einer papierdünnen Schicht aus. Der Zugang zum Nest, oft in einen gewundenen Gang verlängert, wird in der Regel mit einer Wache besetzt. Von einigen Hummeln (Schmarotzerhummeln, Psithyrus Lepeletier), die ihre Eier in die Nester andrer Hummeln legen, existieren nur Männchen und Weibchen. In den Nestern der Hummeln leben auch andre Schmarotzer. Wiesel, Maus und Iltis zerstören die Nester. Vgl. Hoffer, Die Hummeln Steiermarks. Lebensweise und Beschreibung (Graz 1882–83).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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