Hagn

Hagn

Hagn, 1) Charlotte von, Schauspielerin, geb. 23. März 1809 in München, gest. daselbst 23. April 1891, fand bereits bei ihrem ersten Auftreten auf dem Hoftheater in München 1826 großen Beifall, wurde sogleich engagiert und gastierte von hier aus am Hofburgtheater in Wien, in Dresden, Berlin und Pest mit glänzendem Erfolg. Von 1833–46 der Berliner Hofbühne angehörend, trat sie wiederholt in Petersburg, Hamburg, Pest etc. auf. Ihr Talent beruhte vorzugsweise auf einer reichen Naturanlage für das Anmutig-Neckische und Schalkhaft-Launige; sie war namentlich im Lustspiel und Konversationsstück bezaubernd. Viel weniger eignete sich ihr Talent für tragische Rollen. Ihre geistreichen und witzigen Einfälle und Impromptus im geselligen Leben haben ihr den Beinamen der »deutschen Déjazet« verschafft. Im Frühjahr 1846 vermählte sie sich mit dem Gutsbesitzer Alexander v. Oven und trat von der Bühne zurück, doch ward die Ehe schon 1851 wieder getrennt. – Ihre jüngere Schwester, Auguste von H., geb. 1818 in München, gest. 4. Dez. 1882 in Berlin, betrat 1832 in München in dem von der Birch-Pfeiffer für sie geschriebenen Schauspiel »Trudchen« die Bühne, folgte 1833 der Schwester nach Berlin, wo sie am Königsstädter Theater und später für das naive und Soubrettenfach an der königlichen Bühne engagiert wurde, und blieb hier bis zu ihrer Verheiratung 1849.

2) Ludwig von, Maler, Bruder der vorigen, geb. 23. Nov. 1820 in München, gest. daselbst 15. Jan. 1898, erhielt seine erste Erziehung im Kadettenkorps, machte auf einem Besuch in Berlin die Bekanntschaft des Marinemalers W. Krause und wurde dadurch veranlaßt, sich der Kunst zu widmen. 1841 bezog er die Münchener Akademie und 1847 die von Antwerpen, wo er sich besonders an E. de Block anschloß. 1851 ging er nach Berlin. Das Beispiel Menzels und der Besuch der Schlösser und Gärten von Sanssouci etc. führten ihn der Schilderung des Rokoko zu, wobei er anmutig gezeichnete Figuren in charakteristischen Innenräumen vorführte. Von 1853–55 lebte er in Paris und kehrte 1855 nach München zurück. Reisen nach Rom erweiterten sein Studienfeld, indem er auch die Kunst des Barockstils in den Bereich seiner Darstellungen zog. Mit geistreicher Auffassung des individuell Charakteristischen und mit Feinheit und Noblesse der Darstellung verband H. Poesie der Stimmung und Harmonie des Kolorits. Seine Hauptwerke sind: Konversationsstück (Rokoko, in der Orangerie zu Potsdam), musikalische Unterhaltung im Park (Neue Pinakothek in München), eine ebensolche (Galerie Schack in München), eine römische Bibliothek (öfters wiederholt), ein Duell zwischen Kavalieren des 17. Jahrh., Sommervergnügen in München (Bierkeller mit Kegelbahn), fahrende Musikanten. Für den Festsaal des Rathauses in München malte er 1884 den dortigen Marienplatz mit einer Fronleichnamsprozession im 17. Jahrh.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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