Hackwaldbetrieb

Hackwaldbetrieb

Hackwaldbetrieb (Haubergsbetrieb), eine Verbindung der Niederwaldwirtschaft mit vorübergehender landwirtschaftlicher Bodenbenutzung, die seit Jahrhunderten in einigen Gegenden des Rheins, Westfalens und des Odenwaldes heimisch ist. Nach dem Abtrieb des Niederwaldes wird der Boden zwischen den stehen bleibenden Holzstöcken schollig gehackt und, nachdem er trocken geworden, im Nachsommer entweder in kleinen, mit Reisholz vermengten Meilern (dies Verfahren heißt Schmoden) oder durch freies, an einer Seite angelegtes und über die ganze Fläche schreitendes Feuer (Überlandbrennen) in Rasenasche verwandelt, worauf man Buchweizen oder Roggen breitwürfig sät und vermittelst des Hainhaachs (altdeutschen Hakenpflugs) oder mit der Hacke unterbringt. Nach ein- bis zweimaliger Fruchtbestellung verbleibt der Boden der Holzerzeugung, und die emporgewachsenen Stockloden bilden weiterhin den Niederwaldbestand. Die Hackwaldungen sind meist Eigentum der bäuerlichen Gemeinden, im Kreise Siegen (Provinz Westfalen) jedoch im Besitz von Waldgenossenschaften (s. d.). Die Siegener Hackwaldungen (Hauberge, in der Eifelgegend Lohhecken genannt) sind in 16–20 Jahresschläge (Haue) geteilt. Von diesen wird alljährlich einer im Frühjahr zum Raumen, d. h. Schälen der Lohe und Abholzen der Eichenstangen, bestimmt, worauf dann das Astholz und die Grasnarbe gebrannt werden (Hainen) und das Land nach dieser Aschendüngung mit Winterroggen bestellt wird. Nach der Ernte erfolgt entweder noch eine zweite und dritte Bestellung, oder man unterläßt die Benutzung, bis das Land zur Viehweide dienen kann, was von da ab bis zum abermaligen Abholzen geschieht. Der H. hat in Gebirgsgegenden mit dichter Bevölkerung, die arm an Ackerland sind, eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Vgl. Strohecker, Die Hackwaldwirtschaft (2. Aufl., Münch. 1867).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gaiberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Überlandbrennen — Überlandbrennen, s. Hackwaldbetrieb …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ausschlagwald — Ausschlagwald, schlagweise bewirtschafteter Wald mit flächenweise gleichalterigem Holz (Schlagbetrieb) und mit Bestandserneuerung (Verjüngung) durch den Wiederausschlag des abgetriebenen Holzes. Unterarten sind: 1) Niederwald. Der A. erfolgt am… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Eichenrinden — Eichenrinden. Die Rinde aller Eichen ist reich an Gerbstoff, aber wegen der früh eintretenden Borkenbildung erhält man nicht von allen Arten eine zu technischen Zwecken verwendbare Rinde. Von den mitteleuropäischen E. sind die der Trauben oder… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hainen — Hainen, s. Hackwaldbetrieb …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hauberg — Hauberg, s. Hackwaldbetrieb …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Landwirtschaftliche Betriebssysteme — (Wirtschaftssysteme), die Formen, in denen alle Betriebszweige oder Produktionen (Ackerbau, Wiesenbau, Viehwirtschaft, technische Gewerbe) zur Landwirtschafts Unternehmung organisch vereinigt werden. Bezieht sich das System nur auf die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lohhecken — Lohhecken, s. Hackwaldbetrieb …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Röderland — Röderland, soviel wie Hauberge (s. Hackwaldbetrieb) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Forstwirtschaft — Forstwirtschaft, die auf Erzeugung von Waldprodukten gerichtete Tätigkeit. Hauptsächliche forstliche Betriebssysteme: 1) Hochwaldbetrieb, 2) Schlagholzbetrieb, 3) Zusammengesetzte oder Kompositionsbetriebe, 4) Hackwaldbetrieb, 5)… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”