Gonĭomēter

Gonĭomēter

Gonĭomēter (griech., »Winkelmesser«), Instrument zur Messung der Winkel, die ebene Flächen miteinander bilden, der Grundoperation der Kristallographie. Das einfachste ist das Hand- oder Anlegegoniometer von Carangeot (Fig. 1), das einem Transporteur mit drehbarem Radius (Lineal) gleicht. Man legt den zu messenden Kristall so an, daß die eine Fläche die der Grundlinie parallele Schiene, die andre Fläche das um den Mittelpunkt des Teilkreises bewegliche Lineal berührt und die Kante rechtwinklig auf der Fläche des Goniometers steht, und liest dann die Größe des Winkels an dem Teilkreis unmittelbar ab.

Fig. 1. Anlegegoniometer.
Fig. 1. Anlegegoniometer.

Genauer ist das Reflexionsgoniometer von Wollaston, das mit Hilfe der natürlichen oder durch Auflegen von glänzenden Blättchen künstlich hergestellten Spiegelung der Kristallflächen das Supplement des gesuchten Winkels zu messen gestattet. Hierzu benutzt man ein Fernrohr (oder auch eine fixierte Absehlinie), das man mittels eines seiner Kreuzfäden auf das von der ersten Fläche reflektierte Bild einer möglichst fernen (mit der Achse des Goniometerkreises parallelen) Signallinie (z. B. einer Fenstersprosse) einstellt; dann dreht man den über der Mitte des Teilkreises an diesem oder am Nonius befestigten Kristall um seine in die Achse des Goniometerkreises fallende Kante, bis das von der zweiten Fläche reflektierte Bild des Signals wiederum mit demselben Kreuzfaden zusammentrifft.

Fig. 2. Reflexionsgoniometer.
Fig. 2. Reflexionsgoniometer.

Die Ablesungen an dem Teilkreis ergeben den Drehwinkel (bei einem größern G. bis auf 10´´ genau). Die richtige Einstellung des Kristalls wird durch wiederholte Korrekturen derselben mittels eines Schlitten- und Drehapparats bewirkt. Jetzt wendet man in der Regel ein G. an, an dem neben dem Okularrohr statt des entfernten Signals ein Kollimatorrohr mit Spaltöffnung angebracht ist (Fig. 2). Auch werden wohl zweikreisige G. (Theodolitgoniometer) benutzt, die mit zwei zueinander senkrechten Teilkreisen versehen sind; eine Fläche qu dem zu messenden Kristall wählt man dann als Äquator, eine zu dieser senkrechte als ersten Meridian, und mißt dann, ohne die dem Kristall einmal gegebene Position zu ändern, für jede andre an ihm auftretende Fläche die zwei Winkel, die sie mit jenen beiden Flächen bildet. Durch diese, der Länge und Breite der geographischen Ortsbestimmung vergleichbaren beiden Winkel (Positionswinkel) ist dann die Lage jeder Fläche vollkommen bestimmt. Ein Anlegegoniometer dient auch zu Winkelmessungen am Schädel. Über Mikrogoniometer s. Mikroskop. Vgl. Groth, Physikalische Kristallographie (3. Aufl., Leipz. 1895).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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