Goldelfenbeinkunst

Goldelfenbeinkunst

Goldelfenbeinkunst (Chryselefantintechnik, von chrysos, Gold, und elephas, Elfenbein), eine frühzeitig in der griechischen Bildhauerei auftretende Technik, entwickelte sich aus der Holzschnitzerei, indem man zuerst die einfachen Holzbilder zum Schmuck an den Gewandteilen vergoldete, während die unbedeckten Gliedmaßen weiß bemalt wurden. Dann bildete man die Gliedmaßen aus Marmor besonders, woraus die Akrolithen (s. d.) entstanden, und die Gewandteile aus Gold. Für den Marmor trat später das kostbarere Elfenbein ein. Man legte auf einen aus Holz und Ton gefertigten Kern, der die Formen des Bildes in der Modellierung vorbereitete, die bekleideten Teile in dünnen Goldplättchen auf und stellte Gesicht, Hände und Füße und, wenn die Brust und mehr frei blieb, auch dieses aus miteinander verbundenen Elfenbeinstückchen her. Die Musterung des Goldgewandes und aller Zierat wurden durch Ziselierung oder durch farbiges Email hervorgebracht. Diese sehr mühsame Technik wurde nur für Götterbilder, meist für solche von kolossaler Größe, angewendet. Die berühmtesten Beispiele sind die Statue des Zeus in Olympia und die der Athene im Parthenon zu Athen, beide von Pheidias, die Herastatue in Argos von Polyklet, der Koloß des Asklepios in Epidauros von Thrasymedes u.a. Daher war es ein Zeichen großer Überhebung, daß das mazedonische Königshaus die Bilder der Familienglieder (Philippos, Alexander, Olympias etc.) für Olympia in dieser Technik ausführen ließ. Durch besondere Vorkehrungen suchte man die Haltbarkeit solcher Kolosse zu sichern, indem man entweder den Holzkern mit einem Netzwerk von Kanälen zur innern Anfeuchtung mit Öl durchzog, oder das Bild mit Wasserrinnen umgab und auch besondere Behörden zu ihrer ständigen Überwachung einsetzte (die Phädrynten in Olympia). Der Goldmantel des athenischen Bildes war zum Abnehmen eingerichtet, weil das Edelmetall einen Teil des Staatsschatzes ausmachte. Die Einzelheiten der Technik hat Quatremère de QuincyLe Jupiter Olympien«, Par. 1814) erforscht und die bekanntesten Kolosse dieser Art zu rekonstruieren versucht. Vgl. Clarac, Musée de sculpture, Bd. 1, S. 88 ff. (1827).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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