Gürtel

Gürtel

Gürtel (Cingulum), Band, Geflecht etc., um den Leib oder einen Teil des Leibes getragen, zur Zusammenhaltung der Kleider (daher Leib-, Arm-, Kniegürtel etc.) oder auch, wie namentlich im Mittelalter, bloß als Schmuck dienend, besonders beim weiblichen Geschlecht; bei den Alten zugleich Zeichen der Jungfräulichkeit. Da die Männer den G. um die Lenden trugen, so heißt noch jetzt »die Lenden gürten« soviel wie sich zur Reise anschicken (vgl. Dusing). Im Mittelalter und in der Renaissancezeit diente der G. auch als Wehrgehänge zur Aufnahme des Schwertes (s. Tafel »Kostüme I«, Fig. 11 u. 12). Die Prunkgürtel der Männer und Frauen waren von Leder, Brokat, Samt, Seide und andern kostbaren Stoffen und mit Goldschmuck, Edelsteinen, Glasflüssen, Stickereien etc. geziert (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 3, 7 u. 11; Tafel III, Fig. 2, 4 u. 6). Es gab auch G. aus Metallgliedern u. Kettenschnüren (s. Tafel »Schmucksachen I«, Fig. 15 u. 16). Metallene G. aus der Bronzezeit sind häufig in Gräbern gefunden worden (s. Tafel »Kultur der Metallzeit II«). In unsrer Zeit werden G. nur von Militärpersonen und von Frauen getragen. Für den weiblichen Bedarf werden G. und Gürtelketten, an welch letztern im Mittelalter und in der Renaissance und in deren Nachahmung auch wieder in unsrer Zeit meist Kreuze, Spiegel, Fächer, Taschen, Schlüssel und ähnliche Gebrauchsgegenstände hingen, jetzt aus Metallen und Stoffen verschiedener Art, meist im Renaissance- oder Rokokogeschmack, angefertigt. Die moderne Kunstrichtung hat besonders die Verzierung der Gürtelschnallen in ihren Bereich gezogen (s. Tafel »Schmucksachen II«, Fig. 12 u. 13, und Tafel »III«, Fig. 12). Über den G. der katholischen Priester s. Cingulum. Über Zaubergürtel oder Wolfsgürtels. Werwolf. – In der mathematischen Geographie ist G. soviel wie Zone; in der Heraldik die mittlere (Balken-) Reihe des in drei Teile geteilten Schildes; in der Architektur soviel wie Halsglied (s. d.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Gürtel — Gürtel: Das altgerm. Wort mhd. gürtel, ahd. gurtil‹a›, niederl. gordel, engl. girdle, schwed. gördel ist eine (Instrumental)bildung zu einem in got. ‹bi›gaírdan »‹um›gürten« bewahrten alten starken Verb (vgl. ↑ gürten) …   Das Herkunftswörterbuch

  • Gürtel — Gürtel, 1) (gr. Strophion, Zone, lat. Cingulum), Band, welches um den Leib getragen wird, um Kleider damit zusammenzuhalten, u. mit einer Schnalle od. einem Schlößchen befestigt wird. Bei den Hebräern u. Morgenländern überhaupt war der G. eins… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gürtel — des Orion, Sternbild, s. Jakobsstab …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gürtel — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • Gurt Bsp.: • Das Mädchen trug einen weißen Ledergürtel …   Deutsch Wörterbuch

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  • Gürtel — Gurt * * * Gür|tel [ gʏrtl̩], der; s, : Band aus Stoff, Leder o. Ä., das über der Kleidung um die Taille getragen wird: ein Gürtel aus Leder. Syn.: ↑ Gurt. * * * Gụ̈r|tel 〈m. 5〉 1. breites Band aus Stoff od. Leder zum Festhalten der Kleidung… …   Universal-Lexikon

  • Gürtel — Den Gürtel anlegen: eine neue Würde übernehmen. Der Gürtel galt im Mittelalter als Symbol der Macht und der Herrschaft. Dagegen: Den Gürtel ablegen: sich unterwerfen, zum Sklaven oder Gefangenen werden. Den Gürtel verlieren: um Hab und Gut kommen …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Gürtel — 1. Die die Gürtel näht, trägt selbst ein loses Gewand. – Altmann V, 92. 2. Unter dem Gürtel ist kein Verstand. – Eiselein, 460. Engl.: There is no discretion below the girdle. *3. Er hat den gürtel verzert. – Franck, II, 23b. Um den Gedanken… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gürtel — Gụ̈r·tel der; s, ; 1 ein festes Band aus Leder oder Stoff (meist mit einer Schnalle), das man um die Taille trägt, um den Rock oder die Hose zu halten oder um ein weites Kleidungsstück zusammenzuhalten <ein breiter, schmaler Gürtel; den Gürtel …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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