Fischbein

Fischbein

Fischbein, mehr oder weniger sichelförmig gekrümmte hornartige Platten, die mit ihren breiten Flächen aneinander liegen und zu je 250–300 an jeder Seite des Rachens der Walfische am Oberkiefer und Gaumenknochen sitzen. Diese Barten zerfasern sich an ihrem freien Rand zu roßhaarähnlichen Längsfasern, die rings um den Rand des Oberkiefers aus dem Rachen heraustreten und eine Art Bart bilden. Die größten, in der Mitte des Gaumens liegenden Barten sind 3–4, selbst 5 m lang, am Anheftungspunkt 9–10 cm dick und 30–35 cm breit; ihr Gesamtgewicht erreicht bisweilen 1500 kg. Die Barten sind bei alten Walfischen schwarz, bei jüngern bläulich. Sie werden aus dem Rachen des getöteten Tieres herausgenommen, gereinigt, in Blätter zerteilt, getrocknet, mit der Säge in möglichst lange Stücke zerschnitten, dann bis zum Erweichen mit Wasser gekocht und mit einem Hobel oder Messer in Stäbe von gewünschter Dicke zerspalten, die man schließlich trocknet, schabt und poliert (Fischbeinreißen). F. dient zu Schirmstangen, Stöcken, Peitschen, Schnürleibern, zum Einlegen in Damenhüte etc., sehr dünn zerspalten zu Flechtwaren, künstlichen Blumen etc. In Dampf oder heißem Sand erweicht, läßt es sich in Formen pressen und dient zur Herstellung von Stockknöpfen, Dosen u. dgl. Man poliert F. mit Bimssteinpulver, Wasser und Filz und reibt es zuletzt mit gebranntem und an der Luft zerfallenem Kalk ab. Fischbeinabfälle dienen als Polstermaterial. Als Surrogate benutzt man aus Buen os Aires-Hörnern geschnittene Stäbe (indianisches F., gepreßtes Horn, Hornfischbein), die härtesten Truthahnfederkiele, vulkanisierten Kautschuk, Preßrohr (zerschnittenes, schwarz gefärbtes und gepreßtes Spanisches Rohr), Wallosin (geschältes, gefärbtes und mit einer Lösung von Kautschuk, Guttapercha und Schwefel getränktes, dann unter Druck erhitztes und gewalztes Spanisches Rohr), Koralin (ein Geflecht oder ein Seil aus Agavefaser) und andre mehr oder weniger ähnliche Fabrikate. Fischbeinleder wird aus trockner Haut dargestellt, die man bei 70° mit Wasserdämpfen behandelt, wobei sie durch beginnende Leimbildung hornartig wird und dann mit Terpentin tränkt und lackiert.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Fischbein [1] — Fischbein, schwarzes (Baleine, Whale bone, Whale fins), die am Gaumen des grönländischen Bartenwales (Balaena mysticetus) sitzenden dreieckigen, seltener viereckigen, in Querreihen angeordneten Hornplatten, die sogenannten Barten. Eine geringere… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fischbein [2] — Fischbein, weißes (Tintenfischbein, Sepiaknochen, Os Sepiae, Os de Sèche), die im Mantelrücken der Sepie ausgeschiedene Kalkschulpe. Die Sepie oder der Tintenfisch (Sepia officinalis L.), ein zu den Kopffüßern (Cephalopoden) gehöriges Weichtier,… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fischbein — die hornartigen, schwarzen oder grauen Barden, welche dem Wallfische statt der Zähne dienen. Die obere Kinnlade dieses gewaltigen Thieres ist mit ungefähr 500 solcher Barden besetzt, davon die längsten in der Mitte stehen und gegen 12 Fuß lang… …   Damen Conversations Lexikon

  • Fischbein — Fischbein, das aus den Barten des Wallfisches gewonnene Material, aus elastischen Stäben bestehend, welche zu Stöcken, zu Schirmgestellen u. anderen elastischen Fabrikaten benutzt werden. Die Operation, durch welche die Barten zu F. umgewandelt… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fischbein — Fischbein, die Barten im Oberkiefer des Walfisches, oft 50 kg schwere Hornlagen, gespalten, gereinigt und in Stäbe geschnitten zu Stöcken, Schirmgestellen, Korsetteinlagen etc. verwendet. Weißes F., s.v.w. Sepia …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fischbein — Fischbein, s. Walfisch; das weiße F., die Schale des Tintenfisches, wird von den Goldarbeitern und Juwelieren in Pulverform gebraucht …   Herders Conversations-Lexikon

  • Fischbein — Fischbein,das:⇨Horn(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Fischbein — Bein: Die Herkunft des altgerm. Wortes für »Knochen« (mhd., ahd. bein, niederl. been, engl. bone, schwed. ben) ist dunkel. – In Wendungen wie »durch Mark und Bein«, »Fleisch und Bein«, »Stein und Bein« (↑ Stein) ist die alte Bed. »Knochen«… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Fischbein — Fịsch|bein 〈n. 11; unz.〉 1. Horn aus den Barten der Bartenwale 2. daraus gefertigte Stäbchen für Mieder * * * Fịsch|bein, das <o. Pl.> ↑ [Bein (5)]: hornartige Substanz aus den Barten des Bartenwals, die früher bes. zur Herstellung von… …   Universal-Lexikon

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