Eßlingen

Eßlingen

Eßlingen, Stadt und Oberamtssitz im württemberg. Neckarkreis, ehemals freie Reichsstadt, am Neckar und an der Staatsbahnlinie Bretten-Friedrichshafen, 234 m ü. M., ist teilweise noch von starken Mauern mit Türmen und Toren umgeben und besteht aus der innern Stadt und 13 Vororten. Über der Stadt thront die alte Burg. Die eigentliche Stadt hat ein altes Rathaus (von 1430), ein neues Rathaus (von 1742, früher Schloß) und 3 Kirchen: die spätroman ische zweigetürmte Dionysiuskirche (aus dem 13. Jahrh.) und die im 15. Jahrh. erbaute und restaurierte schöne gotische Frauenkirche mit einem 75 m hohen, durchbrochenen Turm, außerdem eine kath. Kirche und eine Synagoge.

Wappen von Eßlingen.
Wappen von Eßlingen.

Von der Kirche St. Georg steht nur noch das Chor als Ruine da. E. besitzt Denkmäler des Begründers des Schwäbischen Sängerbundes Pfaff und des Gründers der deutschen Turnerschaft Georgii. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) 27,325 Seelen, darunter 2735 Katholiken und 130 Juden. E. besitzt die größte Maschinenfabrik des Landes (2200 Arbeiter), mit großem Elektrizitätswerk, eine Eisenbahnwerkstätte, Feilenfabrikation, Kammgarn- und Baumwollspinnerei, eine große lithographische Anstalt, Fabriken für Holzwaren, Handschuhe, Plaqué und lackierte Blechwaren, Tuch, Knöpfe, Gold- und Silberwaren, Gelatineartikel etc. Wie die Gewerbe, so blühen auch der Obst- und Weinbau. Allbekannt sind die moussierenden Neckarweine von E.; die Keßlersche Champagnerfabrik besteht, als die erste in Deutschland, seit 1826. E. hat ein Gymnasium, eine Realschule und ein evangelisches Schullehrerseminar, ein Theater, ein reiches Hospital, ein Haus der Barmherzigkeit, ein jüdisches Waisenhaus, ein besonders für die Reformationszeit wichtiges Archiv und ist Sitz eines Oberamts und eines Amtsgerichts. Zur Gemeinde E. gehören noch Mettingen am Neckar mit einer großen Baumwollspinnerei, Kennenburg mit Irrenheilanstalt, Rüdern mit schöner Aussicht vom Wartturm, das ehemalige Kloster, jetzt königliche Lustschloß und Hofdomäne Weil mit königlichem Privatgestüt, Rennplatz des Württembergischen Rennvereins u. a. – Eine Kapelle des heil. Vitalis, die schon 784 erwähnt wird, gab dem Ort E. (Ezzilinga, Ecelinge) seine Entstehung. Schon 886 erhielt er die Marktgerechtigkeit und wurde dadurch zur Stadt erhoben. 1077 erscheint E. bereits als bedeutende Stadt und wurde 1209 durch Otto IV. freie Reichsstadt, von Kaiser Friedrich II. 1215 mit Mauern umgeben. Die Stadt erwarb 1403 die Vogtei, doch besaßen die Grafen von Württemberg das Reichsschultheißenamt daselbst, was Anlaß zu vielen Fehden gab. 1331 bildete C. mit andern Reichsstädten den Schwäbischen Städtebund und leistete Eberhard dem Greiner hartnäckigen Widerstand. Erst unter Eberhard im Bart stellte sich E. 1473 unter den Schutz Württembergs. 1488 wurde zu E. der Schwäbische Bund zur Aufrechthaltung des Landfriedens errichtet. Die Reformation wurde daselbst 1531 durch den vom Rat berufenen Ambrosius Blarer von Konstanz eingeführt. Am 22. Juli 1796 fand hier ein siegreiches Gefecht der Österreicher gegen die Franzosen unter Moreau statt. 1802 fiel E. an Württemberg. Vgl. Pfaff, Geschichte der Reichsstadt E. (Eßling. 1852, Nachtrag 1896); »Urkundenbuch der Stadt E.« (Bd. 1, hrsg. von Diehl und Pfaff, Stuttg. 1899); Ströhmfeld, E. in Wort und Bild (3. Aufl., Eßling. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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