Dönniges

Dönniges

Dönniges, Franz Alexander Friedrich Wilhelm von, deutscher Historiker, geb. 13. Jan. 1814 in Kolbatz bei Stettin, gest. 4. Jan. 1872 in Rom, war ein Schüler Rankes, in dessen »Jahrbüchern des Deutschen Reiches unter den sächsischen Kaisern« er die Geschichte Ottos I. bearbeitete (Berl. 1840). Nach einer Studienreise durch Italien (1838–39) habilitierte er sich in Berlin für Staatswissenschaften, wurde 1842 außerordentlicher Professor, folgte 1842–45 dem Kronprinzen Maximilian von Bayern nach Göttingen als Staatsrechtslehrer, trat infolgedessen ganz in bayrische Dienste über und war fortan politisch-literarisch tätig. Er wirkte für das Freihandelssystem und Bayerns Verbleiben im Zollverein und suchte auch 1848 eine die Selbständigkeit der Staaten wahrende festere Einigung Deutschlands zu stande zu bringen. 1851 wurde er bayrischer Legationsrat in Frankfurt a. M., 1852 Rat im Auswärtigen Amt zu München, vertauschte dieses Amt aber 1855, als Fremder angefeindet, mit dem bescheidenern eines königlichen Bibliothekars. 1855–59 war er der bayrischen Gesandtschaft in Turin beigegeben, wurde 1860 geadelt, 1862 in den erblichen Freiherrenstand erhoben und zum Gesandten bei der Schweiz ernannt. Als durch seine Tochter Helene (s. unten) sein Name in Lassalles Ende verwickelt und er 1865 zur Disposition gestellt wurde, blieb er in Genf. 1867 wurde er wiederum bayrischer Gesandter in Bern, 1870 in Florenz, dann in Rom. Von seinen politischen Schriften ist die bedeutendste »Das System des freien Handels und die Schutzzölle« (Berl. 1047); seine geschichtlichen Arbeiten: »Acta Henrici VII.« (das. 1839, 2 Bde.), Ausgabe der von ihm in Turin entdeckten Ratsbücher Kaiser Heinrichs VII., und die »Geschichte des deutschen Kaisertums im 14. Jahrhundert« (Bd. 1: »Kritik der Quellen für die Geschichte Heinrichs VII.«, das. 1841) blieben unvollendet. Geschichte und Politik wollte er in dem Werk »Das deutsche Staatsrecht und die deutsche Reichsverfassung« verbinden, aber nur der erste Teil, der die historische Entwickelung des Reiches von Karl d. Gr. bis ins 12. Jahrh. darstellt, ist (Berl. 1842) erschienen. – Seine Tochter Helene, die das gewaltsame Ende Lassalles veranlaßte, geb. 21. März 1846 in München, schrieb: »Meine Beziehungen zu Lassalle« (11. Aufl., Bresl. 1883) und die Romane »Gräfin Vera« (Münch. 1882) und »Ererbtes Blut« (Berl. 1892, 2 Bde.). Sie wirkte nach der Lösung dreier Ehen (mit einem Herrn v. Racovitza, dem Schauspieler S. Friedmann und dem Schriftsteller Schewitsch) eine Zeitlang als Schauspielerin in Nordamerika und lebt jetzt in München.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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