Cohn

Cohn

Cohn, 1) Ferdinand Julius, Botaniker, geb. 24. Jan. 1828 in Breslau, gest. daselbst 25. Juni 1898, studierte seit 1844 in Breslau und Berlin, habilitierte sich 1850 in Breslau und ward 1859 außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor daselbst und Direktor des von ihm 1866 begründeten pflanzenphysiologischen Instituts. Er arbeitete besonders über Morphologie und Entwickelungsgeschichte der niedern Algen und Pilze, der Rädertiere etc. Nachdem C. 1854 die Bakterien als niedere Pflanzen aus der Verwandtschaft der Oszillarien und Chrookokkazeen erkannt und in seiner Monographie von Empusa Muscae die Entwickelungsgeschichte einer durch parasitische Pilze veranlaßten Epidemie bei den Stubenfliegen gegeben, beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Biologie der Bakterien. C. schrieb: »Zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis« (Bonn 1851); »Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze« (das. 1854); »Neue Untersuchungen über Bakterien« (das. 1872–75); seit 1875 gab er »Beiträge zur Biologie der Pflanzen« heraus. Populäre Arbeiten sind: »Die Menschheit und die Pflanzenwelt« (Bresl. 1851); »Der Haushalt der Pflanze« (Leipz. 1854); »Die Pflanze«, Vorträge (das. 1882; 2. Aufl. 1895–97, 2 Bde.); »Goethe als Botaniker« (das. 1895) u. a. Vgl. »Ferdinand C., Blätter der Erinnerung« (hrsg. von seiner Frau Pauline C., Bresl. 1901).

2) Hermann, Augenarzt, geb. 4. Juni 1838 in Breslau, studierte seit 1857 in Breslau, Heidelberg und Berlin, ließ sich 1864 in Breslau als Arzt nieder, begründete 1866 daselbst eine Privataugenklinik, habilitierte sich 1868 an der Universität und wurde 1874 außerordentlicher Professor. C. arbeitete über Augenkrankheiten, Hygiene des Auges, über Lichtmessung, Photographie des Innern des Auges und namentlich über die Schulhygiene. Er schrieb: »Untersuchungen der Augen von 10,060 Schulkindern, nebst Vorschlägen zur Verbesserung der den Augen nachteiligen Schuleinrichtungen« (Leipz. 1867); »Schußverletzungen des Auges« (Erlang. 1872); »Vorarbeiten für eine Geographie der Augenkrankheiten« (Jena 1874); »Studien über angeborne Farbenblindheit« (Bresl. 1879); »Die Augen der Frauen« (das. 1879); »Die Hygiene des Auges in den Schulen« (Wien 1883, auch engl. u. russ.); »Über künstliche Beleuchtung« (Braunschw. 1883); »Über den Beleuchtungswert der Lampenglocken« (Wiesbad. 1885); »Über die Notwendigkeit der Einführung von Schulärzten« (Leipz. 1886); »Die ärztliche Überwachung der Schulen zur Verhütung der Verbreitung der Kurzsichtigkeit« (Wien 1887); »Die Schule der Zukunft« (Hamb. 1890); »Über den Einfluß hygienischer Maßregeln auf die Schulmyopie« (das. 1890); »Lehrbuch der Hygiene des Auges« (Wien 1891); »Über Verbreitung und Verhütung der Augeneiterung der Neugebornen« (Berl. 1896); »Die Sehleistungen von 50,000 Breslauer Schulkindern« (Bresl. 1899); »Wie müssen Bücher und Zeitungen gedruckt werden?« (Braunschw. 1903). Auch lieferte er »Tafeln zur Prüfung der Sehleistung« (?.Aufl., Bresl. 1898), »Transparente Sehproben« (Wien 1894), »Täfelchen zur Prüfung seinen Farbensinnes« (Berl. 1900) und konstruierte einen Lichtprüfer für Arbeitsplätze (Breslau 1899). Rückblicke auf sein Leben lieferte er in »Dreißig Jahre augenärztlicher und akademischer Lehrtätigkeit« (Bresl. 1897).

3) Gustav, Nationalökonom, geb. 12. Dez. 1840 in Marienwerder, studierte in Berlin und Jena, habilitierte sich 1869 an der Universität Heidelderg, wurde noch im selben Jahr an das Polytechnikum in Riga berufen, machte 1875 eine Studienreise nach England, wurde 1875 Professor am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich und 1884 an der Universität Göttingen. Er schrieb: »Untersuchungen über die englische Eisenbahnpolitik« (Leipz. 1874–75, 2 Bde.), neue Folge: »Die englische Eisenbahnpolitik der letzten zehn Jahre« (das. 1883); »System der Nationalökonomie« (Bd. 1: »Grundlegung«, Stuttg. 1885; Bd. 2: »Finanzwissenschaft«, das. 1889; Bd. 3: »Handels- und Verkehrswesen«, das. 1898) sowie zahlreiche Abhandlungen, die als »Volkswirtschaftliche Aufsätze« (das. 1882), »Nationalökonomische Studien« (das. 1886) und »Zur Geschichte und Politik des Verkehrswesens« (das. 1900) gesammelt erschienen.

4) Klara, Schriftstellerin, geb. 17. Juli 1860 in Trier als Tochter des Oberregierungsrates Viebig, besuchte die Schule in Düsseldorf und bildete sich später auf der Berliner Königlichen Hochschule für Musik im Gesang aus, verheiratete sich 1896 mit dem Verlagsbuchhändler Fritz C. in Berlin und begann im nächsten Jahr unter ihrem Mädchennamen eine lebhafte schriftstellerische Tätigkeit zu entwickeln. Eindrücke, die sie bei wiederholtem längern Aufenthalt in der Eifel und auf Gütern in der Provinz Posen gewonnen hatte, spiegeln sich in ihren Werken deutlich wieder. Sie veröffentlichte die Novellen: »Kinder der Eifel« (Berl. 1897), »Vor Tau und Tag« (das. 1898) und »Die Rosenkranzjungfer« (1901); die Romane: »Rheinlandstöchter« (1897), »Dilettanten des Lebens« (1899), »Es lebe die Kunst« (1899), »Das Weiberdorf« (1900, 11. Aufl. 1902), »Das tägliche Brot« (1901), »Die Wacht am Rhein« (1902), »Wenn die Götter lieben« (Stuttg. 1903), »Vom Müller-Hannes« (Berl. 1903), sämtlich in zahlreichen Auflagen erschienen. Im Drama versuchte sie sich mit dem Schauspiel: »Barbara Holzer« (Berl. 1898) und der Komödie: »Pharisäer« (das. 1899). Große Anschaulichkeit der Darstellung, sichere Charakterzeichnung und ein derb realistischer Stil haben ihr die Gunst des Publikums gewonnen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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