Chalkis

Chalkis

Chalkis, alte, noch heute unter demselben Namen bestehende Hauptstadt der Insel Euböa, an dem schmälsten Punkte des Sundes Euripos gelegen und seit 411 v. Chr. durch eine stark befestigte Dammbrücke mit dem gegenüberliegenden Festland verbunden. Sie hatte 50, später 70 Stadien (12,5 km) im Umfang, war weitläufig gebaut, reich an Gärten, trefflich gelegen zu Handel wie zu Ackerbau (in der Lelantischen Ebene) und besaß eine sehr zahlreiche Bevölkerung, die auf der See einen ausgebreiteten Handel, besonders mit ihren trefflichen Fabrikaten in Eisen und Erz, betrieb. Bemerkenswert ist die Menge chalkidischer Kolonien auf den Inseln und Küsten des Mittelmeeres, namentlich in Makedonien, wo sie den drei Halbinseln Pallene, Sithonia und Akte nebst der nördlichen Umgegend ihren Namen (Chalkidike) gaben, dann in Kampanien (Cumä), in Süditalien (Rhegium) und auf Sizilien (Catana, Naxos, Leontini, Tauromenium etc.). In C. wurde vornehmlich Apollon verehrt. Der Redner Isäos und der Dichter Lykophron waren zu C. geboren, und Aristoteles starb daselbst. Der Sage nach schon vor dem Trojanischen Kriege von Athenern unter Pandoros, des Erechtheus Sohn, gegründet, ward die Stadt später durch attische Ionier unter Kothos erweitert. In ältern Zeiten ward sie von der Aristokratie der Ritler (Hippobotä) beherrscht. 506 v. Chr. verband sich C. mit Theben und Sparta, um den vertriebenen Adel nach Athen zurückzuführen, erlag aber der Macht Athens, das den Landbesitz von C. unter 4000 athenische Ansiedler verteilte. 445 empörte sich die Stadt gegen Athen, wurde jedoch alsbald nebst der ganzen Insel von Perikles wieder unterworfen. Nach Athens Demütigung im Peloponnesischen Kriege ward C. auf kurze Zeit wieder frei. Der strategisch höchst wichtig gelegenen Stadt (sie galt neben Demetrias und Korinth als einer der drei »Schlüssel von Hellas«) bemächtigten sich dann nacheinander wieder Athen, Makedonien, Antiochos von Syrien, Mithradates, endlich die Römer. – Das jetzige C. (im Mittelalter Euripos, griech. Egripo, ital. Negroponte), zur Türkenzeit als Meerengen- und Brückenstadt wichtige Flottenstation, ist von mächtigen venezianischen Mauern umgeben, überragt von Moscheen, die jetzt meist als christliche Kirchen dienen, im Innern mit schmutzigen, engen Gassen und hohen, unregelmäßig gebauten Häusern. Das oft von Erdbeben heimgesuchte C. besitzt fast keine Reste aus dem Altertum, hat mehrere große Vorstädte, 2 Häfen, ein Gymnasium, eine niedere theologische Schule, ist Hauptstadt des Nomos Euböa, Sitz eines Erzbischofs, hat Garnmanufaktur und zählt (1896) 8661 (Gemeinde 15,989) Einw. Um die Meerenge von C. zu verbreitern, ist das mitten in ihr stehende Brückenkastell abgebrochen worden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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