Breithaupt

Breithaupt

Breithaupt, 1) Joachim Justus, Hallescher Pietist, geb. 1658 in Northeim, gest. 16. März 1732 zu Kloster Bergen, lernte in Frankfurt a. M. Spener kennen, ward nach Kiel als Professor der Theologie, 1685 als Hofprediger nach Meiningen und 1687 als Senior des Ministeriums nach Erfurt, 1691 als Professor der Theologie nach Halle berufen, wo er an der neugegründeten Universität mehrere Jahre hindurch allein das gesamte Gebiet der Theologie vertrat; später im Verein mit Anton, Francke und Lange wirkend, machte er Halle zum Mittelpunkte des Pietismus. Seit 1705 war er zugleich Generalsuperintendent des Herzogtums Magdeburg, seit 1709 Abt von Kloster Bergen. Unter seinen zahlreichen Schriften sind besonders zu nennen die »Institutiones theologicae« (Halle 1694). S. Pietismus.

2) Johann Christian, geb. 23. Juni 1736 auf dem Hartenauer Hof bei Darmstadt, gest. 17. April 1800 in Kassel, ward 1768 Mechanikus am Hofe des Landgrafen Friedrich und gründete in Kassel die jetzt noch bestehende Werkstätte zur Anfertigung geodätischer und astronomischer Instrumente, konstruierte einen großen Mauerquadranten und einen Distanzmesser. – Sein ältester Sohn, Heinrich Karl Wilhelm, geb. 22. Juni 1775 in Kassel, gest. 10. Juni 1856 in Bückeburg, studierte Mathematik und ward 1817 Professor zu Bückeburg. Er schrieb zahlreiche Werke über angewandte Mathematik und Technologie, besonders die »Beschreibung eines neuerfundenen Markscheideinstruments« (Kassel 1800). – Sein jüngerer Bruder, Friedrich Wilhelm, geb. 23. Juli 1780 in Kassel, gest. daselbst 20. Juni 1855, trat in die väterliche Werkstatt ein und vervollkommte die Grubenkompasse, Meßtische, Bussolenapparate und Nivellierinstrumente, baute 1836 die ersten Grubentheodolite und in Deutschland die erste große Kreisteilmaschine (1803–18). 1827 begründete er das »Magazin neuester mathematischer Instrumente« (Heft 2, 1835; Heft 3, 1846). Er wurde Münzmeister und übergab 1851 das Geschäft seinem Sohne Georg August, geb. 17. Aug. 1806 in Kassel, gest. daselbst 14. Febr. 1888. Dieser erfand den kleinen Grubentheodolit, konstruierte 1866 die neuere Breithauptsche Kippregel, 1873 die Normalkippregel mit Meßtisch und vervollkommte die Theodolite, Nivellierinstrumente und Kathetometer. Von dem »Magazin« gab er das 4.–6. Heft heraus (Grubentheodolite, Nivellierinstrumente, Theodolite).

3) Johann August Friedrich, Mineralog, geb. 18. Mai 1791 in Probstzella, gest. 22. Sept. 1873 zu Freiberg, studierte 1809–11 in Jena und Freiberg, ward 1813 Inspektor der akademischen Sammlungen, 1827 Professor der Oryktognosie und trat 1866 in den Ruhestand. B. führte namentlich eine sorgfältige Untersuchung aller Mineralien durch, bei denen er eine größere Mannigfaltigkeit der Kristallisationsformen nachwies, als bisher bekannt gewesen. Auch die Zahl der Spezies vermehrte er bedeutend, und die Paragenesis untersuchte er mit besonderer Rücksicht auf den praktischen Bergbau. Bei Zwickau erschloß er ausgedehnte Kohlenfelder, auf denen jetzt die ergiebigsten Gruben bauen. Er schrieb: »Über die Echtheit der Kristalle« (Freiberg 1816); »Vollständige Charakteristik des Mineralsystems« (das. 1820; 3. Aufl., Dresd. 1832); »Die Bergstadt Freiberg« (Freiberg 1825; 2. Aufl. von seinem Sohn, das. 1847); »Übersicht des Mineralsystems« (das. 1830); »Die Paragenesis der Mineralien« (das. 1849); »Vollständiges Handbuch der Mineralogie« (Dresd. 1836–47, 3 Bde.); »Mineralogische Studien« (Leipz. 1866).

4) Wilhelm, Ritter von, Artillerist, geb. 5. Sept. 1809 in Kassel, gest. daselbst 26. März 1889, trat 1825 in kurhessischen Dienst, ging 1859 als Major in die österreichische Artillerie über, wurde 1862 geadelt und verließ 1866 als Oberstleutnant den Dienst. B. erfand, nachdem Bormann 1835 den ersten Ringzünder für sphärische Geschosse konstruiert und Siemens ihn verbessert hatte, 1854 einen mittels Skala genau tempierbaren Zünder. Er preßte den Satzring in ein drehbares Satzstück, das durch Einstellung auf ein zur Sprengladung führendes Brandloch den Zünder tempierte. Letzterer wurde in Kurhessen eingeführt, später nahm man auch bei gezogenen Geschützen sein Prinzip in Österreich, England (Armstrong), Preußen (Richter) etc. an. B. konstruierte dann auch für größere Entfernungen den Etagenzünder mit längerer Brennzeit. Er schrieb: »Entwickelungsgang und Systematik des Zünderwesens« (Kassel 1868); »Das Sprenggeschoßfeuer« (das. 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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