Westerwald

Westerwald

Westerwald, ein Teil des Ostflügels des Rheinischen Schiefergebirgs (s. Karte »Rheinland«), der als ein mit schroffen, oft felsigen Böschungen aus den Tälern der Lahn, des Rheins und der Sieg aufsteigendes Plateau den nördlichen Teil des preußischen Regbez. Wiesbaden, den östlichen Teil des Regbez. Koblenz, einen Teil des Siegkreises des Regbez. Köln und den Kreis Siegen des Regbez. Arnsberg, endlich mit Ausläufern kleine Strecken des angrenzenden Regbez. Kassel ausfüllt. Innerhalb dieser Begrenzung liegt der Hohe W. meist im Regbez. Wiesbaden, nahe der Südspitze von Westfalen. Die höchsten Punkte des ganzen Gebirges findet man nordwestlich bei Salzburg, den Salzburger Kopf oder Saalberg (654 m) und östlich bei Nister den Fuchskauten (657 m). Diese Höhen liegen aber kaum 60–80 m höher als die an ihnen vorüberziehenden Straßen. Von diesen Kulminationspunkten nimmt die Höhe nach fast allen Seiten ab; nur gegen SO. und O. ist dieselbe noch für eine Strecke fast die nämliche, während sie gegen NNO., auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Lahn, auf der Grenze der Provinzen Hessen-Nassau und Westfalen über die Kalte Eiche (572 m) hinweg und im Übergang zum Sauerländischen Gebirge, noch zunimmt (Jagdberg 674 m); die Quellen der Lahn und Sieg, an denen der W. nach dieser Seite hin endigt, haben eine Meereshöhe von 602 und 603 m. Während die durchschnittliche Höhe des Hohen Westerwaldes 500 m übersteigt, sinken die Platten außerhalb seiner Umgrenzung auf 400 und 300 m hinab. Im SW. erreicht der Montabaurer Wald noch 546 m Höhe. Gegen Westen, auf der Südseite der Sieg, wo auf der Grenze von Westfalen und der Rheinprovinz der Hohe Seelbachskopf noch zu 532 m Höhe ansteigt, ist die Abdachung eine sehr allmähliche bis zum Siebengebirge (s. d.). Geognostisch zerfällt der W. in drei Gebiete: 1) das Gebiet des Devon (untere Abteilung mit den sogen. Koblenzschichten) umfaßt den Raum westlich von der Linie Dietz-Montabaur-Hachenburg und nördlich von der Linie Hachenburg-Haiger; dort tritt er bis an das Rheintal, hier geht es noch über die Sieg hinaus nach N. bis Olpe. Im Westen umschließt es Becken mit Tertiär- und Diluvialschichten, von denen erstere Braunkohlen und einen vorzüglichen Ton enthalten, der bei Höhr und Grenzhausen, in dem sogen. Kannenbäckerland, die Grundlage zu einer bedeutenden Tonwarenindustrie bildet. Am Rande des Neuwieder Beckens sowie zwischen Bendorf und der Wied findet sich vulkanischer Tuff, und ganz im NW. erheben sich aus dem Schiefergebirge die vulkanischen Massen des Siebengebirges, Trachyt, Andesit und Dolerit (Löwenburg) in den südlichen, Basalt in den nördlichen Kuppen. Auch sonst sind die basaltischen Gesteine sehr verbreitet. Die devonischen Ablagerungen enthalten vielfach Gänge von Spateisenstein (Stahlstein) und Brauneisenstein, auch von Blei-, Zink- und Kupfererzen, zumal zwischen Altenkirchen und Siegen. 2) Der Kern des Westerwaldes mit dem Mittelpunkt Westerburg besteht aus miocänen Tertiärschichten mit reichhaltigen Braunkohlenlagern, in Verbindung mit Trachyt- und Basaltkonglomeraten und ausgedehnten, am Rande durch Erosion vielfach in einzelne Kuppen aufgelösten Basaltdecken; auch Trachyt, Andesit und Phonolith finden sich, zuweilen zusammen mit Bimssteinsanden, besonders in dem Gebiet zwischen Westerburg und Montabaur. 3) Das Becken von Limburg, das zu beiden Seiten der Lahn bis zur westlichen Grenze des Kreises Wetzlar hinauf, nordwärts bis Hadamar und Mengerskirchen, südwärts bis Katzenelnbogen, Niederselters und Weilmünster reicht, ist vorzugsweise aus Mittel- und Oberdevon mit eingelagertem Diabas und aus Kulm zusammengesetzt und enthält bedeutende Braunstein- und Eisensteinlager. Die mannigfaltige Flora des Westerwaldes kontrastiert sehr mit dem pflanzenärmern Soon- und Hochwald. Auffallend ist die große Verbreitung der Grauerle. Auf der untern Höhenlage, bis 300 m, gedeihen fast alle Feldfrüchte und sehr viel Obst ganz vorzüglich; in der mittlern Höhenlage, bis etwa 500 m, werden noch Hafer, Flachs, Kartoffeln, auch etwas Gerste und Roggen gebaut. Darüber hinaus finden sich Wiesen, die treffliches Futter liefern. Die Bewohner sind ein kräftiger, urwüchsiger Menschenschlag. Die Industrie ist im nördlichen Teil bedeutender als im südlichen und umfaßt neben Bergbau vorzüglich Hüttenindustrie und Verfertigung von Tonwaren. Eisenbahnen umziehen den W. an allen Seiten, durch denselben führen die Linien: Köln-Deutz-Gießen, Altenkirchen-Limburg, Au-Limburg und Siershahn-Engers. Vgl. Heyn, Der W. und seine Bewohner (Marienberg 1893) und Westerwaldführer (4. Aufl., das. 1907); »Führer durch den untern W.« (hrsg. vom Verschönerungsverein etc., 3. Aufl., Neuwied 1906).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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