Warenhäuser

Warenhäuser

Warenhäuser (Kaufhäuser, Großmagazine, Großbasare) sind Erwerbsunternehmungen großen Umfangs zum Zweck des Betriebes von Kleinhandelsgeschäften. Sie um fassen eine große, grundsätzlich unbeschränkte Zahl von Warengruppen der verschiedensten Art und arbeiten mit großem Kapital und zahlreichem Personal. Sie stellen die Zusammenfassung zahlreicher, technisch voneinander geschiedener Warenabteilungen unter einheitlicher Leitung dar und unterscheiden sich eben dadurch von den großen Spezialgeschäften, die sich auf eine oder wenige Warengruppen beschränken. Da die W., um mit Nutzen zu arbeiten, eines raschen Umsatzes und großen Kundenkreises bedürfen, so gedeihen sie am besten in den Mittelpunkten großer Städte; durch Filialgeschäfte in kleinern Städten und in der Form von Versandgeschäften vermehren sie jedoch ihren Kundenkreis auch außerhalb derselben. Die Konzentrierung bewirkt Ersparung an Generalunkosten; ihr großes Kapital setzt die W. in den Stand, zu den günstigsten Bedingungen einzukaufen und zu beziehen. Die Größe und Raschheit des Umsatzes, der Grundsatz, nur gegen bar zu verkaufen, gestattet es ihnen, sich bei dem einzelnen Stück mit einem geringen Nutzen zu begnügen. Da sie um der Reklame willen auch manche Gegenstände ohne Nutzen verkaufen, so bereiten sie dem kleinen ansässigen Detailgeschäft eine schwere Konkurrenz, die man in der letzten Zeit durch eine besondere Warenhaussteuer (s. d.) etwas zu mildern sich bestrebt hat. Es darf aber nicht vergessen werden, daß sie, wie ihr steigender Umsatz beweist, den Bedürfnissen breit er Massen offensichtlich entsprechen.

W. sind zuerst in England in den 1840er Jahren entstanden. In den 60er Jahren wurden in London die großen W. von Whiteley und Robinson errichtet; daneben gibt es zahlreiche Konsumvereine allergrößten Umfangs. In den Vereinigten Staaten finden sich bedeutende W. in New York, Philadelphia und Chicago. Das erste Grand Magasin in Paris, der Louvre, ist 1855 entstanden, jetzt eine Aktiengesellschaft mit 22 Mill. Fr. Kapital und über 5000 Angestellten. Noch größer ist Bon marché, jetzt eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, daneben Printemps, Belle Jardinière etc. Die Pariser W. sind auch jetzt noch überwiegend Versandgeschäfte. In Deutschland ist die Entwickelung noch jung. Die ältern Geschäfte solcher Art, wie Rud. Hertzog und Gerson in Berlin, können nur in beschränkterm Sinn als W. bezeichnet werden. In der jüngsten Zeit sind aber in Berlin, Hamburg, München, Dresden, Breslau, Köln etc. zahlreiche eigentliche W. entstanden, unter denen A. Wertheim und H. Tietz in Berlin die bedeutendsten sind. 1903 ist ein Verband deutscher Waren- und Kaufhäuser zur Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen gegründet worden. Vgl. Mataja, Großmagazine und Kleinhandel (Leipz. 1891); Huber, Warenhaus und Kleinhandel (Berl. 1899); Dehn, Die Großbazare und die Massenzweiggeschäfte (das. 1899); Göhre, Das Warenhaus (Frankf. a. M. 1907); »Aus den Warenhäusern beider Welten. Die Organisation der größten Berliner, Pariser und amerikanischen W.« (3. Aufl., Berl. 1908) und Literatur zum Artikel »Warenhaussteuer«. – Über die bauliche Einrichtung der W. s. Artikel »Kaufhaus« mit Tafeln.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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