Tuberkulose

Tuberkulose

Tuberkulose, Infektionskrankheit, die am häufigsten die Lunge, aber auch sehr viele andre Organe befällt und in den einzelnen Organen, je nach deren Funktion, sehr verschiedene Krankheitserscheinungen hervorruft. Stets finden sich hirsekorngroße (miliare, milium, Hirse) Knötchen, Tuberkel, die aus einer gefäßlosen Anhäufung von Rundzellen und Riesenzellen bestehen und als eigentliche Grundform dieser Krankheiten erkannt wurden. Cohnheim und Salomonsen wiesen experimentell nach, daß tuberkulöse Krankheitsprodukte infektiöser Natur sind, während andre Forscher (Virchow) daran festhielten, daß der Tuberkel selbst als etwas Spezifisches von dem durch Skrofulose disponierten Individuum aus sich heraus erzeugt werde. 1882 entdeckte Koch in den Tuberkeln den Tuberkelbazillus (s. Tafel »Bakterien«, Fig. 8) und wies nach, daß dieser die ausschließliche Ursache der T. sei. Die hauptsächlichsten Formen der T. sind die akute Miliartuberkulose, die Lungen- und Kehlkopfschwindsucht, die Darmschwindsucht, die Lymphdrüsentuberkulose, die tuberkulösen, Knochen- und Gelenkentzündungen, die T. des Urogenitalapparates, der Milz. Leber, des Gehirns, der Zunge, des Gaumens und der Haut (Lupus). Man unterscheidet eine offene und eine geschlossene T., je nachdem der Krankheitsherd in unmittelbarer Verbindung mit der Außenwelt steht oder nicht; ersterer Fall tritt ein, wenn zerfallende Lungenherde in die Luftröhrenäste ausmünden, tuberkulöse Lokalerkrankungen der Knochen und Gelenke durch die Haut durchgebrochen sind. Es gelangt dabei die tuberkelbazillenhaltige Absonderung (Auswurf, Eiter) in die Umgebung des Kranken, der also, im Gegensatz zur geschlossenen T., bei achtlosem Verhalten ansteckungsgefährlich werden kann. Die T. entwickelt sich stets nur, wenn der Bazillus in den Körper eingeführt wird. Keineswegs aber hat das Eindringen des Bazillus in den Körper in allen Fällen T. zur Folge. Im Gegenteil wird wohl der Bazillus bei seiner großen Verbreitung sehr oft aufgenommen, ohne daß er irgendeine Störung im Organismus verursacht. Bei 70 und mehr Prozent aller Leichen, die einer genauen Sektion unterzogen werden, finden sich ausgeheilte Reste tuberkulöser Vorgänge, woraus sich ergibt, daß die meisten Menschen bei längerer Lebensdauer Gelegenheit gehabt haben, Tuberkelbazillen aufzunehmen. Der Tuberkelbazillus ist sehr widerstandsfähig, er erträgt monatelanges Austrocknen, Temperaturen nahe der Siedehitze, Einwirkung des Magensaftes und der Fäulnis, auch wird er von Sublimat, Chlorkalk, Natronlauge schwer angegriffen, während er sich gegen Karbolsäure und andre Teerpräparate relativ empfindlich zeigt und in diffusem Tageslicht, sehr viel schneller in direktem Sonnenlicht abstirbt. Große Verbreitung erfährt der Bazillus durch den getrockneten und zerstäubten Auswurf der Lungenschwindsüchtigen (auch durch deren zerstäubte Exkremente), er ist vielfach im Staube der Orte allgemeinen Verkehrs nachgewiesen und wird daher häufig eingeatmet. Hierbei wird er aber auf dem Wege in die Lungen vielfach aufgehalten, durch die normalen in Mund-, Nasen- und Rachenhöhle vorhandenen, nicht pathogenen Bakterien in der Entwickelung gehemmt und durch das Flimmerepithel der Respirationsschleimhaut herausbefördert. Sind aber durch vorausgegangene Krankheiten oder von Haus aus diese Schutzvorrichtungen nicht leistungsfähig, so können sich die Bazillen ungehindert ansiedeln (Inhalationstuberkulose). Durch den Verdauungskanal kann der Bazillus mit der Milch der tuberkulösen Mutter oder Amme oder beim Genuß von nicht genügend gekochter Milch oder Fleisch perlsüchtiger Rinder eindringen. Fliegen können die Bazillen von tuberkulösem Auswurf auf andre Speisen übertragen. Diese Fütterungstuberkulose scheint namentlich bei Kindern, deren Darmschleimhaut leichter als die der Erwachsenen für Bakterien durchdringbar ist, vorzukommen und siedelt sich oft zuerst in der Darmschleimhaut, in dem Lymphknoten des Gekröses und im Bauchfell an. Ob die Aufnahme der Bazillen durch den Darm die häufigste Entstehungsweise der Krankheit darstellt, wie neuerdings behauptet wird, ist noch zweifelhaft. Endlich vermag der Bazillus auch durch Wunden einzudringen, wahrscheinlich sind Lupus, Leichentuberkel und die T. der oberflächlich gelegenen Lymphdrüsen auf diese Form der Ansteckung zurückzuführen. Die Möglichkeit der Übertragung der T. seitens der Mutter auf den Fötus, also die Vererbung der T., kann nicht ohne weiteres in Abrede gestellt werden, ist aber jedenfalls sehr selten. Sehr bedeutungsvoll ist aber die Vererbung einer Disposition für T., die in verringerter Widerstandsfähigkeit des Organismus besteht und das spätere Auftreten einer erworbenen T. sehr begünstigt. Nächst der T. der Eltern sind auch Syphilis, Trunksucht und andre schwere Gesundheitsschädigungen der Eltern geeignet, die Nachkommen zur T. zu disponieren. Durch ungünstige Lebensverhältnisse (mangelhafte Ernährung, erschöpfende Krankheiten, Zuckerharnruhr) kann eine Disposition zur T. im Laufe des Lebens erworben werden. Die angeborne Disposition zur T. zeigt sich häufig unter dem Bilde der Skrofulose. Im Vergleich zur Inhalations- und Fütterungstuberkulose viel seltener ist die Übertragung der T. durch den Geschlechtsverkehr bei T. der Harn- und Geschlechtsorgane (Urogenitaltuberkulose). Vgl. unten: Tuberkulose der Haustiere.

Zur Bekämpfung der T., welche die schlimmste Volkskrankheit aller Kulturvölker darstellt, kommen hauptsächlich in Betracht: Vermeidung des Trocknens und Zerstäubens des Auswurfs Lungenkranker, Besserung der Wohnungsverhältnisse, Anzeigepflicht seitens der Ärzte, zwangsweise Desinfektion der Mietswohnung beim Wechsel des Mieters, Ausrottung oder Einschränkung der T. beim Rindvieh. Die Verbreitung ansteckenden Auswurfs wird eingeschränkt durch die Isolierung vieler Kranker in den Lungenheilstätten, wo sie nicht nur von Gesunden abgesondert, sondern auch über das Wesen und die Verbreitungsweise der T. aufgeklärt und zu vorsichtiger Beseitigung des Auswurfs erzogen werden. Die Isolierung Schwerkranker, die in Lungenheilstätten nicht aufgenommen werden und namentlich bei enger Wohnung besonders gefährlich für die Umgebung sind, wird mehr und mehr angestrebt und wohl auch durchgeführt werden. Frühzeitige Erkennung der T. ist zur Durchführung aller Verhütungsmaßregeln ein wichtiges Erfordernis. Sie wird ermöglicht außer durch genaue ärztliche Beobachtung verdächtiger Personen durch den Nachweis der Tuberkelbazillen und durch Einspritzung von Tuberkulin. Dieses 1890 von Koch durch Glyzerinauszug aus abgetöteten Reinkulturen des Tuberkelbazillus dargestellte Präparat erzeugt bei Tuberkulösen, nicht aber bei Gesunden, ein meist rasch vorübergehendes Fieber, wenn es in Bruchteilen von Milligrammen unter die Haut gespritzt wird. Neuere von Koch angegebene Modifikationen haben das alte Tuberkulin nicht zu verdrängen vermocht.

Die für die Behandlung der T. auf das Tuberkulin gesetzten Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Zurzeit wird jedoch das Tuberkulin bei ausgewählten leichten Fällen von T. neben allen andern Heilfaktoren von vielen Ärzten angewendet. Versuche, ein Heilserum gegen T. herzustellen, sind nicht aussichtsreich. Jedoch hat v. Behring auf Grund seiner Ansicht von der Übereinstimmung der menschlichen und der Rindertuberkulose und von der überwiegenden Bedeutung der Fütterungstuberkulöse, deren Beginn er in das Säuglingsalter verlegt, sich bemüht, Rinder gegen T. zu immunisieren durch Einspritzung abgetöteter oder abgeschwächter Tuberkelbazillen; die in der Kuhmilch dabei erscheinenden Schutzstoffe sollen bei bereits erkrankten Kindern heilend wirken. Während er die zur Verhütung der Einatmungstuberkulöse getroffenen Maßregeln (Spuckverbot, Beseitigung des Auswurfs) als unwesentlich hinstellt, sieht er in der Ausrottung der Rindertuberkulose die wichtigste Bekämpfung der T. des Menschen. Neuerdings hat Behring in der Tulase ein zur Einspritzung auch beim Menschen geeignetes, aus abgetöteten Tuberkelbazillen bestehendes Präparat empfohlen, das aktive Immunität (s. Immunität) hervorrufen soll, aber noch nicht hinreichend erprobt ist. Über die Behandlung der Lungentuberkulose s. Lungenschwindsucht. Lokale T. der Knochen und Gelenke ist nach chirurgischen Grundsätzen (operative Entfernung des kranken Gewebes, Einbringung desinfizierender Mittel) zu behandeln; außerdem hat sich bei Gelenktuberkulose die Stauungshyperämie (s. Hyperämie) sehr bewährt. Vgl. Predöhl, Die Geschichte der T. (Hamb. 1888); Eberth, Die T., ihre Verbreitung und Verhütung (Berl. 1891); König, Die T. der Knochen und Gelenke (das. 1884); Bussenius und Cossmann, Das Tuberkulin (das. 1898); Blumenthal, Die soziale Bekämpfung der T. als Volkskrankheit (deutsch, das. 1905), und Literatur bei Artikel »Lungenschwindsucht«.

Auch bei allen Haussäugetieren kommt T. vor, am häufigsten bei Rind und Schwein, demnächst bei Schaf und Ziege, am seltensten bei Pferd und Hund. Häufig ist ferner T. beim Hausgeflügel. Auch beim Wild kommt T. vor, z. B. sehr verbreitet bei dem Damwild in Dänemark, und namentlich in der Gefangenschaft bei Raubtieren, vor allem beim Affen, die fast durchweg an T. sterben. Praktische Bedeutung hat nur die T. der Rinder und Schweine wegen ihrer großen und zunehmenden Verbreitung sowohl für Gedeihen und Rentabilität der Tierzucht als für die Fleischnahrung des Menschen und dessen Gesundheit. Die Rindertuberkulose entwickelt sich in der Regel langsam und nimmt noch langsamer zu, bleibt meistens, wenigstens lange Zeit, lokal, d. h. auf bestimmte Organe beschränkt und kann jahrelang bestehen, ohne merkbare Symptome zu veranlassen und das Befinden zu beeinträchtigen, so daß man sehr häufig bei vorzüglich genährten (gemästeten) und ganz gesund scheinenden Rindern nach dem Schlachten erhebliche T. eines oder mehrerer Organe findet. Die Tuberkel wachsen dabei zu beträchtlichen Knoten, die zusammenfließen, große Geschwülste oder (an serösen Häuten) traubige Konglomerate bilden können und eine ausgesprochene Neigung zu Verkäsung und Verkalkung haben. Schließlich führt aber auch die T. eines Organs, infolge umfangreicher Veränderung und Funktionsstörung zu allgemeiner Erkrankung und, wenn das Rind nicht geschlachtet wird, zu Abzehrung. Seltener gelangen die Bazillen in den Blutkreislauf und werden durch diesen im ganzen Körper verbreitet. Auch diese allgemeine, generalisierte T. kann chronisch verlaufen, es kommt aber auch zu akuter Miliartuberkulose mit rascher Ausbildung zahlreicher kleiner (miliarer) Tuberkel. Mit einem Organ erkranken stets die zugehörigen Lymphdrüsen, anderseits können solche auch für sich allein erkranken, weil die Bazillen das zugehörige Organ, ohne dieses zu affizieren, passieren können und erst in den Lymphdrüsen abgefangen werden. Wenn daher Lymphdrüsengruppen erkranken, die ihre Lymphe aus Eingeweiden empfangen, in welche die Bakterien direkt von außen gelangen können, so beweist das nicht die Generalisierung der T. Dagegen zeigt die T. der Fleischlymphdrüsen, welche die Lymphe des Muskelfleisches aufnehmen, stets an, daß die Bazillen in das Fleisch, d. h. in den Blutstrom, gelangt sind, also generalisierte T. besteht. Weitaus am häufigsten (75 Proz.) sind die Lungen erkrankt, meist für sich allein. Die nächstgrößte Neigung haben die serösen Häute (50 Proz.), das Brust- und Bauchfell, auf denen sich viele zunächst bis erbsengroße Tuberkel bilden, die allmählich größere traubige Auflagerungen erzeugen. Bei dieser dem Rind eigentümlichen Form der T., der Perlsucht (Hirsesucht, Meerlinsigkeit), sind sehr häufig außer den zur Lunge gehörigen Bronchiallymphdrüsen die in der Brusthöhle neben der Speiseröhre liegenden Mittelfelldrüsen erkrankt, wobei die Speiseröhre zusammengedrückt werden kann (s. Aufblähen). Seltener, aber bedeutungsvoll ist die Erkrankung des Darms (die zugehörigen Gekrösdrüsen können auch ohne den Darm erkrankt sein), der Leber, Niere und Milz (stets generalisiert), der Gebärmutter und Eierstöcke (s. Stiersucht). Selten aber von größter Bedeutung für die Beurteilung der Genußtauglichkeit von Fleisch und Milch ist die (stets generalisierte) T. des Fleisches und der Knochen sowie die T. des Euters. Letztere findet sich bei 2–4 Proz. der tuberkulösen Kühe und macht die Milch unbedingt gesundheitsschädlich, weil sie Tuberkelkeime enthält. Die Ansteckung mit T. betrifft primär am häufigsten die Lungen (durch Einatmung, Inhalationstuberkulose), die Gebärmutter (Geschlechtsakt etc.) und den Darm (Fütterungstuberkulose). Auf letzterm Wege nehmen die Kälber schon die T. mit der Muttermilch auf, ebenso steckt sich das Jungvieh durch Inhalation an. Daneben spielt die Vererbung, obwohl sie vorkommt, nur eine geringe Rolle Die Ansteckung wird durch gewisse (disponierende) Umstände, namentlich durch jede dauernde Schwächung des Organismus, befördert. So ist T. unter den ältern Kühen weitaus am häufigsten (über sechsjährige Kühe sind in manchen Gegenden zu 50 Proz. tuberkulös), weil deren Körper durch die Schwangerschaften und die Milchnutzung zu sehr in Anspruch genommen wird. Stallhaltung (sofern der Stall gut ist) und Weidegang machen bei denselben Rassen keinen Unterschied, das Gebirgsvieh zeigt im allgemeinen nicht viel weniger T. als Stallvieh, und in Dänemark und Schleswig ist die T. trotz des Weidelebens sogar ganz besonders verbreitet, dagegen sind die ursprünglichen Steppenrassen allerdings fast unempfänglich gegen T. In Deutschland kann man die Zahl der tuberkulösen Rinder auf fast ein Viertel des Gesamtbestandes annehmen. Erst die allgemeine Fleischbeschau hat eine Statistik ermöglicht, die T. war schon früher häufiger, als man angenommen hat, doch ist sie zweifellos in stetiger Zunahme begriffen. Zur Bekämpfung müssen neben veterinärpolizeilichen Maßregeln die Viehbesitzer durch richtige Haltung und Zucht wesentlich beitragen. Die Hauptsache ist möglichst baldige Ermittelung der tuberkulösen, namentlich der euterkranken Kühe, baldige Schlachtung derselben, Trennung der Kälber und des Jungviehs von den Kühen (Vermeidung der Inhalation) und eventuell Tränkung der Kälber mit gekochter Milch. Zur Ermittelung der T., die oft keine klaren Krankheitsmerkmale erzeugt, ist wertvoll das Tuberkulin, dessen Einspritzung bei tuberkulösen Rindern Fieber erzeugt, bei gesunden nicht. Freilich ist die Tuberkulinreaktion nicht ganz zuverlässig (20 Proz. Fehler), aber bei einer Temperaturdifferenz vor und nach der Einspritzung von 1° ist T. sehr wahrscheinlich. Namentlich werden neugekaufte Zuchttiere mit Tuberkulin geprüft. Das Ausbleiben der Reaktion gibt jedoch keine unbedingte Sicherheit, da man auch tuberkulöse Rinder künstlich (betrügerisch) reaktionslos machen kann. v. Behring hat einen Impfstoff, Bovovaccin, gefunden, um Kälber gegen T. zu immunisieren. Ein ähnlicher Impfstoff ist das Tauruman von Rob. Koch und Schütz. Zurzeit läßt sich jedoch über die Durchführbarkeit der Impfung im großen noch nicht annähernd urteilen. Nachdem man lange Zeit die T. des Rindes für ganz verschieden von der des Menschen gehalten hatte, hat man sich überzeugt, daß beide identisch sind. Freilich ist das neuerdings von Robert Koch (Tuberkulosekongreß in London 1901) im Gegensatz zu seiner frühern Meinung bezweifelt worden, doch wird diese Auffassung ganz überwiegend angefochten. Die Möglichkeit der gegenseitigen Ansteckung ist erwiesen, ihre Gefahr wird aber vielfach übertrieben, namentlich hinsichtlich des Fleischgenusses. Abgesehen von den seltenen Fällen der generalisierten T. ist das Fleisch völlig unschädlich und auch in der Qualität nicht verschlechtert. Es wäre daher hygienisch unbegründet und nationalökonomisch unverantwortlich, die ungeheure Menge des Fleisches der mit rein lokaler, das Tier selbst gar nicht krankmachender T. behafteten Rinder der unbeschränkten Verwendung zu entziehen. Die Fleischbeschau hat die Aufgabe, den Grad der T. zu ermitteln und danach das Fleisch verschieden zu behandeln. Wenn neben T. Abzehrung besteht oder T. des Fleisches, so wird das Fleisch vernichtet. Wenn dies nicht der Fall ist, aber Anzeichen einer Generalisierung der T. in den Eingeweiden vorliegen, wird das Fleisch nach vorherigem Kochen oder Dämpfen (unter Aussicht) dem Verkehr überlassen. Wenn die T. lokal, jedoch an mehr als einem Eingeweide oder in erheblichem Grad ausgebildet ist, gelangt das Fleisch roh zu Verkauf, jedoch nur auf der Freibank. In allen andern Fällen gilt es mit Recht als vollwertig. – Die Schweinetuberkulose wird bei 3–10 Proz. der Schlachtschweine gefunden. Sie hat an Ausbreitung in den letzten Jahrzehnten sehr gewonnen und wird hauptsächlich erzeugt durch keimhaltige Kuhmilch oder Milchrückstände. Namentlich hat sich der Zentrifugenschlamm aus den Molkereien als gefährlich erwiesen, der alle in den verarbeiteten Milchgemischen etwa vorhandenen Tuberkelbazillen enthält und dessen Verwendung als Schweinefutter daher zu widerraten, teilweise veterinärpolizeilich verboten ist. Meist sind beim Schwein erkrankt der Darm, dessen Lymphdrüsen und vor allem die Lymphdrüsen am Halse (wie bei der Skrofulose), seltener die Lungen, noch weniger kommt eigentliche Perlsucht vor. Dagegen ist generalisierte T. (auch im Gehirn) beim Schwein nicht selten. Die T. des Geflügels befällt vorwiegend den Darm, seltener die Lungen oder andre Organe. Eine Übertragung, z. B. durch menschlichen Auswurf, ist möglich, jedoch scheint der Bazillus der Geflügeltuberkulose eine eigne Varietät zu sein. Für menschliche T. besonders empfänglich sind aber die Papageien, deren Erkrankung dann möglicherweise auch eine Gefahr für den Menschen bildet. Neben Darm- und Lungentuberkulose kommt hier namentlich T. der Haut vor, auf der oft größere warzenartige Tuberkelknoten entstehen, die abfallen und dann vom Grund aus nachwachsen (Operation). Der ehemals volkstümliche Name Franzosenkrankheit für Perlsucht der Tiere entsprang der irrtümlichen Deutung der Perlsucht als Syphilis.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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