Trommelsprache

Trommelsprache

Trommelsprache, durch Trommeltöne von verschiedener Höhe erzeugtes Verständigungsmittel bei Naturvölkern. Am entwickeltsten ist die T. der Duala in Kamerun. Von der gesprochenen Umgangssprache völlig verschieden, läßt sie sich doch auch mündlich wiedergeben und dient in dieser Form als Geheimsprache. Die Sprachtrommel ist aus einem zylindrischen Stück Rotholz gearbeitet, 120 cm lang bei 80 cm Durchmesser, aber auch kleiner, sie hat oben einen bis zwei Finger breiten Längsschlitz, von dem aus das Innere derart ausgehöhlt worden ist, daß die eine Wand stärker ist als die andre und demgemäß auch bei at Anschlagen einen andern Ton gibt. Eine weitere Tonmodifikation wird eventuell hervorgebracht durch je eine in der Mitte des Schlitzes von deren Rand aus in jenen hineinragende breite Zunge, zu deren beiden Seiten die vier Schlagstellen der Trommel liegen. Geschlagen wird sie mit zwei Schlägeln aus leichtem Holz. Die entstehenden höhern oder tiefern Töne sind gewissermaßen die Buchstaben der T., die weithin von den Kennern der T. verstanden werden. Kenner ist in der Regel nur der Vornehme; nur den besondern Trommelnamen, den jeder Duala führt und mit dem er zum Palaver gerufen wird, kennt jeder. – In der der T. nachgebildeten Mundsprache werden die Trommeltöne durch die Silben to, go, ko, lo, gu, ku, lu, u wiedergegeben, von denen die einen den tiefen, die andern den hohen Trommeltönen entsprechen. Eine T. von der Entwickelung der Duala-T. findet sich nur noch bei einigen andern Stämmen Kameruns und der benachbarten Westküste, ferner im Kongobecken und bei einigen Indianerstämmen Brasiliens. In unentwickelter Form als Signalsystem findet sich die T. in Ozeanien, Indonesien, auf den Philippinen, auf Neuseeland und den Neuen Hebriden, in vielen Teilen West- und Zentralafrikas etc. Vgl. Betz, Die T. der Duala (in den »Mitteilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten«, Bd. 11, Berl. 1898); L. Frobenius, Völkerkunde in Charakterbildern, Bd. 1 (Hannov. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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