Trojaburgen

Trojaburgen

Trojaburgen (schwed. Trö- oder Trojeborg, engl. Troytown oder Walls of Troie), im nördlichen Europa seit alten Zeiten im Volksmund ein in den Rasen geschnittenes oder mit Steinen eingesetztes Labyrinth, den runden Labyrinthen der altkretischen Münzen ähnlich. Die Bezeichnung als Troja kommt in der Form Truja bereits auf einer altetruskischen Labyrinthzeichnung aus dem 5.–6. Jahrh. v. Chr. vor, hatte sich aber nur im nördlichen Europa im Volksgedächtnis erhalten, obwohl auch das in labyrinthischen Bahnen gerittene Trojaspiel der Römer davon seinen Namen hat. Ebenso wie in England und Skandinavien finden sich eine große Anzahl T. an den Küsten von Finnland und Lappland bis zum Weißen Meere, die aber hier Babylone oder Wawylone genannt wurden. Norddeutschland war früher sehr reich an solchen Feldlabyrinthen, die in der Provinz Preußen Jerusalems hießen, und in den französischen und italienischen Kathedralen waren die Fußböden ehemals mit ähnlichen Labyrinthen (chemins de Jérusalem) in Mosaikarbeit als Bilder der Hölle geschmückt. In Brandenburg hießen solche Anlagen Wunderberge, in Sachsen und den thüringischen Ländern, wo noch einige erhalten sind, Wunderburgen. Nach der Volkssage handelt es sich um die Erlösung einer in der Trojaburg gefangenen Jungfrau durch einen in den Gängen vollführten Tanz, womit die Namen Jungfrudans, Jekkentanz u. a. übereinstimmen, die den Anlagen in Schweden, Finnland und in Brandenburg ebenfalls beigelegt werden. Die Aufnahme in die Kirchen, das Vorkommen skandinavischer T. auf Kirchplätzen und in unmittelbarer Nachbarschaft mehrerer alter Kultstätten der Nordvölker (Wisby auf Gotland und Wiesby in Schleswig) beweisen, daß sie religiösen Zwecken gedient haben müssen. Vgl. Krause, Die T. Nordeuropas (Glogau 1893) und Die nordische Herkunft der Trojasage (das. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Trojaburg — Grundriss einer aus Steinen gelegten Trojaburg Als Trojaburgen (schwedisch Trojeborg, Mehrzahl Trojeborgar) werden Steinsetzungen in pseudolabyrinthischer schlingenartiger Form aus faust bis kopfgroßen Steinen bezeichnet. Die Durchmesser der… …   Deutsch Wikipedia

  • Waltraud Hunke — (* 1915; † 2004) war eine deutsche germanistische und skandinavistische Mediävistin, Buchhändlerin, Verlegerin und Mäzenin. Hunke wurde als Tochter des Verlegers Heinrich Hunke geboren. Wie ihre Schwester Sigrid Hunke trat sie 1937 in die NSDAP… …   Deutsch Wikipedia

  • Anundshög — Schiffssetzungen Anundshög (auch unter Badelunda bekannt) mit seinen Hügelgräbern, Schiffssetzungen, Steinsetzungen, und dem Runenstein gehört unter den Gräberfeldern der Wikingerzeit zu den größten, bede …   Deutsch Wikipedia

  • Boskett-Irrgarten — Irrgarten im Park Schönbusch Irrgarten im Großen Garten von Hannover Herrenhausen …   Deutsch Wikipedia

  • Gotland — Gotland …   Deutsch Wikipedia

  • Hecken-Irrgarten — Irrgarten im Park Schönbusch Irrgarten im Großen Garten von Hannover Herrenhausen …   Deutsch Wikipedia

  • Heckenirrgarten — Irrgarten im Park Schönbusch Irrgarten im Großen Garten von Hannover Herrenhausen …   Deutsch Wikipedia

  • Irrgarten — im Park Schönbusch …   Deutsch Wikipedia

  • Kirche von Hablingbo — Die Kirche von Hablingbo (schwedisch Hablingbo kyrka) ist eine der größten Kirchen auf der schwedischen Insel Gotland. Sie ist über die Architektur hinaus eine Preziose der Inselgeschichte im südlichen Drittel der Insel, dem so genannten… …   Deutsch Wikipedia

  • Rasenlabyrinth — Ein Rasenlabyrinth (engl. turf maze), auch Wunderkreis oder Wunderburg, ist ein großflächiges, begehbares Labyrinthmuster, das in eine ebene Rasenfläche eingeschnitten wurde, meist auf kargem Boden. Sie sind zu unterscheiden von aus Steinen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”