Thoma

Thoma

Thoma, 1) Antonius von, Erzbischof von München-Freising, geb. 1. März 1829 in Nymphenburg bei München, gest. 24. Nov. 1897 in München, wurde in den Klöstern Scheyern und Metten erzogen, studierte seit 1848 in München, wurde 1853 Priester und 1867 Pfarrer von St. Zeno bei Reichenhall; neben der Seelsorge leitete er das dortige Kloster und Erziehungsinstitut der Englischen Fräulein. Seit 1878 Stadtpfarrer zum Heiligen Geist in München, 1883 Domkapitular und Dompfarrer daselbst, wurde T. im März 1889 Bischof von Passau, im Oktober Erzbischof von München-Freising und zeigte sich versöhnlich.

2) Hans, Maler, geb. 2. Okt. 1839 zu Bernau im Schwarzwald, besuchte seit 1859 die Kunstschule in Karlsruhe, wo er sich unter Schirmer der Landschaftsmalerei widmete, ging 1867 nach Düsseldorf und von da nach einjährigem Aufenthalt nach Paris, wo ihn besonders Courbet fesselte. 1870 nahm er seinen Wohnsitz in München und fand hier in Viktor Müller einen Geistesverwandten, der namentlich auf seine Naturanschauung von Einfluß wurde. 1874 machte er seine erste Reise nach Italien, wo er besonders die Meister des 15. Jahrh. studierte. Mehr noch als an diese aber schloß er sich an die altdeutschen Meister an. Anfänglich malte er meist Landschaften und Szenen aus dem täglichen Leben; später kamen dazu religiöse Bilder, der Mythologie entnommene oder auch lediglich der Phantasie entsprungene Stoffe. Im Figürlichen nicht immer befriedigend, zeichnen sich seine Werke durch treffliche Komposition, schönen Ton, innige Versenkung in den Gegenstand und große Gefühlswärme aus. Anfänglich kaum beachtet, zog er erst seit 1890, wo dreißig Werke von ihm in München ausgestellt waren, die Aufmerksamkeit größerer Kreise auf sich. Seitdem ist er einer der Lieblingsmaler des deutschen Volkes geworden. Zu seinen Hauptwerken gehören: Der Dorfgeiger (1871), Frühlingsidyll (1871, Dresdener Galerie), Schwarzwaldlandschaft mit Ziegen (1872) und der Rhein bei Säckingen (1873, Berliner Nationalgalerie), Thomas Frau mit Kind in der Hängematte, Charon, Sonntagsfrieden (1876, Hamburger Kunsthalle), Religionsunterricht, Geburt Christi, Flucht nach Ägypten, Versuchung Christi, der Hüter des Tales, Offenes Tal (Städelsches Kunstinstitut), der Wächter vor dem Liebesgarten (Museum in Breslau), Taunuslandschaft (1890), die Einsamkeit (1894, beide in der Münchener Neuen Pinakothek), ferner die Wandmalereien in der Peterskirche zu Heidelberg (Christus auf dem Meere, Christus mit Magdalena, 1902), im Café Bauer, dem Restaurant Kaiser Karl, dem Ravensteinschen und dem Pringsheimerschen Haus in Frankfurt a. M. Er hat auch Illustrationen gezeichnet (»Federspiele« mit Versen von H. Thode, s. d.), über hundert farbige Lithographien und eine Anzahl Radierungen ausgeführt. Seit 1877 in Frankfurt a. M. ansässig, folgte er 1899 einem Rufe nach Karlsruhe als Galeriedirektor und Leiter eines Meisterateliers der Kunstakademie. 1905 wurde er vom Großherzog in die Erste badische Kammer berufen. Er ist Professor und Ehrendoktor der Universität Heidelberg. Eine Sammlung seiner Gemälde in Reproduktionen gab H. Thode heraus (Frankf. 1900 ff., 5 Bde.). Vgl. Meißner, Hans T. (Berl. 1899); Schriften von v. Ostini (Bielef. 1899), M. Lehrs (Wien 1900), Servaes (Berl. 1900); Spanier, Hans T. und seine Kunst für das Volk (Leipz. 1903); Thode, Böcklin und T. (Heidelb. 1905); Bergmann, Hans T. (Stockh. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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