Strychnīn

Strychnīn

Strychnīn C21H22N2O2, Alkaloid, findet sich, meist an Äpfelsäure oder Kaffeegerbsäure gebunden, neben Brucin in den Brechnüssen (Krähenaugen) von Strychnos nux vomica (1,28–2 Proz.) und in der Rinde dieses Baumes (falsche Angosturarinde), in den Ignatiusbohnen von S. Ignatii (1,5 Proz.), im Schlangenholz von S. colubrina, in der Wurzelrinde von S. Tieuté und dem daraus bereiteten Pfeilgift Die südamerikanischen Strychnos-Arten scheinen weder S. noch Brucin zu enthalten. S. bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt äußerst bitter, hinterher metallisch, ist sehr schwer löslich in Wasser, Alkohol und Äther, etwas leichter in Chloroform, Benzol, schmilzt bei 265°, ist unter 5 mm Druck bei 270° destillierbar, reagiert alkalisch und bildet meist kristallisierbare, äußerst bitter schmeckende Salze, von denen das salpetersaure S. C21H22N2O2.HNO3 in Wasser und Alkohol schwer löslich ist. Man betrachtet S. und Brucin als hydrierte Chinolinderivate. Die Lösung einer Spur von S. in konzentrierter Schwefelsäure wird durch chromsaures Kali intensiv blau oder violett. S. ist eins der stärksten Gifte und wirkt besonders auf die motorischen Teile des Nervensystems. Bei Vergiftung mit S. entstehen Ziehen und Steifigkeit im Körper, Empfindlichkeit gegen Sinneseindrücke, Unruhe, Zittern, entsetzliche Angst, Starrkrampf, Sistierung der Atmung und Tod durch Erstickung oder Erschöpfung bei erhaltenem Bewußtsein. Behandlung: Entfernung des Giftes, Gerbsäure (Kaffee), Jodtinktur, Chloralhydrat etc. und künstliche Atmung. Morphium, Blausäure, Akonitin, Curare und namentlich Chloralhydrat wirken dem S. entgegen. Man benutzt S. arzneilich bei Amblyopie und Aneurose, bei motorischen Lähmungen, besonders der Extremitäten, bei Rückenmarkslähmung, Magenatonie, Blasenlähmung, Trunksuchtsanfällen. Vgl. Falck, Die Wirkungen des Strychnins (Leipz. 1874).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Strychnin — Strychnin, Alkaloid aus den Brechnüssen, den Samen von Strychnos nux vomica. Weiße nadelförmige Kristalle, in Wasser nahezu unlöslich. Schmelzpunkt bei 265° C. Starkes Gift. Verwendung zu arzneilichen Zwecken und als Maus und Rattengift. Der… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Strychnīn — Strychnīn, C42H22N2O4, organische Basis, findet sich in den Krähenaugen (Strychnos nuxvomica), den Ignatiusbohnen, im Schlangenholz u. der unechten Angusturarinde, ferner im amerikanischen u. ostindischen Pfeilgift (s.d.). Es ist theils an… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Strychnin — Strychnīn, sehr giftiges Alkaloid, neben Bruzin (s.d.) in den Krähenaugen, Ignatiusbohnen und im Schlangenholz (s. Strychnos) enthalten, kristallisiert, mit heißem Alkohol ausgezogen, in kleinen, farblosen, außerordentlich bitter schmeckenden… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Strychnin — Strychnin, giftiges Alkaloid, das aus der Brechnuß, der Ignazbohne, dem Schlangenholze u. dem Pfeilgift aus Borneo dargestellt wird; s. Brechnußbaum …   Herders Conversations-Lexikon

  • Strychnin — Strukturformel Allgemeines Name Strychnin Summenformel …   Deutsch Wikipedia

  • Strychnin — Strych|nin 〈n. 11; unz.〉 Alkaloid der Brechnuss (Strachnos nux vomica) u. der Ignatiusbohne (Strychnos ignatii), wirkt erregend auf Nervensystem, Muskeln, Kreislauf u. Atmung [<grch. strychnos „Nachtschatten“; vielleicht verwandt mit Strauch]… …   Universal-Lexikon

  • Strychnin — Strych·nin [ʃtrʏç niːn, str ] das; s; nur Sg; ein Gift, das auf die Nerven, den Kreislauf und auf die Atmung wirkt …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Strychnin — Strych|nin 〈n.; Gen.: s; Pl.: unz.; Pharm.〉 Alkaloid der Brechnuss, das erregend auf Nervensystem, Atmung, Muskeln u. Kreislauf wirkt (u. Gegengift bei Schlafmittelvergiftungen) [Etym.: <grch. strychnos »Nachtschatten«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Strychnin — Strych|ni̱n [zum gr. Pflanzennamen στρυχνος] s; s, e: Alkaloid der Brechnuß (Strychnos nux vomica), auch synthetisch hergestellt, das als ↑Analeptikum verwendet wird und bei Überdosierung zu Vergiftungen führt …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Strychnin — Strych|nin [ʃt..., st...] das; s <aus gleichbed. fr. strychnine, dies über lat. strychnos aus gr. strýchnos »eine Art Nachtschattengewächs«> farbloses, sehr giftiges Alkaloid aus dem Samen des ind. Brechnussbaumes (in kleinen Dosen… …   Das große Fremdwörterbuch

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