Steppenfauna

Steppenfauna

Steppenfauna, die Tierwelt der Steppen, die je nach dem Charakter der letztern (s. Steppe) sehr verschieden, in erster Linie von der tiergeographischen Provinz, in deren Bereich die Steppen fallen, abhängig ist. Charakteristisch für alle Steppen ist das Vorkommen von Nagern, die in Erdhöhlen hausen; dazu kommen einige Raubsäugetiere und Raubvögel, die diesen Nagern nachstellen, pferde- oder antilopenartige Tiere, Hühner- und Laufvögel, also solche Formen, die in raschem Lauf weite Gebiete durcheilen. Die Reptilien sind in der S. durch Eidechsenarten vertreten; Amphibien und Süßwasserfische fehlen fast durchgängig. Die Zahl der Mollusken in den Steppen ist relativ gering, aber es sind charakteristische Formen. Als typische S. wird gewöhnlich die Tierwelt der euro päisch-asiatischen Steppen im Süden und SO. des europäischen Rußland sowie im SW. Sibiriens und der zentralasiatischen Hochsteppen betrachtet. Hier finden sich von Nagetieren der große und kleine Pferdespringer, der Ziesel, die Murmeltierart Bobak, der Zwergpfeifhase, die Maulwurfsratte (Ellobius), die Rennmaus (Meriones), verschiedene Feldmäuse (Arvicola-Arten). Die Raubtiere sind vertreten durch Fuchsarten, den Sumpfluchs, den Irbis und andre kleine Formen. Zu den auffallendsten Tieren der asiatischen Steppen gehören der Wildesel (Dschiggetai) und die Saigaantilopen. Von den Vögeln sind Charaktertiere dieses Gebietes die Großtrappe und die Zwergtrappe, zwei Lerchenarten, das Moorschneehuhn (Lagopus albus), das Birkhuhn (Tetrao tetrix), das Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus), der Steppenbuffart (Buteo desertorum) u. a. Im Charakter diesen Steppen Asiens ähnlich sind die Prärien Nordamerikas und die Pampas oder Despobladosdes Nordens der Argentinischen Republik. Ein Charaktertier der Prärie ist der zu den Nagetieren gehörige Präriehund (Cynomis) und der den Springmäusen der Alten Welt verwandte Jaculus. Die Antilopen der Alten Welt vertritt die Gabelantilope (Antilocapra). Von Vögeln ist die Prärieeule bemerkenswert, die mit dem Präriehund zusammen in unterirdischen Gängen und Höhlen haust; von den Reptilien ist die Krötenechse die interessanteste Form. Der Büffel, der ehemals die Prärien bevölkerte, ist heute fast ausgerottet. In den Prärien Südamerikas ist das charakteristische Nagetier der patagonische Hase oder Mara (Dolichotis); hier kommen noch als spezifisch südamerikanische Formen verschiedene Gürteltiere hinzu. Der Charaktervogel dieser baumlosen Striche ist der amerikanische Strauß (Rhea). Sehr häufig findet man bei der S. eine ausgeprägte Anpassung der Färbung der Tiere an die Farbe des sie umgebenden Bodens, z. B. bei den Springmäusen und dem Steppenhuhn. Vgl. Nehring, Über Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit (Berl. 1890).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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