Störungen

Störungen

Störungen (Perturbationen), in der Astronomie die durch die Anziehung der Körper des Sonnensystems bewirkten Änderungen in der Bewegung der Planeten und Kometen um die Sonne sowie der Monde um ihre Hauptplaneten. Gehörte nur ein einziger Planet zur Sonne, so würde sich dieser genau nach den beiden ersten Keplerschen Gesetzen (s. Planeten, S. 7) bewegen. Durch die Anziehung der Massen der übrigen Planeten wird aber der Planet gezwungen, von dieser Bewegung abzuweichen. Die Bestimmung seiner wirklichen Bewegung, das Dreikörperproblem, und in seiner Verallgemeinerung das Vielkörperproblem, bildet eine der schwierigsten Aufgaben der physischen Astronomie; eine strenge mathematische Lösung ist überhaupt nicht möglich, wohl ist es aber bei den Verhältnissen unsers Sonnensystems, in dem der Zentralkörper an Masse alle Planeten bei weitem übertrifft, möglich, hinreichend genaue Näherungen zu erhalten. Man unterscheidet periodische und säkulare S., von denen die erstern sich nach Verlauf eines gewissen Zeitraums sowohl der Art als der Größe nach wiederholen, die säkularen S. aber immer in demselben Sinne fortgehen und also dauernde Änderungen der Planetenbahnen veranlassen. Laplace hat gezeigt, daß die großen Achsen der Planetenbahnen und daher auch die Umlaufszeiten keinen säkularen S. unterworfen sind; auch die Exzentrizitäten und Neigungen der Bahnen unterliegen nicht eigentlichen säkularen, aber doch periodischen S. von so langer Dauer, daß sie den Charakter säkularer haben. Dagegen sind die Längen der Perihelien und der Knoten säkularen S. unterworfen und können daher im Laufe der Jahrtausende alle Werte von 0–360° annehmen. Weit beträchtlicher als die S., welche die großen Planeten erleiden, die ziemlich weit voneinander entfernt sind und sich nahezu in derselben Ebene bewegen, sind diejenigen, welche die kleinen Planeten und die Kometen erfahren, weil sie nicht selten in die Nähe größerer Planeten, namentlich des Jupiter, kommen. Die S. des Mondes rühren fast ausschließlich von der Sonne her, die von den Planeten verursachten sind relativ gering. Die bemerkenswertesten S. des Mondes sind: die von Ptolemäos (130 n. Chr.) entdeckte Evektion, die von Abul Wefa und Tycho Brahe entdeckte Variation und die jährliche Gleichung, welche die Länge des Mondes 6 Monate lang vermehrt und 6 Monate lang vermindert, im Perigäum und Apogäum der Sonne aber verschwindet. Bemerkenswert sind noch ein paar kleine S. des Mondes, die von der Sonnenparallaxe und der Abplattung der Erde abhängen, so daß man umgekehrt aus der Mondbewegung diese Größen berechnen kann (vgl. Erde und Sonne). Vgl. Dziobek, Die mathematischen Theorien der Planetenbewegungen (Leipz. 1888); Airy, Die Gravitation, eine elementare Erklärung der hauptsächlichsten S. im Sonnensystem (deutsch von Hoffmann, das. 1891); Tisserand, Traité de la mécanique céleste (Par. 1889–96, 4 Bde.); Gyldén, Théorie générale des orbites absolues (Stockh. 1893); Harzer, Die säkularen Veränderungen der Bahnen der großen Planeten (Leipz. 1895); Bohlin, Formeln und Tafeln zur gruppenweisen Berechnung der allgemeinen S. benachbarter Planeten (Upsala 1896); Charlier, Mechanik des Himmels (Leipz. 1902 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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