Rotteck

Rotteck

Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von, deutscher Geschichtschreiber, geb. 18. Juli 1775 zu Freiburg i. Br., gest. 26. Nov. 1840, studierte die Rechte, ward 1797 Praktikant bei dem Magistrat zu Freiburg i. Br., 1798 Professor der Geschichte an der Universität daselbst und 1818 Professor des Vernunftrechts und der Staatswissenschaften. Doch machten ihn seine freisinnigen Ideen bei der Regierung bald mißliebig. Seiner Schrift »Für die Erhaltung der Universität Freiburg« verdankte die Anstalt hauptsächlich ihr Fortbestehen; er wurde dafür von ihr 1819 in die Erste Kammer gesandt, in der er neben Welcker der Wortführer der Opposition war. 1831 in die Zweite Kammer gewählt, war er zehn Jahre lang das hervorragendste Mitglied der liberalen Partei. Deswegen ward er 1832 durch einen Bundestagsbeschluß seiner Professur enthoben, der von ihm gegründete »Freisinnige« sowie die »Politischen Annalen« unterdrückt und seine Wahl zum Bürgermeister von Freiburg nicht bestätigt. 1863 wurde ihm in Freiburg auf dem Dominikanerplatz ein Denkmal errichtet. Sein Ideal war ein auf das Vernunftrecht basierter Rechtsorganismus und eine auf dem Gesamtwillen des Volkes beruhende Staatsverfassung und hat den größten Einfluß auf die Mitwelt ausgeübt; die liberalen Ideen sind hauptsächlich durch ihn dem gebildeten Mittelstand eingeflößt worden. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die »Allgemeine Geschichte« (Freiburg 1812 bis 1827, 9 Bde.; 25. Aufl., fortgesetzt von Steger, Braunschw. 1866–67, 11 Bde.), der Auszug daraus: »Allgemeine Weltgeschichte« (Stuttg. 1830–34, 4 Bde.; 8. Aufl., fortgesetzt bis 1870 von W. Zimmermann, 1868–72, 7 Bde.); »Lehrbuch des Vernunftrechts und der Staatswissenschaften« (das. 1829–35, 4 Bde.; Bd. 1 und 2 in 2. Aufl. 1840); »Sammlung kleinerer Schriften, meist historischen und politischen Inhalts« (das. 1829–37, 5 Bde.). Mit K. Th. Welcker (s. d. 2) gemeinschaftlich begann er das »Staatslexikon« (Altona 1834–44, 12 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1856–66, 14 Bde.). Vgl. »Das Leben Karls v. R. von seinem Sohn Hermann v. R.« (Pforzh. 1843); Röppell, K. W. v. R. (Bresl. 1883). – Sein Sohn Karl von R., geb. 1812, gest. im März 1898 in der Nähe von St. Louis, stellte sich als Advokat in Freiburg bei der badischen Revolution von 1849 an die Spitze der demokratischen Partei, überbrachte als Abgeordneter der Offenburger Versammlung dem Ministerium die dort beschlossenen Forderungen (13. Mai 1849), ward Mitglied des Landesausschusses, nach Einsetzung der revolutionären Regierung Stadtdirektor in Freiburg, später Mitglied der Konstituierenden Versammlung, flüchtete nach der Unterdrückung des Aufstandes nach Frankreich und wanderte von dort nach Amerika aus. Ein andrer Sohn, Hermann von R., geb. 25. Aug. 1816, gest. 12. Juli 1845, veröffentlichte »Poetische Versuche« (Freiburg 1838), darunter freie Übersetzungen von Dichtungen Tegnérs, habilitierte sich dann für Philosophie in Freiburg und veröffentlichte außer der Biographie und der Fortsetzung der »Allgemeinen Geschichte« seines Vaters noch eine »Bildergalerie« (1841) zu letzterer und die völkerrechtliche Untersuchung über »Das Recht der Einmischung in die innern Angelegenheiten eines fremden Staats« (Freiburg 1845).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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