Ragūsa

Ragūsa

Ragūsa, 1) (serbokrat. Dubrovnik) Stadt in Dalmatien, an der Südseite einer ins Adriatische Meer vorspringenden Halbinsel am Fuße des Berges Sergio (412 m) gelegen, hat alte Stadtmauern mit zwei Toren (Porta Pille und Ploce) und mächtigem Turm (Mincetta) und fünf Forts, die bis auf das von den Franzosen 1808–13 auf dem obengenannten Berg erbaute Fort Imperial aus dem 11.–16. Jahrh. stammen.

Wappen von Ragusa.
Wappen von Ragusa.

Abgesehen von dem breiten, die Stadt quer durchziehenden Korso (Stradone), steigen die Straßen meist terrassenförmig auf und sind durch Stiegen miteinander verbunden. Hervorragende Bauwerke (meist aus feinkörnigem Travertin) sind: die Kathedrale, nach der Zerstörung durch das Erdbeben von 1667 im J. 1713 neu erbaut, mit guten Gemälden und Schatzkammer, die Kirche San Biagio (1715), die Franziskanerkirche mit schönem Kreuzgang und die Dominikanerkirche mit einem Votivbild von Tizian, das ehemalige Jesuitenkloster (jetzt Militärspital) mit dazugehöriger Kirche, die neue griechische Kirche, der ehemalige Rektorenpalast von 1388 mit schöner Loggia, die Dogana (1520), das Theater und das Gemeindehaus (beide von 1862), das Hôtel Imperial (1896), mehrere Brunnen, das Denkmal des hier gebornen Dichters Gundulić (Gondola) und eine Rolandsäule. R. ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, eines Hafen- und Seesanitätskapitanats, einer Handels- und Gewerbekammer, mehrerer auswärtiger Konsulate und eines römisch-kath. Bischofs (1121 bis 1831 eines Erzbischofs); es hat ein Diözesanseminar, ein serbokroatisches Staatsobergymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine nautische Schule, ein Museum, ein Spital, 2 Kreditbanken, eine Sparkasse, Seebäder, elektrische Beleuchtung und (1900) 8437 (als Gemeinde 13,194) meist serbokroat. Einwohner. Mit der Herzegowina wird Transit- und Speditionshandel, außerdem wird Wein-, Öl- und Gemüsebau und Ziegelei betrieben. Im Hafen von R. sind 1904: 1254 beladene Schiffe von 135,400 Ton. eingelaufen. Zum Gemeindegebiet von R. gehört der auf der nördlichen Seite der Halbinsel gelegene Hafenort Gravosa (s. d.), der eigentliche Hafen von R. In der Nähe die Quelle der Ombla (s. d.). 10 km südöstlich von R. liegt gleichfalls an der Seeküste, an der Steue des alten Epidaurum (s. d.), die Stadt Ragusavecchia (serbokroat. Cavtat), Sitz eines Bezirksgerichts, mit einem Franziskanerkloster, einem Hafen und (1900) 708 (als Gemeinde 10,701) Einw.; südlich von R. die Insel Lacroma (s. d.). – R. (Rausium) entstand im 7. Jahrh. durch romanische Flüchtlinge aus dem von Slawen zerstörten Epidaurum (s. d.), auch Ragusavecchia genannt, und Salona, den bedeutendsten Städten Dalmatiens in römischer Zeit. R. gehörte dann zum byzantinischen Dalmatien, das romanische Bevölkerung besaß, während das Hauptgebiet Dalmatiens an die Kroaten und Serben gefallen war. Durch einträglichen Seehandel sah sich die Stadt bald in den Stand gesetzt, ihr Gebiet zu erweitern und durch kluge Schaukelpolitik ihr kleines Territorium möglichst unabhängig zu erhalten. Ende des 10. Jahrh. huldigte es den Venezianern, schloß sich aber 1080 gegen diese dem Normannenherzog Guiscard an und suchte sich stets den nominellen Schutz von Byzanz und die Freundschaft der benachbarten Slawenfürsten zu erhalten. Unter dem Komnenen Manuel (1143–80) wurde es mit Spalato unterworfen; von 1204–1358 blieb R. unter der Oberhoheit Venedigs, dann stand es unter der Ungarns und erstarkte dank seinem blühenden Handelsverkehr zu solcher Macht, daß es einen Freistaat mit aristokratischer Regierungsform bildete. Der andringenden Türken erwehrte es sich rechtzeitig 1467 durch jährlichen Tribut (zuletzt 12,500 Dukaten; gezahlt bis zum Frieden von Poscharewatz 1718) und widmete sich nun ungefährdet dem ertragreichen Handel mit den Küsten Italiens und Spaniens. Infolge des Friedensschlusses von Preßburg (26. Dez. 1805) besetzte 27. Mai 1806 der französische General Lauriston R. Durch Dekret vom 31. Jan. 1808 wurde die Republik aufgehoben und 1809 R. samt Dalmatien dem neuen Königreich Illyrien einverleibt. Militärgouverneur mit dem Titel eines Herzogs von R. ward der Marschall Marmont. Am 29. Jan. 1814 besetzten es die Österreicher, denen es im Frieden von Paris bleibend zufiel. Es bildet seitdem einen Bezirk des Königreichs Dalmatien. Das Erzbistum R. wurde 980 gestiftet. In den Jahren 1548 und 1562 wurde die Stadt von der Pest, 7. April 1667, 1843 und 14. April 1850 von Erdbeben heimgesucht. Vgl. Engel, Geschichte des Freistaats R. (Wien 1807); Gelcich, Dello sviluppo civile di R. (Ragusa 1884); »Monumenta Ragusina« in »Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium« (Agram 1880–96); Gelcich und Thallóczy, Diplomatarium relationum republicae Ragusanae cum regno Hungariae (Pest 1887); Jireček, Die Bedeutung von R. in der Handelsgeschichte des Mittelalters (Wien 1899); Kirchmayer, Das Ende des aristokratischen Freistaates R. (deutsch u. ital., Zara 1900); C. Villari, The republic of R. (Lond. 1904); L. H. Fischer, R. und Umgebung (Leipz. 1897); Schmalix, R. und Umgebung (Brixen 1906).

2) Stadt in der ital. Provinz Syrakus (Sizilien), Kreis Modica, auf einer Anhöhe über dem vom Monte Lauro kommenden Küstenfluß Erminio, an der Eisenbahn Syrakus-Licata gelegen, hat Burgruinen, eine gotische Kirche, eine schöne Brücke, ein Gymnasium, eine Technische Schule, ein Theater, Weinbau, Viehzucht, Butter- und Käsegewinnung, Asphaltbergbau, Fabrikation von Teigwaren, Öl, Möbeln, Flechtwaren, Handel und zerfällt in zwei Gemeinden: R. (die obere Stadt) mit (1901) 31,922 und R. Inferiore mit 8550 Einw. In der Nähe finden sich Felsengrotten. N. ist wahrscheinlich das antike Hybla Heraea.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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