Pompeji

Pompeji

Pompeji (ital. Pompeï), alte, von den Oskern gegründete, um 425 von den Samnitern in Besitz genommene und durch griechischen Einfluß verschönerte Stadt in Kampanien, auf einer isolierten Anhöhe an dem einst schiffbaren Sarnus gelegen (s. Karte »Umgebung von Neapel«), mochte kurz vor ihrem Untergang über 20,000 Einw. zählen und war eine kommerziell rege Landstadt, welche die reichen Römer auch gern zur Villeggiatur benutzten. Seine Selbständigkeit verlor P. 290 v. Chr.; nach dem Bundesgenossenkrieg, an dem es teilgenommen, mußte es ein Drittel seines Gebietes für eine Militärkolonie hergeben.

Plan der Ausgrabungen in Pompeji bis 1906.
Plan der Ausgrabungen in Pompeji bis 1906.

Nachdem schon 63 n. Chr. ein großer Teil der Stadt durch ein Erdbeben zerstört worden war, wurde sie nebst Stabiä und Herculaneum infolge des Ausbruches des Vesuvs 24. Aug. 79 n. Chr. durch einen Regen von Lapilli und Asche verschüttet. Obgleich Nachgrabungen schon in antiker Zeit stattgefunden hatten, blieb P. doch bis 1748 gänzlich verschollen. Seitdem begannen die Ausgrabungen, die aber planmäßig erst unter Murat 1808–15 und seit 1860 mit etwa 80 Arbeitern unter der Leitung Fiorellis (gest. 1896) systematisch betrieben werden. Man gräbt jetzt in wagerechten Schichten, und zwar wird möglichst erst ein von vier Straßen umgebener Häuserkomplex, eine sogen. Insula, völlig aufgedeckt, bevor man weiter schreitet; das verkohlte Holz wird auf das genaueste ersetzt. Ruggiero berechnet das Gesamtareal von P. auf 662,684 qm, wovon jetzt etwa drei Fünftel ausgegraben sind (vgl. den Plan). Schreitet die Arbeit wie bisher fort, so wird sie kaum am Ende dieses Jahrhunderts vollendet sein und noch mindestens 5 Mill. Lire erfordern. Die 6–6,5 m starke Decke besteht zuunterst aus einer 2–2,5 m dicken Schicht von Lapilli (Bimssteinbrocken), sodann einigen Zentimetern Asche und einigen Zentimetern schwerer. schwarzer Lapilli. Auf dieser gegen 3 m dicken Schicht liegt eine 60 cm dicke Aschenlage, dann gegen 10 cm schwarzer Lapilli, wechselnd mit einer dünnen Aschenschicht, endlich eine etwa 2 m dicke Lage von Asche. Die Einwohner sind bei der längere Zeit andauernden Katastrophe zum größten Teil entkommen; die Zahl der Umgekommenen schätzt man auf 2000. Die Gebäude sind zum Teil durch Erdbeben und unter der Last der verschüttenden Massen eingestürzt, die obern Stockwerke durch die spätere Bearbeitung des Landes zugrunde gegangen. Trotzdem bietet der bis jetzt ausgegrabene Teil Pompejis (s. den Plan) das treue Bild einer alten griechisch-italischen Stadt der ersten Kaiserzeit (neben Resten älterer Epochen) dar, zumal es derjenige ist, der das Forum und die bedeutendsten öffentlichen Gebäude und überdies eine reiche Menge von Wohnhäusern, Läden und industriellen Anlagen enthält. Der Abstand der entferntesten Punkte der Stadt, des Amphitheaters und des Herkulaner Tores, beträgt 1220 m; die Längenachse mißt 1045 m, die kurze Achse 730 m, der Mauerumfang (nach der Seeseite weggerissen) etwa 2600 m.

Die Straßen sind meist gerade, aber schmal (4–9 m), im rechten Winkel sich durchkreuzend; die eigentliche Fahrstraße ist mit polygonalen Lavablöcken gepflastert. Die Trottoirs sind 1/4 m hoch, 1–2 m breit und verschieden belegt. Von einem Trottoir zum andern führen große elliptische Trittsteine, zwischen denen Raum für die durchfahrenden Wagen gelassen war. Einen Einblick in das Alltagstreiben gewähren die an den Außenwänden der Häuser angemalten Inschriften, Empfehlungen von Kandidaten zu den städtischen Ämtern, Ankündigungen von Spielen u. a. enthaltend, sowie die überall angebrachten Kritzeleien des verschiedensten Inhalts. Der wichtigste Punkt der Stadt ist das schon erwähnte Forum (33,6 m ü. M.), das, 152 m lang und 48 m breit, auf drei Seiten von einer doppelgeschossigen Säulenreihe umschlossen wurde, wovon die untere dorisch, die obere ionisch war. Der ganze Platz ist von öffentlichen Gebäuden umgeben: der Basilika, dem Apollotempel (1), einer Verkaufshalle und einem vielleicht für die städtische Schatzkammer zu haltenden Gebäude auf der westlichen Langseite, dem Jupitertempel (2) auf der nördlichen Schmalseite (mit zwei Triumphbogen links vorn und rechts hinten), ferner dem Macellum (3), dem Heiligtum der städtischen Laren (4), dem sogen. Merkurtempel (Tempel des Vespasian, 5), dem Gebäude der Eumachia (6) und der sogen. Schule, dem Comitium (7), auf der östlichen Langseite, endlich den drei für die städtische Verwaltung und die Rechtsprechung bestimmten Gebäude der südlichen Schmalseite (8). Sieben Zugänge führten zu diesem Herzen der Stadt; ausgerichtete Steine machten den Platz für Wagen unzugänglich. Der Boden war mit Travertinplatten bedeckt; gegen die Säulen hin sieht man Basen für Statuen, wovon 22, darunter 5 mit Inschriften, erhalten sind. Übrigens ist allerorts ersichtlich, daß zur Zeit der Katastrophe das meiste noch in Restauration begriffen war. Am Südrande der Stadt liegt ein zweiter Platz, das Forum triangulare, das man durch eine schöne ionische Vorhalle betritt. Es ist von einer dorischen Säulenhalle vorn und an den beiden Langseiten begrenzt, während sich die dritte Seite frei auf die herrliche Aussicht öffnet. Auf ihm liegen die geringen Reste eines altgriechischen, wahrscheinlich der Minerva geweihten Tempels. Östlich von diesem Platz liegt eine bedeutende Gruppe öffentlicher Gebäude: die beiden Theater (15,16), der Tempel der Isis (13), der des Zeus Meilichios (12), die sogen. Curia Isiaca, einst ein Turnplatz (palaestra, 9), die Gladiatorenkaserne (10). Am nordwestlichen Ausgang der Stadt führt das Herkulaner Tor, mit großem Bogen und kleinen Seitenbogen für die Fußgänger, auf die berühmte Gräberstraße, mit den schönsten Blicken auf Golf und Berge. An derselben liegen namentlich die Grabdenkmäler des M. Cerrinius Restitutus, des Aulus Vejus, des T. Terentius Felix, des Umbricius Scaurus mit Gladiatoren-Stuckreliefs, des Augustalen Calventius Quietus, des M. Alleius Luccius Libella, der Nävoleja Tyche u. a., ferner die sogen Villen des Cicero und des M. Arrius Diomedes. P. enthält außer den schon oben genannten griechischen 7 Tempelbauten, von denen 2 in der Nähe des Forum triangulare, 3 unmittelbar am großen Forum und 2 in dessen Nähe liegen. Das an der Westseite des Forums gelegene Heiligtum des Apollo (1), aus vorrömischer Zeit stammend, ist leider sehr zerstört, aber eine der schönsten und größten Ruinen Pompejis (54 m lang, 33 m breit). Inmitten eines rechteckigen, an der Innenseite von Säulenhallen umgebenen Hofes erhob sich auf einem 2,5 m hohen Unterbau der Tempel, zu dem 14 Stufen aus Kalkstein hinausführen. Vor dem Ausgang sieht man einen großen Altar, in der Cella die Basis für das Götterbild und links daneben den Omphalos, das bekannte Symbol des Apollo. An der Nordseite des Forums liegen die Ruinen des Jupitertempels (2). An der Südseite des 3 m hohen Unterbaues, zu dessen Höhe 15 Stufen führen, ist eine die Treppe unten teilende, niederere Plattform angebracht, die den Altar trug und auch als Rednerbühne diente. Von der Vorhalle stehen noch 12 Säulenstümpfe, von der Cella sind noch Bruchstücke der bemalten Wände und des Mosaikfußbodens erhalten; sie enthielt in drei Kammern die Statuen des Jupiter, der Juno und der Minerva. In der Mitte der Ostseite des Forums liegt der sogen. Merkurtempel, in Wahrheit ein solcher des Vespasian (5); der nur vorn mit einer Säulenhalle ausgestattete Hof umschließt einen schönen, mit Reliefs geschmückten Marmoraltar. An der Forumstraße, zu der man nordwärts durch den Triumphbogen östlich vom Jupitertempel gelangt, liegt der Tempel der Fortuna (11), ein Bau aus der Zeit des Augustus, weiter nach O., an der die Stadt von N. nach S. durchschneidenden Stabianer Straße, der Tempel des Zeus Meilichios, früher dem Äskulap zugeschrieben, der kleinste der pompejanischen Tempel, und nahe dabei der nach dem Erdbeben von 63 neuerbaute Isistempel, ein mit Stuck bekleideter Ziegelbau, einer der vollständigst erhaltenen von P. Zwischen dem Seetor und der Basilika wurden vor einigen Jahren die Reste des im Wiederaufbau begriffenen Tempels der Stadtgöttin, der Venus Pompeiana, aufgedeckt.

P. besitzt außerdem eine Anzahl sehr interessanter öffentlicher Gebäude. Zu diesen gehört die Basilika, für Handel und Rechtspflege bestimmt (s. den Plan bei Artikel »Basilika«). Sie ist dreischiffig und enthält 28 kannelierte Backsteinsäulen, die einen Umgang zu je 12 Säulen an den Langseiten und von je 4 an den Schmalseiten bilden. Den Säulen entsprechen die aus den Wänden vortretenden Halbsäulen, über denen sich eine obere Säulenstellung mit Fensteröffnungen befand. Am Ende des Baues liegt das Richtertribunal, unter demselben ein Gewölbe unbekannter Bestimmung. Ferner, ebenfalls am Forum, östlich vom Jupitertempel, das Macellum (3), d. h. eine Viktualienmarkthalle. Ein Hof, 37,5 m lang, 27 m breit, war mit einer (nicht erhaltenen) Säulenhalle umgeben. Auf diese öffnet sich an der Südseite eine Reihe von Läden, ebenso ziehen sich Verkaufsräume an der westlichen und nördlichen Außenseite hin. In der Mitte des Hofes befinden sich auf einer niedrigen zwölfeckigen Erhöhung 12 viereckige Basen, die einen auf Säulen ruhenden Kuppelbau trugen, unter dem sich eine Grube befand, wo den gekauften Fischen die Schuppen abgestrichen wurden. Dem Eingang gegenüber, an der Ostseite des Gebäudes, liegen drei große Gemächer, von denen das mittlere eine Kapelle für den Kultus der kaiserlichen Familie ist. Die Statue des Kaisers (Claudius?) stand dem Eingang gegenüber, in den Seitennischen andre Statuen der kaiserlichen Familie. Das links anstoßende Gemach war vielleicht der Festraum des dem Kaiserkultus gewidmeten Kollegiums der Augustalen; das zur Rechten enthält eine Fleisch- und Fischbank. Südlich vom Macellum, auch am Forum, liegen die Curia, vermeintlich das Sitzungslokal der Dekurionen, wahrscheinlich aber ein Heiligtum der städtischen Laren (4), in der Mitte auf Marmorboden einen Altar enthaltend, und das von der Priesterin Eumachia gestiftete Gebäude (6), eine große, aus Ziegeln errichtete und mit Marmor bekleidete Basaranlage, die dem Verkauf von Wollenstoffen diente. Bemerkenswert sind die drei umfangreichen Thermengebäude (s. den Plan bei Artikel »Bad«, Tafel I, Fig. 2 u. 3). Die ältern Bäder (14), 1824 ausgegraben, bilden eine von vier Straßen umschlossene Gebäudeinsel nördlich vom Forum, 49,5 m lang, 53 m breit, und bestehen aus einem Apodyterium (Auskleidezimmer), mit reichen Ornamenten und Reliefs am Gesims, Mosaikfußboden und Steinbänken, aus dem man in das Frigidarium, das kalte Bad mit Bassin, gelangt, ferner dem Tepidarium, dem lauen Schwitzraum, mit Malereien, Stuckreliefs und Telamonen reich ausgestattet, dem Caldarium, dem durch Hohl wände und doppelten Fußboden geheizten Schwitzbad, mit viereckiger Marmorwanne für etwa 10 Personen und einem runden Marmorbecken für die lauwarmen Abwaschungen und Übergießungen, endlich einem sehr einfachen Frauenbade. Die neuen (Stabianer) Thermen wurden erst 1857–60 ausgegraben und daher »neu« genannt, stammen aber noch aus oskischer Zeit. Sie umfassen ein geräumiges Peristyl, die Palästra für gymnastische Übungen; auf der westlichen Seite derselben ein Schwimmbassin mit zugehörigen Räumen, auf der östlichen das Männerbad, bestehend aus Frigidarium mit elegant dekoriertem Vorzimmer, Apodyterium mit reichen Reliefs, Tepidarium und Caldarium, dann die Heizräume, ferner ein Frauenbad mit Apodyterium, Tepidarium und Caldarium; endlich einige Zellen für Einzelbäder. Erst vor einigen Jahren wurde an der Kreuzung der Hauptstraßen, der Stabianer und der Nolaner Straße, eine dritte Anlage aufgedeckt, nach ihrer Lage die Zentralthermen genannt. Sie waren zur Zeit der Verschüttung noch im Bau begriffen. Gegenüber jenen ältern Bädern zeichnen sie sich durch Weiträumigkeit und die Sorge für reiche Lichtzufuhr durch große Fenster aus. Ein besonderes Frauenbad ist nicht vorhanden. An die Nordseite des Forum triangulare stößt das Große Theater (15), in vorrömischer Zeit gegründet, aber um Christi Geburt ausgebaut. Es lehnt sich nach griechischer Bauweise mit seinen Sitzreihen an den Abhang des Hügels an, so daß nur die vier obersten Sitzreihen auf einem gewölbten Korridor aufliegen. Der Zuschauerraum hat 68 m Durchmesser, konnte 5000 Personen fassen und durch ein Zeltdach überdeckt werden. Er zerfällt in drei Abteilungen: die unterste Cavea mit 4 Stufen und den Ehrensesseln der Standespersonen, die mittlere mit 20 Sitzreihen für die Bürgerschaft, die oberste mit 4 Sitzreihen für die Plebs. Die Bühne, 33 m breit und nur 6,5 m tief, erhebt sich 1,5 m über den Boden der Orchestra. Hinter der Bühne gelangt man zum bedachten, Musikaufführungen dienenden Kleinen Theater (um 75 v. Chr. erbaut), für etwa 1500 Personen (16). Hieran anstoßend, liegt zwischen dem Großen Theater und der Stadtmauer die Gladiatorenkaserne (10) mit Treppenzugang vom Forum triangulare, eine große, vierseitige Portikus, ursprünglich als Wandelhalle zum Großen Theater gehörig, später für die Übungen und den Aufenthalt der Gladiatoren bestimmt, mit Wohnräumen, Schlafzimmern, Küche und Gefängnis. Getrennt von allen diesen Gebäuden liegt am Südostende der Stadt das Amphitheater (70 v. Chr. begonnen), das sich eiförmig von N. nach S. hinzieht, einen größten Durchmesser von 135,65 und einen kleinsten von 104 m hat. Der größte Durchmesser der in die Erde vertieften Arena ist 69 m, der kleinste 37 m. Die Zuschauerplätze steigen in 35 Stufen aus vulkanischem Tuff empor und bilden drei Ränge mit 5,12 und 18 Sitzreihen und Plätzen für ca. 20,000 Personen.

An industriellen Etablissements finden sich namentlich Bäckereien, Walkereien und eine Gerberei. Besonders interessant ist die Fullonica (17), die Fabrik der Walker. Um einen massiven Umgang von elf Pfeilern, die noch eine obere Galerie tragen, liegen die Schlaf- und Wohnzimmer der Arbeiter sowie die Werkstätten, Trockenräume etc.; links am Ende des Umganges sind vier große Wasserbehälter, deren Wasser je von einem höhern in den niedrigern abfloß. Was die Privathäuser von P. betrifft, so sind sie meist aus kleinen, durch Mörtel verbundenen Bruchsteinen, Lava, Lavaschlacken und Kalkstein mit Stucküberzug, häufig mit Ecken und Türpfosten aus Ziegeln erbaut; Marmor ist erst in der Kaiserzeit, in größerer Ausdehnung nur an öffentlichen Gebäuden, zur Wandbekleidung verwandt worden. Die Grundfläche der vornehmern Häuser ist zuweilen sehr bedeutend; aber sie zerfällt bei allen Häusern in auffallend viele kleine Räume, die nur 4–5 Personen Platz zur freien Bewegung boten. Die Außenseite der Häuser ist meist schmucklos; größere Fenster sind nur bisweilen im Oberstock, im Erdgeschoß bloß kleine, oft vergitterte Öffnungen. Leben gewährten der Straße die vielen engen und niedrigen, aber weit offenen Läden, die oft noch mit einem hintern oder obern Zimmer in Verbindung stehen. Auch bei vornehmen Häusern finden sich Läden. Die Schönheit des Hauses entfaltete sich nur nach innen. Eine behagliche Wohnung hatte jenseit des Eingangsflurs (ostium) ein Atrium als ersten Hof mit einem nach innen geneigten, entweder auf Querbalken oder auf Säulen ruhenden Dach und mit einem Bassin in der Mitte zur Aufnahme und Fortleitung des Regenwassers. Um dasselbe lagen Schlafzimmer und Wirtschaftsräume. An den beiden Enden der Atriumseiten sind zwei offene Flügelräume (alae), dem Eingang gegenüber das Tablinum, ein auf das Atrium und meist auch auf den zweiten Hof geöffnetes, vermutlich als Empfangssalon dienendes Zimmer. Zur Seite desselben führt ein Verbindungsgang zum zweiten Hof, gegen den auch das neben dem Tablinum etwa noch vorhandene Konversations- und Speisezimmer gerichtet ist. Der zweite Hof (peristylium) ist die eigentliche Privatwohnung und besteht meist aus einem kleinen Garten oder einem von Blumenbeeten umrahmten Wasserbecken, das von einem Säulengang umschlossen ist. Auf diesen Umgang öffnen sich die Zimmer der Familie, an der Rückseite des Peristyliums ist zuweilen noch ein Festsalon (oecus). In manchen Häusern gelangt man noch zu einer dritten Abteilung, dem eigentlichen Garten (viridarium). Die obern Geschosse, die das Atrium und Peristylium ganz oder teilweise umschlossen, enthielten meist Schlafzimmer für die Dienerschaft, nach außen auch Mietwohnungen. In reichem Maße sind die Räume der pompejanischen Häuser mit Ornamenten, Malereien und Mosaikgemälden ausgestattet. Die nennenswertesten der Privatgebäude sind: das Haus des Pansa (s. Tafel »Architektur V«, Fig. 4–6), eine der größten Wohnungen der Stadt, durch Harmonie der Maße und Vollständigkeit des Planes ausgezeichnet (24); das Haus des Poeta tragico (18; nach einem unrichtig erklärten trefflichen Gemälde im Tablinum, jetzt im Museum zu Neapel, so benannt), ein kleines, aber sehr geschmackvolles Haus, durch seine Malereien hochberühmt; das Haus des Sallust (19), durch Wandmalereien ausgezeichnet; das Haus des Meleager (20), eine reichgeputzte, schöne Wohnung ohne Läden und von zierlicher Anlage; das Haus des Kastor und Pollux (21), ein großes Doppelhaus; die Casa del Fauno (22), eine der prächtigsten Privatwohnungen von P., mit berühmten Mosaiken (darunter die Alexanderschlacht); das Haus des Lucretius (23), mit einer Fülle von ornamentalem Schmuck; das besonders sehenswerte Haus der Vettier (26), mit vielen schönen Malereien; an der 1862 bloßgelegten Casa del Balcone pensile (25) ist die in die Straße hinausragende Erkerwohnung bemerkenswert. Die in P. aufgefundenen überaus zahlreichen häuslichen Gerätschaften aller Art, Schmucksachen, Münzen etc., die ein helles Licht über das häusliche Leben der Alten verbreiten, befinden sich, wie alle bedeutenden Fresken, Mosaiken, ornamentalen Wanddekorationen (s. Tafel »Ornamente I«, Fig. 48, 50–54) und Skulpturwerke, jetzt größtenteils im Nationalmuseum zu Neapel.

Vgl. Mazois, Les ruines de Pompéi (Par. 1812–1838, 4 Bde.); Gell und Gandy, Pompeiana (Lond. 1817–30, 4 Bde.; neue Folge 1832, 2 Bde.); Cooke, Delineations of Pompeii (das. 1818–27, 2 Bde.); Zahn, Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde von P., Herculaneum und Stabiä (Berl. 1828–60, 3 Abtlgn.) und Neuentdeckte Wandgemälde in P. (Stuttg. 1828, 40 Blatt); Ternite, Wandgemälde aus P. und Herculaneum (mit Text von K. O. Müller; fortgesetzt von Welcker, Berl. 1841–44, 3 Hefte); »Herculaneum und P., vollständige Sammlung der daselbst entdeckten Malereien, Mosaiken und Bronzen«, gestochen von Roux und Bouchet, mit Text von Barré (deutsch, Hamb. 1838–41, 6 Bde.); Nissen, Pompejanische Studien (Leipz. 1877); Fiorelli, Gli scavi di Pompei dal 1868 al 1872 (Neapel 1873); Schöner, Pompeji (Stuttg. 1877); »Pompei e la regione sotterrata da Vesuvio nell' anno 79« (Neapel 1879, Sammelwerk zur 18. Säkularfeier der Verschüttung); Niccolini, Le case ed i monumenti di Pompei (Bd. 1–4, das. 1854–96); Presuhn, P., die neuesten Ausgrabungen von 1874 bis 1881 (2. Aufl., Leipz. 1881, 80 Tafeln); Overbeck, Pompeji (4. Aufl. von Man, das. 1884); v. Duhn und Jacobi, Der griechische Tempel in P. (Heidelb. 1890); Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipz. 1873) und Untersuchungen über die campanische Wandmalerei (das. 1873); Steeger-Presuhn, Le più belle pareti di Pompei (Turin, Rom, Florenz 1877 ff.); Sogliano, Le pitture murali campane scoverte negli anni 1867–1879 descritte (Neap. 1879) und La casa dei Vettii in P., in »Monumenti antichi«, Bd. 8 (1898); Man, Geschichte der dekorativen Wandmalerei in P. (Berl. 1881), P. in Leben und Kunst (Leipz. 1900) und Führer durch P. (3. Aufl., das. 1898); Engelmann, Pompeji (Bd. 4 der »Berühmten Kunststätten«, das. 1898); Gusman, Pompéi, la ville, les mœurs, les arts (Par. 1905); Thédenat, Pompéi (das. 1906, 2 Bde.); Weichardt, P. vor der Zerstörung. Rekonstruktionen der Tempel etc. (Leipz. 1899); Furchheim, Bibliotheca Pompejana (Bibliographie, 2. Aufl., Neapel 1892). Vgl. auch die fortlaufenden Berichte über P. von Man in den »Mitteilungen des archäologischen Instituts« in Rom.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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