Perfall

Perfall

Perfall, 1) Karl Theodor Emanuel, Freiherr von, Theaterintendant und Komponist, geb. 29. Jan. 1824 in München, studierte anfänglich die Rechte, nach bestandener Staatsprüfung aber 1849 in Leipzig unter M. Hauptmanns Leitung Musik, war darauf kurze Zeit im bayrischen Staatsdienst tätig, übernahm 1851 die Direktion der Münchener Liedertafel und gründete 1854 einen Oratorienverein. 1855 zum königlichen Kammerherrn, 1864 zum Hofmusik-Intendanten ernannt, wurde er 1867 zur Leitung des Hoftheaters berufen, 1869 zum wirklichen Hoftheaterintendanten und 1872 zum Generalintendanten ernannt. 1893 trat er von dieser Stellung zurück. Außer kleinern Werken komponierte er die Musik zu den Künstlerfestspielen: »Barbarossa« (1849), »Prinz Karneval« (1850) und »Frühling im Winter« (1851), zu Racines »Esther« (1878) und zu P. Heyses Festspiel »Der Friede« (1871); ferner die Opern: »Sakuntala« (1853), »Das Konterfei« (1863), »Raimondin« (auch »Melusine« genannt, 1881) und »Junker Heinz« (1886), endlich die Märchen: »Dornröschen« (1858), »Undine« (1859) und »Rübezahl« (1860), die an der Hofbühne zur Ausführung kamen. Vgl. seine Schrift: »Ein Beitrag zur Geschichte der königlichen Theater in München, 1867–1892« (Münch. 1894); ferner Bierbaum, »25 Jahre Münchener Hoftheatergeschichte« (das. 1892).

2) Karl, Freiherr von, Schriftsteller und Kunstkritiker, Neffe des vorigen, geb. 24. März 1851 in Landsberg am Lech, studierte in München Rechtswissenschaften, widmete sich aber nach der Staatsprüfung der Literatur und Kunstkritik. Nach längerm Aufenthalt in Dresden, Wien, Genf und Paris übernahm er 1879 die Leitung der »Düsseldorfer Zeitung« und wurde 1886 als Feuilletonist und Kunstkritiker in die Redaktion der »Kölnischen Zeitung« berufen, in der er unter anderm alljährlich über die Kunstausstellungen in Paris, München und Berlin berichtet. Unter dem Namen Theodor von der Ammer veröffentlichte er: »Münchener Bilderbogen. Humor und Satire aus Isar-Athen« (2. Aufl., Stuttg. 1878) und »Ein Wintermärchen«, Novelle (das. 1879), unter seinem eignen Namen folgten die Novellen: »Die Heirat des Herrn von Radenau« (Düsseld. 1884) und »Vicomte Bossu« (das. 1885); das Schauspiel »Wanda« (das. 1883) und eine Reihe von Romanen: »Vornehme Geister« (das. 1883, 2 Bde.), »Die Langsteiner« (das. 1886, 2 Bde.), »Ein Verhältnis« (das. 1887, 9. Aufl. 1904), »Natürliche Liebe« (das. 1890), »Die fromme Witwe« (2. Aufl., das. 1890), »Verlornes Eden, heiliger Gral« (Köln 1894, 3 Bde.), »Das Königsliebchen« (8. Aufl., das. 1905), »Sein Recht« (das. 1897, 10. Aufl. 1905), »Damals« (das. 1899), »Der schöne Wahn« (das. 1901), »Loras Sommerfrische« (Berl. 1902), »Die Treulosen« (das. 1903), »Frau Sensburg« (das. 1904), »Bittersüß« (das. 1905).

3) Anton, Freiherr von, Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 11. Dez. 1853 in Landsberg am Lech, widmete sich in München naturwissenschaftlichen Studien, verheiratete sich daselbst mit der Hofschauspielerin Magda Irschik und ließ sich, nachdem er seine Gattin auf einer Kunstreise durch Amerika begleitet hatte, in Schliersee nieder. Er schrieb die Novellen. »Über alle Gewalten« (1889), »Harte Herzen« (1890), »Auf Irrwegen der Liebe« (1891), »Totenröschen«, »Licht« (1892), »Romanzero« (1892), »Die Sünde« (1895), »Das Glück von Tennexton« (1898), »Ein Akkord. Die Libelle« (1898), »Der Jagdteufel« (1899), »Das verkaufte Genie« (1900), »Die Landstreicherin« (1901), »Die Uhr« (1901), »Die Hexe von Norderoog« (1902) u.a.; die Romane: »Justiz der Seele« (1889), »Dämon Ruhm« (1889), »Gift und Gegengift« (1890), »Das Erdmannshaus« (1890), »Unterwühlter Grund« (1892), »Truggeister« (1892), »Ketten« (1892), »Sein Dämon« (1893), »Der Scharffenstein« (1894), »Das verlorne Paradies« (1896), »Die Tragödin« (1897), »Die Achenbacher« (1897), »Faiful« (1898), »Die Sonne« (1899), »Das Goldherz« (1899), »Der Freihof« (1901), »An der Tafel des Lebens« (1902), »Münchener Kindeln« (1904), »Der Kroatersteig« (1905), »Die Finsternis und ihr Eigentum« (1905), »Lebendige Wasser« (1905), »Der Nachtfalter« (1906); die Dramen »Marciana« (1890) und »Die Krone« (1898). Beifall fanden seine frischen Jagdschilderungen: »Ein Weidmannsjahr« (Berl. 1896), »Allerhand Lebendiges« (2. Aufl., Stuttg. 1905), »Aus Berg und Tal« (das. 1902) und »Aus meinem Jägerleben« (Leipz. 1906).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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