Ayrer

Ayrer

Ayrer, Jakob, nach Hans Sachs der fruchtbarste deutsche Dramatiker des 16. Jahrh., kam als Knabe nach Nürnberg, siedelte später nach Bamberg über, wo er Prokurator wurde, kehrte jedoch bald nach Nürnberg zurück, wo er 1594 Bürger wurde und als Gerichtsprokurator und kaiserlicher Notar 26. März 1605 starb. Ayrers Reimwerk »Chronik der Stadt Bamberg« (hrsg. von I. Heller, Bamb. 1838) ist unbedeutend. Seine Dramen erschienen erst nach seinem Tode u. d. T.: »Opus theatricum« (Nürnb. 1618), enthaltend 30 Tragödien und Komödien und 36 Fastnachts-, Possen- und Singspiele. A. entnahm seine Stoffe der Geschichte, Sage und Novellenliteratur, nur in einem einzigen Fall der Bibel. Mehrere Stücke sind Bearbeitungen englischer Dramen, oder sie sind aus gleicher Quelle mit solchen geschöpft. Die »englischen Komödianten« vermittelten ihm die lebendige Anschauung englischer Stücke, z. B. der berühmten »Spanish tragedy« von Kyd (s. d.) sowie eines Dramas, das Shakespeare bei der Abfassung seines »Sturms« benutzt haben muß, das wir aber jetzt nur noch aus Ayrers Bearbeitung »Comedia von der schönen Sidea« kennen. Auch in Ayrers »Schöner Phänicia« und Shakespeares »Viel Lärm um nichts« ist dieselbe Quelle benutzt. A. behandelt indes auch die englischen Muster durchaus im Stil des deutschen Knittelversdramas. Am deutlichsten tritt der fremde Einfluß in den komischen Partien hervor: die bei A. häufig vorkommende lustige Person Jahn Bouset ist eine Schöpfung des englischen Schauspielers Sackeville, der zu Ayrers Zeit mehrmals in Nürnberg auftrat. Neben den in den alten Reimpaaren abgefaßten Fastnachts- und Possenspielen schuf A. auch eine Reihe von strophischen Singspielen, in denen die Personen ihre Rollen mich der Melodie eines Volksliedes oder eines Meistertons abzusingen hatten. Tieck hat in sein »Deutsches Theater« (Bd. 1) fünf Stücke Ayrers aufgenommen. Eine neue Ausgabe des »Opus theatricum« nebst drei früher nicht gedruckten Stücken besorgte A. Keller (Schriften des Literarischen Vereins, Stuttg. 1865, 5 Bde.); Auswahl von Tittmann (Leipz. 1868). Vgl. Th. Wolff, Zur Kenntnis der Quellen von I. Ayrers Schauspielen (Berl. 1875); Robertson, Zur Kritik I. Ayrers (Leipz. 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Ayrer — Ayrer, Jakob, gest. 1605 in Nürnberg, nächst Hans Sachs der fruchtbarste deutsche Dichter im 16. Jahrh., schrieb 66 dramatische Werke, zu denen er den Stoff aus den Classikern, der deutschen Heldensage, dem Bocaccio, den Chroniken u.s.w. hernahm; …   Herders Conversations-Lexikon

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